Gauguin (2017) | Filmkritik

Gauguin

Paul Gauguin starb am 8. Mai 1903 verarmt und einsam auf Hiva Oa in Französisch-Polynesien. Heute gilt er als Wegbereiter des Expressionismus und seine Gemälde aus der Südsee sind weltbekannt.

Basierend auf den Reisetagebüchern des französischen Malers erzählt Regisseur Édouard Deluc (Welcome to Argentina) die Geschichte der wichtigsten Reise des Künstlers und seiner Suche nach der Inspiration im vermeintlichen Paradies.

Gauguin hat sein Leben und die Menschen in Frankreich satt. Zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern strebt er eine Reise nach Tahiti an, um neue und außergewöhnliche Kunstwerke zu schaffen. Doch mit seinem Bestreben scheint der gealterte Künstler alleine. Weder seine Freunde noch seine Familie können seinen Träumen etwas abgewinnen.

Und so bricht der begabte Franzose 1891 in sein selbst gewähltes Exil auf nach Französisch-Polynesien auf. Er lässt sich vom Dschungel verschlucken, trotzt Einsamkeit, Hunger und Krankheit.

Während dieser Phase trifft er auf die junge Eingeborene Tehura, die fortan seine Muse und auch Modell seiner bekanntesten Gemälde werden wird. Als freier Mann in der Wildnis, fernab der Politik und Regeln eines zivilisierten Europas, entwickelt Paul Gauguin in den darauffolgenden Jahren einen neuen Stil des Malens.

Das bildgewaltige Werk Gauguin (Originaltitel: Gauguin – Voyage de Tahiti) aus dem Jahr 2017 umfasst keinesfalls das gesamte Leben des französischen Ausnahmekünstlers. Regisseur Édouard Deluc hat sich dazu entschieden, lediglich die Reisetagebücher des Künstlers auf die Leinwand zu bringen, um die wichtigsten Schaffensjahre des Paul Gauguin bildlich zu verewigen. Mit klassischen Biopic-Texteinblendungen werden zum Abschluss die noch offenen Fragen seines Werdegangs und ebenso sein mittelloser Tod erzählt. Doch bis zu diesem Zeitpunkt bietet der Film in 101 Minuten Laufzeit ebenso fesselnde wie ernüchternde Momente für den Zuschauer.

Der Start des Films ist dabei ebenso rasant wie lückenhaft. Paul Gauguin plant mit seinen Künstlerfreunden die Reise ins Exil und wird von ihnen im Stich gelassen. Auch seine Frau und Kindern wenden dem exzentrischen Vater den Rücken zu und nach wenigen Minuten sitzt Gauguin abgemagert in einer kleinen Holzhütte, um sich voll und ganz seiner Kunst zu widmen.

Dass man die Einleitung nicht allzu ausgiebig breitschlägt, ist ein dankbares Element. Doch für alle Unkundigen Gauguins wären ein paar erklärende Worte der Einführung wünschenswert gewesen. Umso intensiver gestaltet sich die darauffolgende Entdeckungstour der Insel, welche bildhaft und gefühlvoll inszeniert wurde.

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Hauptdarsteller Vincent Cassel (Black Swan) schafft gekonnt den Spagat zwischen Wahnsinn und Genie zu verkörpern, so dass man als Betrachter immer wieder zwischen Sympathie und Antipathie dem Protagonisten gegenüber wechselt. Paul Gauguin widmet all seine Energie und Zeit seinen Gemälden, um zu beweisen, dass er ein großer Künstler ist. Doch dabei verliert er nicht nur seine Frau aus den Augen, sondern auch das eigene Leben.

Mit fortschreitender Handlung versteift sich der Film jedoch auf teils nebensächliche Handlungen und verliert seinen Fokus vorübergehend aus dem Blick.

Auch wenn Paul Gauguin selbst die Kunst für einige Zeit vernachlässigte, sind die folgenden Themen eher beiläufig und uninteressant für die Verfilmung des Lebensauschnitts. Ein starker Abfall der Spannung ist das Ergebnis dieser Entwicklung, der sich bis zum Ende hindurchziehen soll.

Und auch die Nebendarsteller, welche Vincent Cassel an die Seite gestellt wurden, sind ebenso unscheinbar wie austauschbar. Obwohl Gauguin und sein Leben Dreh- und Angelpunkt sind, hätten emotionale Dialoge die Gefühlswelt des Künstlers verstärkt darlegen können.

Letztendlich erzählt Gauguin einen ebenso kurzen wie wichtigen Ausschnitt aus dem Leben des französischen Expressionisten. Für Liebhaber der Südsee und Kunstbegeisterte sicherlich ein bildgewaltiges Spektakel, für andere wohl eher ein ruhiges und teils langatmiges Werk über die selbst gewählte Einsamkeit mit Pinsel und Farbe.

Regie: Édouard Deluc
Drehbuch: Edouard Deluc, Etienne Comar, Thomas Lilti, Sarah Kaminsky
Musik: Warren Ellis
Darsteller: Vincent Cassel, Tuheï Adams, Malik Zidi, Pua-Taï Hikutini, Pernille Bergendorff, Marc Barbé

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