Sicherlich kennt ein jeder Serien-Schauer diesen Moment, wenn ihm der Inhalt einer Episode auf Anhieb bekannt vorkommt und er ein ähnliches Konzept bereits in einer anderem Format sah. Besonders Sitcoms bedienen sich oftmals dieser Methode und wärmen Altbekanntes auf. Ein Klassiker dabei sollte die „Ich liebe dich“-Folge sein, die so gut wie jede Comedy beinhaltet oder auch die Suche nach dem richtigen Vater wird immer wieder thematisiert.
Der Film Wer ist Daddy? scheint sich ein Beispiel an Vorbildern wie Two and a Half Men, The Big Bang Theory und How I Met Your Mother genommen zu haben und streckt den stumpfen Inhalt einer sonst 20-minütigen Sitcom-Folge auf geradezu schmerzhafte 125 Minuten voller flacher Gags und banaler Handlungen.
Kyle (Owen Wilson) und Peter (Ed Helms) sind Zwillinge, die jedoch ein grundverschiedenes Leben führen. Während Kyle sorgenlos und glücklich mit seiner schwangeren Frau lebt, ist Peter seit einigen Jahren geschieden und muss als Arzt täglich bei Untersuchungen die Prostatae seiner Patienten untersuchen. Bei der Hochzeit ihrer Mutter prallen die beiden Brüder abermals aufeinander. Doch dies soll nur von kurzer Dauer sein.
Durch einen Zufall erfahren Kyle und Peter, welche ohne Vaterfigur aufwuchsen, dass der nett lächelnde Mann auf dem Foto über dem Kamin überhaupt nicht ihr Vater, sondern von ihrer Mutter erfunden wurde, um die Wahrheit zu verschleiern. Wer der wahre Erzeuger ihrer beiden Kinder ist, kann die Mutter nur grob einschätzen, da sie in den 1970er gleich mehrere Liebhaber hatte.
Die Brüder beschließen, gemeinsam ihren geheimnisvollen Erzeuger zu suchen, obwohl ihnen nur wenige Anhaltspunkte zur Verfügung stehen. Das ist der Beginn einer verrückten Entdeckungsreise, auf der sie nicht nur ihre Mutter, sondern auch sich selbst ganz neu kennenlernen.
Regisseur des Films, Lawrence Sher, gibt mit diesem Werk sein Regiedebüt. Zuvor war der Kameramann unter anderem an Filmen wie Garden State und The Hangover beteiligt. Doch welchen Job der Amerikaner auch hinter der Kamera ausübt, sei ihm verziehen, denn für das Drehbuch zeichnet sich Justin Malen verantwortlich.
Der Autor hinter Office Christmas Party, der derzeit ebenso die Drehbücher zu Bad Teacher 2 und Sherlock Holmes 3 verfasst, scheint keinerlei Verständnis für Spannung, Logik oder gar Unterhaltung zu besitzen. Was die Komödie Wer ist Daddy? inhaltlich präsentiert, ist nicht nur ein aufgetautest Sitcom-Feuerwerk, sondern eine Aneinanderreihung simpelster Gags, die bei all ihrer Dichte in fast keinem Moment zünden.
Das Zusammenspiel der beiden Brüder entwickelt sich in keinster Form glaubhaft weiter und die pubertären Momente sorgen dafür, dass jegliche Tiefe gleich im Keim erstickt wird. Beispielhaft für den Stumpfsinn des Films sei ein Besuch beim Tierarzt, welcher eine Katze mit unnatürlich großen Hoden operiert. Die Tatsache, dass dieser Moment keinesfalls etwas mit der Handlung zu tun hat, wundert an der Stelle aber sowieso niemanden mehr.
Vorgetragen wird das ganze Spektakeln von den Comedy-Schauspielern Ed Helms (Hangover) und Owen Wilson (Zoolander). Die Vorstellung, dass diese beiden Darsteller überhaupt Zwillinge sein sollen, darf man erst gar nicht in Frage stellen.
Wo Helms eine halbwegs lustige Variation aus seiner beliebten Hangover-Figur und dem Two and a Half Men Charakter Alan Harper darstellt, versagt Wilson gefühlt bei jedem Auftritt. Keine Form von Sympathie oder Humor scheinen in diesem Film vorhanden. Spätestens in dem Moment, wenn er ein kleines Kind anpinkelt, möchte man kopfschüttelnd abschalten.
Die ältere Fraktion rund um Glenn Close als Mutter Helen Baxter sowie J. K. Simmons, Terry Bradshaw und Christopher Walken als potenzielle Väter, kann wenigstens das ein oder andere Schmunzeln bewirken. Bei dieser immens langen Spieldauer der Komödie liefert aber Wer ist Daddy? einfach an allen Fronten zu wenig.
Bildlich langweilig, schauspielerisch unmotiviert und inhaltlich eine Katastrophe – Wer ist Daddy? schießt den Vogel ab. Wer die gleiche, wenn nicht bessere Unterhaltung möchte, kriegt dies in Kurzform in jeder beliebigen Sitcom.
Regie: Lawrence Sher
Drehbuch: Justin Malen
Musik: Rob Simonsen
Darsteller: Owen Wilson, Ed Helms, J. K. Simmons, Katt Williams, Terry Bradshaw, Ving Rhames, Harry Shearer, June Squibb, Christopher Walken, Glenn Close