Welchen Nutzen können drei Plakatwände an einer abgelegenen Straße haben, welche lediglich von verfahrenen Autos besucht werden? Für die frustrierte Einwohnerin Mildred Hayes spiegeln sie jedoch all ihren Schmerz und ihr Leiden wieder.
Regisseur Martin McDonagh der mit Brügge sehen… und sterben? (2008) und 7 Psychos (2012) bereits seinen schwarzen Humor eindrucksvoll zur Schau stellte, meldet sich mit einem neuen Werk zurück. Ebenso wie seine Vorgänger ist Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ein cleveres Werk mit intelligenten Figuren und einer tollen Entwicklung. Doch inwieweit funktioniert das Zusammenspiel einer Vergewaltigungsgeschichte mit humoristischen Elementen?
Mehrere Monate sind bereits vergangen und weiterhin wurde kein Mörder ermittelt, der die junge Angela auf ihrem Heimweg vergewaltigt, ermordet und anschließend verbrannt hat. Deshalb unternimmt die 50-jährige Mildred Hayes eine aufsehenerregende Aktion, um dafür zu sorgen, dass der Fall nicht in Vergessenheit gerät.
Sie lässt drei Plakatwände an der Stadteinfahrt mit provozierenden Sprüchen bemalen, die an den städtischen Polizeichef, den ehrenwerten William Willoughby, adressiert sind, um ihn zu intensiverer Arbeit in dem Fall zwingen. „Vergewaltigt beim Sterben.“, „Noch keine Verhaftungen?“ und „Wie kommt das, Chief Willoughby?“ steht fortan in großen, schwarzen Lettern auf einer riesigen, roten Fläche.
Doch nicht jeder in der verschlafenen Stadt teilt Mildreds Meinung und vor allem der stellvertretende Officer Dixon, ein Muttersöhnchen mit Hang zur Gewalt, möchte den Ruf seiner Kollegen verteidigen. Der Konflikt zwischen der verzweifelten Mutter und den Ordnungshüter ist jedoch nicht das einzige Problem, welches in der Kleinstadt aufkommt. Mildred muss sich ebenfalls mit ihrem pubertären Sohn, dem gewalttätigen Ex-Mann und einem kleinwüchsigen Verehrer herumschlagen.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri lebt über 115 Minuten von seinen Figuren und ihren Dialogen, sowie Interaktionen. Schlagfertig, dümmlich und wütend trifft dabei immer wieder aufeinander.
Während Mildred Hayes, dargestellt von einer grandiosen Frances McDormand (Fargo), immer wütender wird und bei der Verteidigung des Andenkens ihrer Tochter zu immer drastischeren Mitteln greift, stehen ihr gegenüber der rationale Sheriff Bill Willoughby und der dümmliche Officer Jason Dixon.
Neben der intensiv spielenden Frances McDormand, die mit Recht bereits einen Golden Globe für ihre Performance einheimsen konnte und derzeit auch auf Oscar-Kurs als „Beste Hauptdarstellerin“ ist, schafft auch Woody Harrelson einen eleganten Spagat zwischen besorgten Familienvater und genervten Polizeichef.
Herausragend zudem ist das Auftreten von Sam Rockwell, der als rassistisches Muttersöhnchen für jede Menge Kopfschütteln sorgt und schnell zum Gegenspieler Mildreds wird. Rockwell mimt den dümmlichen Polizisten durch und durch glaubhaft naiv und verleiht ihm des Weiteren eine Wandelbarkeit, die der Figur nur noch mehr Tiefe gibt.
Die Geschichte rund um die drei Billboards mag für manch einen Kinogänger vielleicht etwas zu langatmig erzählt sein und nicht zufriedenstellend erklärt, aber alle anderen können sich auf nachdenkliche Unterhaltung freuen. Trotz einer Freigabe ab 12 Jahren sollte man sich aber bewusst sein, dass auch in diesem Film verstärkt Wörter genutzt werden wie Schwanz, Fotze und dergleichen. Mildred Hayes verleiht ihrer Wut zudem auch auf brutale Art Ausdruck und eine Kneipenschlägerei ist nicht das einzige blutige Ereignis des Films.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri wird in einfachen Bildern erzählt und lebt durch und durch von seinem interessanten Cast, der leidenschaftlich und fühlbar eine Geschichte voller Trauer und Zorn vorträgt – gepaart an den richtigen Stellen mit einer eleganten Prise Humor.
Regie: Martin McDonagh
Drehbuch: Martin McDonagh
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, John Hawkes, Peter Dinklage
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