Una und Ray (2016) | Filmkritik

Una (Rooney Mara) beschließt eines Tages Ray (Ben Mendelsohn) aufzusuchen, der sie vor 15 Jahren sexuell missbraucht hat. Zu diesem Zeitpunkt war sie 13 Jahre alt und er bereits Ende 20.

Er arbeitet inzwischen als Abteilungsleiter in einem Logistik-Unternehmen. Allerdings hat er seinen Namen in Pete geändert und ist mittlerweile verheiratet. Für seine Straftat musste er vor seinem Neuanfang eine mehrjährige Gefängnisstrafe abgesessen. Als Una auf Ray trifft, versucht sie ihn während seiner Arbeit mit dem Vergangenen zu konfrontieren und beide verstecken sich vor der restlichen Arbeiterschaft.

Rückblickend wird die gesamte Geschichte zwischen beiden erzählt. Herausgerissen aus den tragischen Erinnerungen wird Ray jedoch gebeten eine wichtige Rede bei einem Meeting zu halten, wo es um die Zukunft des Unternehmens gehen soll. In Gedanken versunken ist es ihm zugeteilt worden mehrere Mitarbeiter zu entlassen. Scott (Riz Ahmed) soll angeblich auf der Liste von Rays Streichkandidaten stehen, also beginnt er mit der Suche nach ihn auf dem Unternehmensgelände.

Es kommt zu einem Versteckspiel mit der eigenen Vergangenheit, indem jeder nächste Schritt das potenzielle Karriere- und Liebesaus für Ray bedeuten könnte. Una erinnert ihn an seine Tat und bedroht somit seine gesamte Existenz.

Una und Ray ist eine filmische Adaption des Theaterstücks Blackbird, welches von dem Kriegsveteran Toby Studebaker inspiriert wurde. Die Regie übernahm Benedict Andrews, der hiermit zugleich sein Debüt gibt. Die Thematik des Films ist sehr schwer und hart: Ein verheirateter Mann wird 15 nach dem wohl schwersten Fehler seines Lebens mit seiner Vergangenheit konfrontiert und versucht dabei keinen weiteren Fehler zu begehen.

Es ist wichtig, dass die nervliche Belastung vor dem Betrachten dieses Werkes nicht allzu hoch ist, da es kein Blockbuster-Kino a la Marvel ist, wo Superhelden aufeinander einschlagen, um sich wenig später wieder gegen den gemeinsamen Feind zu verbünden. Nein, in Una und Ray geht es schlicht und einfach um zwei Personen, die ein Ereignis verbindet.

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Für Ray droht sein neues Leben aus den Fugen zu geraten, Unas Leben ist bereits zerstört. Hierbei spielt insbesondere die Absicht von Una eine Rolle, warum sie Ray wiedersehen möchte. Zugeschnitten wird dieser Film hauptsächlich auf die Schauspieler Mendelsohn und Mara. Beide verkörpern ihre Rollen glaubwürdig und teilweise stark intensiv. Allerdings ist es zu keinem Zeitpunkt eine Überdramatisierung oder ein Overacting. Die Schauspieler zeigen ihr wahres Können in eher ruhigeren Sequenzen, wo dem Zuschauer nur die Mimik angeboten wird.

Diese realistische und natürliche Herangehensweise an eine schwere Thematik geht leider auch auf die Kosten der Zuschauer. Es gibt wenig Schauwerte, die eine Filmlänge von 90 Minuten erklären können. An einigen Stellen kommt der Handlungsfluss ein wenig ins Stocken, sodass es vielleicht für den einen oder anderen Zuschauer schwierig sein wird den beiden Figuren noch weiter ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ein etwas größerer Schnitt sowie eine Reduzierung auf die Kerndialoge hätten vielleicht für den allgemeinen Filmkonsum gut getan.

Die Handlung, die Schauspieler und der Regisseur vermitteln ein Gefühl der inneren Leere, welches nicht unbedingt während des Films gestopft wird. Es ist auch keine klare Botschaft, die Benedict Andrews hier vermittelt. Viel mehr werden Argumente geliefert, die der Zuschauer dann in die richtige Position einordnen soll. Die vielen Rückblenden fördern einen leichten Ermüdungsprozess.

Positiv anzumerken ist die musikalische Untermalung, die an den wichtigen Stellen eine aufreibende Stimmung erzeugt. Des Weiteren ist es sympathisch, dass die Handlung sich eher im Kleinen behält, sodass der Film wie eine kleine Geschichte aus einer Kleinstadt wirkt. Insgesamt ist Una und Ray ein schwerer Film über eine schwere Thematik, die dank der beiden guten Darsteller und einer größtenteils zielgerichteten Regie für Fans von Kammerspielen oder Schauspielkunst zu empfehlen ist.

Trailer

Cast & Crew

Regie: Benedict Andrews
Drehbuch: David Harrower
Musik: Jed Kurzel
Darsteller: Rooney Mara, Ben Mendelsohn, Riz Ahmed, Ruby Stokes, Tara Fitzgerald, Natasha Little, Tobias Menzies

Bewertung

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