Im Jahr 2049 ist die Stadt Los Angeles durch und durch verdreckt und heruntergekommen. Der Müll von den Straßen wird in San Diego entsorgt, welches nun die größte Mülldeponie der Region ist. In dieser düsteren Welt leben künstlich erschaffene Androiden gemeinsam mit den Menschen, welche von Hologrammen und Drohnen bestimmen ist.
Officer K (Ryan Gosling) ist Polizist und wohnt in Los Angeles. Zu seinen Hauptaufgaben zählt die Eliminierung der sogenannten Replikanten, die auf eine unbegrenzte Zeitdauer leben können. Allerdings sind die Daten von vielen Replikanten vor Jahren in einem mehrtägigen Stromausfall verloren gegangen.
Bei der Suche nach einem Flüchtigen findet Officer K eine mysteriöse Kiste unterhalb eines Baumes, in welcher die Überreste einer Frau liegen. Im Polizeibüro stellt sich anschließend heraus, dass diese Frau ein Kind hatte. Bei den Ermittlungen zu dem dubiosen Kind mischt sich plötzlich die Wallace Corporation ein, die seit vielen Jahren für den Bau der Androiden zuständig ist. Wer ist diese Tochter und was hat sie mit der Wallace Corporation zu tun?
Blade Runner 2049 ist die Fortsetzung des 1982 erschienen Films Blade Runner, welcher bis heute als Klassiker der Science-Fiction-Filme gilt. Regisseur Ridley Scott trat in dem Nachfolger jedoch nur noch als ausführender Produzent in Erscheinung und gab den Platz auf dem Regiestuhl des zweiten Teils an den Francokanadier Denis Villeneuve weiter, der zuvor bereits große Bekanntheit durch Prisoners (2013), Sicario (2015) oder Arrival (2016) erlangte und derzeit zu Hollywoods kreativsten Filmschaffenden zählt.
Der letztgenannte Film Arrival stellte für ihn den Einstieg in das für ihn neue Genre Science-Fiction dar. Das Potenzial, welches durch die Verpflichtung von Villeneuve, Gosling und Ford freigesetzt wurde, entwickelte bei mir eine äußerst hohe Erwartungshaltung für Blade Runner 2049.
Diese Erwartung wurde allerdings in vielerlei Hinsicht übertroffen. Die visuelle Schönheit des Films ist kaum in Worte zu fassen. Es sind die scharfen Bilder, die die Verwüstung der westlichen Welt zeigen, die jeden Zuschauer zum Staunen bringen werden.
Die langsame Kameraführung von Roger Deakins, der bereits 13-mal für einen Oscar nominiert wurde, fasst die verdreckte Dystopie malerisch ein. Die Szenen in Los Angeles ähneln der visuellen Kraft seines Vorgängers. Perfekt wird der prägende Stil eines Blade Runner eingefangen und modernisiert. Die Schauplätze und die Gegenstände, unter anderem das Auto von Officer K, sind dennoch eigenständig und eine große Weiterentwicklung zu 1982. Neben Los Angeles überzeugt jedoch auch die atomar verseuchte Stadt Las Vegas, welche langsam wieder von der Wüste Nevadas verschluckt wird. Der Regen, der Schnee und das Feuer sorgen für das notwendige Beiwerk und für die kleinen visuellen Schauwerte in dem großartigen Setting.
Außerdem ist der gesamte Look düster und schön verdorben, was die menschliche Gebrochenheit fein widerspiegelt. Des Weiteren sind die Pistolen optisch fantastisch und soundtechnisch hervorragend. Die Musik ist eindringlich und nervenaufreibend.
In einigen Sequenzen drückt die musikalische Untermalung die Spannung weiter in die Höhe und unterhält den Zuschauer dank seines passenden Timings. Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch übernahmen die Kompositionen, da der zuvor engagierte Johann Johannsson (Arrival, Sicario, Prisoners) doch noch absprang.
Die Effekte, der Sound und die Kamera sind insgesamt stimmig und verdienen meiner Meinung nach eine Oscar-Nominierung, wenn nicht sogar den Oscar. Neben dieser technischen Brillanz überzeugen auch die Schauspieler und das Drehbuch. Ryan Gosling überzeugt ebenso wie Harrison Ford. Die beiden Schauspieler zeigen jeweils glaubwürdige Interpretationen ihrer Rollen und erzählen ihre Abschnitte mit einer ausgeprägt düsteren Dramatik. Die Geschichte wird zunächst etwas behäbig und ruhig von Denis Villeneuve erzählt. Sein gewöhnlicher Stil, der etwas dokumentarisch ist, ist ideal geeignet für eine visuelle und atmosphärisch dichte Inszenierung.
Das Besondere hierbei ist, dass nach der Vorstellung der Städte in der ersten Stunde, die Handlung deutlich an Fahrt aufnimmt und eine Wendung und Irreführung nach der anderen folgt. Es ist teilweise etwas schwierig allen Charakteren bei der dröhnenden Musik und der Ästhetik weiterhin aufmerksam Folge zu leisten, da besonders im zweiten Drittel viele neue Stränge aufgebaut werden und die Story etwas komplexer wird. An einigen Stellen ist die Verwirrung groß, doch es wäre nicht ein Villeneuve-Film, wenn der Abschluss die wichtigsten Fragen auflöst und hierbei die Logik in keinster Weise außer Acht lässt.
Es hätte unter Umständen ein wenig bei der Handlung und der damit verbundenen Spielzeit gekürzt werden können, doch dies ist eine nebensächliche Anmerkung. Ein kritischer Punkt, der neben den vielen Pluspunkten ebenfalls anzusprechen ist, ist die sparsame Verwendung von Actionsequenzen. Die wenigen Actionszenen sind jedoch fantastisch und meisterhaft inszeniert. Es gibt kaum etwas, was es an ihnen zu bemängeln gäbe. Jedes Element, egal ob visuell oder choreografisch, fügt sich in einem modernes Meisterwerk zusammen und gestaltet wahnsinnig spannende und unterhaltsame Actionszene, welche die besonderen Höhepunkte des Films setzen.
Die 164 Minuten vergehen wie in einem Rausch und es ist kaum zu realisieren, dass dieses schöne Werk letztlich ein Ende hat. Visuell ist er der beste Film, den ich je gesehen habe und von Villeneuves Filmen ist er ebenso das bisherige Prunkstück. Vielleicht ist er sogar einer der besten Science-Fiction-Filme. Selbstverständlich in der heutigen Zeit ist, dass dieses Stück Filmgeschichte in 3D zu bestaunen ist. Aber auch in 2D entfaltet der Film seine Magie und ist in manchen Szenen vielleicht sogar angenehmer zu verfolgen.
Insgesamt gestaltet Blade Runner 2049 eine atemberaubende, kreative und visuell hervorragende Fortsetzung des Klassikers aus dem Jahre 1982. Regisseur Villeneuve inszeniert eine der besten Fortsetzungen aller Zeiten und vielleicht sogar einen neuen Klassiker.
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