Werke über die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sind weiß Gott keine Seltenheit in den Gefilden der Filmlandschaft. Meist brutal wie Inglourious Basterds (2009), tragisch wie Der Soldat James Ryan (1998) oder beklemmend wie Dunkirk (2017) reflektieren die Filme die grausame Kriegszeit. Doch selten war ein Film inmitten des Krieges zu schwungvoll und voller Rhythmus wie Django – Ein Leben für die Musik!
Frankreich, 1943. Der in Liberchies in der Nähe von Charleroi, Belgien geborene Django Reinhardt erlebt die Kriegsjahre in Frankreich, wo er als begnadeter Jazzgitarrist große Erfolge feiert. Jeden Abend füllt er die Säle und bringt mit seinem Gypsy-Swing, einer Musik voller Lebenslust und Witz, die Leute zum tanzen und feiern.
Auch die deutschen Besatzer können sich den Rhythmen seiner Musik nicht entziehen, wodurch er in den Fokus dieser rückt. Während andere Sinti in ganz Europa verfolgt werden, kann sich Django aufgrund seiner Popularität zwar in Sicherheit wiegen – aber die Nationalsozialisten wollen ihn und seine Band auf Tournee nach Deutschland schicken, um dort die Truppen zu unterhalten.
Django schlägt das Angebot der Deutschen aus, was für ihn fortan ein Leben auf der Flucht bedeutet. Zusammen mit seiner schwangeren Frau und seiner Mutter flieht er an die Schweizer Grenze und versucht dort unterzutauchen, bis er es schafft den Genfer See zu überqueren, um ins sichere Exil zu gelangen. Doch die Nazis sind ihm dicht auf den Fersen und folgen den Klängen seiner Musik.
Der französische Filmproduzent und Autor Étienne Comar gibt mit Django – Ein Leben für die Musik sein Regiedebüt und setzt dem Vorreiter des europäischen Jazz ein Denkmal. Django Reinhardt wird vielen zunächst kein Begriff sein, doch der unkonventionelle Künstler und Freigeist schuf eine Mischung aus New-Orleans-Jazz, den französischen Walzern und Sintimusik, um mit seinem Gypsy-Jazz von den Wirren des Krieges abzulenken.
In Django ist auch die Musik Kernelement der Erzählung. Musikliebhaber dürfen sich über minutenlange Passagen freuen, in welchen man der musikalischen Untermalung lauschen kann ohne Ablenkung durch Dialoge oder Handlung. Doch genau diese leidenschaftliche Darstellung der Jazz-Klänge sorgt auf der erzählerischen Ebene für einige Pausen und Längen.
Bei einer Länge von knapp zwei Stunden gibt es inhaltlich kaum eine tiefergehende Handlung, welche eine emotionale Nähe zu den Figuren entstehen lässt. Auch wenn Django und seine Familie auf der Flucht vor den Anhängern des Nationalsozialismus sind, werden Angst und das Leid zu selten thematisiert und dargestellt. Eine Balance zwischen Musik und Handlung hätte an dieser Stelle für deutlich mehr Einklang gesorgt.
Schauspielerisch wird der Film von dem französischen Schauspieler Reda Kateb (Hippocrate) angeführt, der den charismatischen Musiker überzeugend verkörpert, aber wie bereits erwähnt die emotionale Tiefe zu oft vermissen lässt. Seine stärksten Momente sind eben diese, in welchen er ungebunden seine Gitarre spielt. Was auf der Dialogebene passiert, wurde bereits in anderen Werken ausgiebig gehört und gesehen.
César-Preisträgerin Cécile de France ergänzt den Cast, ist aber lediglich in wenigen Szenen vertreten, so dass ihr Mitwirken nur als Beiwerk angesehen werden kann, ohne großen Einfluss auf das Gesamtwerk. Ebenso agiert auch Bea Palya als schwangere Frau des Musikers nur als Stichwortgeberin.
Ob die Lebensgeschichte von Django Reinhardt unbedingt in dieser Form erzählt werden musste, wird die Meinungen teilen. Musikliebhaber werden die musikalischen Momente wohlwollend in Erinnerung behalten, wobei die filmische Handlung über die Verfolgung der Sinti und Roma lediglich angerissen wird. Der Film zeigt uns ein Leben für die Musik und vergisst dabei leider ab und an die anderen relevanten Themen des Lebens.
Regie: Étienne Comar
Drehbuch: Étienne Comar, Alexis Salatko
Musik: Warren Ellis
Darsteller: Reda Kateb, Cécile de France, Bea Palya, Johnny Montreuil, Raphaël Dever, Patrick Mille, Àlex Brendemühl, Ulrich Brandhoff
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