The Good Neighbor (2017) | Filmkritik

The Good Neighbor

Im Jahr 2017 könnte man denken, dass das Genre Found Footage ad acta gelegt wurde und selbst Horrorfilme sich von dem Klischee des ‚gefundenen Filmmaterials‘ verabschiedet haben. Doch The Good Neighbor bricht aus dem Rahmen und präsentiert in bester Überwachungskamera-Manier einen Streich, der schwere Folgen haben wird.

Die beiden Teenager Ethan und Sean haben sich für ihre Sommerferien ein mehr als perfides Experiment ausgedacht. Mittels Computertechnik und Fernsteuerungen wollen sie ihrem mürrischen Nachbarn Harold Grainey Angst und Schrecken einjagen, indem sie ihm glauben machen, dass es in seinem Haus spukt. Ihr Ziel ist nicht nur die Analyse der Reaktionen des Nachbarn, sondern auch Ruhm und zahllose Klicks im Internet.

Während der Heimsuchungen wird der Rentner dabei rund um die Uhr überwacht. Als die Türen bei Nacht knallen, das Fenster gefriert und die Musikanlage immer wieder anspringt, liegen die beiden Freunde lachend vor ihrem Computer. Doch ihre Streiche scheinen bei Grainey nicht die erhoffte Wirkung zu zeigen.

Es scheint, dass die beiden Teenager auf ein dunkles Geheimnis gestoßen sind. Warum verbringt ihr Nachbarn teils Stunden in seinem Keller? Der einzige Ort, an dem keine Kameras das Handeln von Harold Grainey aufzeichnen können.

Um an Antworten zu gelangen müssen sie sich selbst in Gefahr begeben und ihre sichere Rolle als Beobachter verlassen und im Haus des Rentners nach Hinweisen zu suchen.

The Good Neighbor gehört zu der Kategorie ‚viel Potenzial‘. Eine clevere Idee, die mit einfachen Mitteln und einem kleinen Cast intensiv dargestellt wird. Außer den zwei Jugendlichen und ihrem rüstigen Nachbarn benötigt der Film kaum weitere Charaktere. Inhaltlich beschränkt sich das Werk in 97 Minuten Laufzeit auf die Rahmenhandlung und keine allzu großen Ablenkungen erhalten Einzug in das Geschehen.

Das Experiment der beiden Jugendlichen wird glaubhaft und ebenso beunruhigend dargestellt. Auch wenn Nachbar Harold Grainey nicht jeden Tag mit einem Sonnenscheingesicht grüßt, ist es doch von den Freunden Ethan Fleming und Sean Turner krank und pervers ihren Nachbarn Tag für Tag zu beobachten. Sobald die Kameras aufgestellt sind und aufzeichnen beginnt der Film eine fesselnde und eindringliche Atmosphäre zu entfalten.

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Grund dafür ist vor allem auch Darsteller James Caan, der einst für seine Rolle in Der Pate für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert war. Mit seiner stoischen Art und Weise bildet er das perfekte Gegenstück zu den Jugendlichen, die aufgedreht und voller Adrenalin scheinen. Keir Gilchrist (It Follows) und Logan Miller (Scouts vs. Zombies) sind die Meister des Horrors und entscheiden wann eine Tür knallt und wann die Musikanlange anspringt.

Das Zusammenspiel der drei Figuren, die düstere Location und die Idee, dass man zu jeder Zeit beobachtet werden könnte, sorgen für gute Unterhaltung und mit zunehmender Spieldauer wächst das Gefühl des Unbehagens.

Aber The Good Neighbor stolpert an einigen Stellen über die immer gleichen Fehler des Found Footage-Konzept. Dabei stört es gar nicht einmal, dass die Kameras einen Endlos-Akku besitzen und die Jugendlichen über unglaubwürdiges Profi-Equipment verfügen. Was jedoch immer wieder übel aufstößt, sind die Kameraeinstellungen, die unmöglich sind. Wenn man sich auf diesen Stil der Umsetzung einlässt und jeglicher Dialog mit Handkameras und dergleichen präsentiert wird, stört es, zwischendurch Aufnahmen aus dem Hause des Rentners zu sehen, die so keinesfalls von einer platzierten Kameras hätten aufgenommen werden können.

Und auch mit dem Ende tut sich der Film keinen allzu großen Gefallen. Lieber hätte man mit einer offenen Variante zum nachdenken anregen können, als Antworten und Auflösungen Schlag auf Schlag zu liefern. Wie weit würde man für ein paar Klicks im Internet gehen?

The Good Neighbor beginnt stark und baut nach und nach inhaltlich dann etwas ab. So intensiv das Schauspiel und die Handlung auch ist, gibt es einige Kleinigkeiten, die einem das Sehvergnügen mindern. Ein kleiner Geheim-Tipp bleibt das Werk am Ende aber doch – wenn auch nur ein kleiner!

Regie: Kasra Farahani
Drehbuch: Mark Bianculli, Jeff Richard
Musik: Andrew Hewitt
Darsteller: James Caan, Logan Miller, Keir Gilchrist

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