The Foreigner (2017) | Filmkritik

The Foreigner

Wer den Namen Jackie Chan kennt, denkt dabei sofort an aberwitziges Kung Fu und reichlich Slapstick. Dass der inzwischen 63-jährige Schauspieler aber auch ganz ernste Töne anschlagen kann und sich aus gewohnten Fahrwassern zu bewegen weiß, hat er in Produktionen wie 1911 Revolution und Stadt der Gewalt bereits bestens bewiesen.

In The Foreigner zeigt die Martial Arts Legende einmal mehr die Kraft seiner Darstellungsfähigkeiten. Jackie schlüpft in die Rolle des Geschäftsmannes Ngoc Minh Qua, der seine Tochter bei einem Bombenattentat in London verliert.

Der introvertierte Chinese wendet sich zuerst an die Polizei und bittet demütig um Hilfe, doch sein Ersuchen wird abgelehnt. Der ehemalige IRA-Kämpfer Liam Hennessy (Pierce Brosnan), inzwischen in die britische Politik aufgestiegen und scheinbar geläutert, verurteilt diesen Anschlag aufs Äußerste. Seiner Ansicht nach herrscht längst Frieden zwischen der IRA und Großbritannien.

Wer auch immer hinter dem feigen Anschlag steckt, scheint außerhalb der ehemaligen Terrororganisation zu operieren. Als Quan Hennessy im Fernsehen sieht, beschließt er, ihn um Hilfe zu bitten. Natürlich lässt sich dieser stets verleugnen, doch der Chinese bleibt hartnäckig. Als es zum unvermeidlichen Aufeinandertreffen kommt bittet Quan um die Namen derer, die hinter dem feigen Anschlag stecken.

Hennessy denkt gar nicht daran und lässt den Besucher unsanft zur Tür begleiten. Was niemand ahnt, Quan hat eine ausgezeichnete militärische Ausbildung genossen. Mit kleineren Bombenattentaten auf Hennessy hofft er, endlich die Namen zu bekommen.

Es entbrennt ein erbitterter Streit beider Parteien, bei der der IRA-Politiker schnell zwischen die Fronten gedrückt wird. Auf der einen Seite steht der Chinese und auf der anderen eine Verschwörung in den eigenen Reihen. Ein gewagtes Katz und Maus Spiel entbrennt und lässt die alten Rivalitäten zwischen IRA und England neu aufflammen.

Was ein wenig an Collateral Damage mit Arnold Schwarzenegger erinnert, wird hier mit anderen Konfliktparteien und einer deutlich dramatischeren Darstellung umgesetzt. Jackie Chan beweist echtes Talent im Ausdruck des eigenen Schmerzes. Statt eines liebenswürdigen und charismatischen Mannes, sehen wir eine schmerzverzerrte und teils apathische Maske auf seinem Gesicht, die das unsägliche Leid erahnen lässt.

Mit eiskaltem Kalkül wendet Quan genau die Mittel an, die ihm seine Tochter nahmen. Und als er versteht, dass Worte und freundliche Bitten in dieser korrupten nicht weiterhelfen, verwandelt er sich in einen alptraumhaften Schatten, der nach Vergeltung lechtzt.

The Foreigner
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Der kühle Thriller um IRA Bomben und Politische Intrigen stellt Ex-James Bond Pierce Bronsan und Drunken Master Jackie Chan in einem tödlichen Duell gegenüber. Dabei wird Chans Martial Arts Kunst in den Hintergrund gestellt und durch realistischere Kämpfe um Leben und Tod ersetzt. Beide Darsteller bemühen sich dabei stets überzeugend zu sein und sowohl Licht als auch Schatten zu repräsentieren. Wenn es um ihre Ziele geht, ähneln sich beide nämlich sehr. Sie würden töten, um ihr jeweils erstrebtes Ziel zu erreichen.

Für Jackie Chan Fans ist es sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, zu sehen wie sich die Action-Ikone in einem Thriller versucht. Wer allerdings weiß, dass Chan ein bestens ausgebildeter Schauspieler ist, wird keinesfalls überrascht sein. Martin Campbell, der mit Brosnan bereits in Goldeneye zusammenarbeitete, beweist in The Foreigner sein Gespür für Spannung und geerdete Action. Dabei behält er stets im Blick, dass die beiden Gegenspieler Quan und Hennessy nie ihre Menschlichkeit verlieren. Ein Film, der nicht nur für Jackie Chan Fans interessant sein dürfte. Doch bleibt er nicht ohne Makel.

Leider ist The Foreigner außerhalb der beiden Darsteller recht eintönig und hebt sich mit seiner Geschichte nicht sonderlich von der Masse ab. Die Musik und die Bilder sind zweckmäßig und tragen ebenfalls nicht dazu bei, den Film für längere Zeit im Gedächtnis des Zuschauers zu platzieren. Nur durch die bekannten Namen seiner beiden Hauptdarsteller bleibt der Film sehenswert und wäre ansonsten am Publikum gänzlich vorbeigegangen.

Regie: Martin Campbell
Drehbuch: David Marconi
Musik: Cliff Martinez
Darsteller: Jackie Chan, Pierce Brosnan, Michael McElhatton, Liu Tao, Charlie Murphy, Orla Brady

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