Das Schnellrestaurant McDonald’s steht für zwei Werte: Qualität und Familie. So jedenfalls war der ursprüngliche Gedanke, als die beiden Brüder Richard und Maurice McDonald 1950 in San Bernardino ihr erstes Geschäft eröffnen. Mit einer ausgetüpftelten Idee der Hamburgerzubereitung wollten sie die Leute nicht nur satt, sondern auch glücklich machen. Dann betrat Ray Kroc ihr Leben.
Heute ist der Franchisegeber McDonald’s der umsatzstärkste Fast-Food-Konzern der Welt mit einem Jahresumsatz von über 25 Mrd. US-Dollar und 36,525 (Stand 2015) Standorten. Doch wie kam es dazu, dass aus dem Traum einer qualitativ hochwertigen Burgerkette ein Fastfood-Gigant wurde, dessen Standards die Brüder McDonald bitterlich enttäuschen würden?
Regisseur John Lee Hancoc erzählt mit The Founder die Geschichte des gelben Ms und gewährt einen Einblick hinter die skrupellose Geldgier und den Machtwunsch eines Mannes.
Der charismatische Geschäftsmann Ray Kroc kann sich Anfang der 1950er kaum über Wasser halten. Als Vertreter für Milchshake-Mixer erhält er bei seinen Kundenbesuchen mehr zugeschlagene Türen als abgeschlossene Verträge. Doch von all den Rückschlägen lässt sich Kroc keinesfalls in die Knie zwingen und er träumt tagtäglich den amerikanischen Traum vom großen Erfolg.
Eines Tages scheint sich seine Beharrlichkeit endlich auszuzahlen! Als er von einem revolutionären Schnellrestaurant im kalifornischen San Bernardino hört, wittert er die Chance seines Lebens. Die beiden Brüder Mac und Dick McDonald scheinen kurz vor dem großen Durchbruch zu stehen und Ray will ein dickes Stück vom (Hamburger-)Brötchen abhaben.
Durch Hartnäckigkeit und Raffinesse schafft er es letztendlich die Franchise-Rechte zu erwerben und seinen Traum eines erfolgreichen Fast-Food-Imperium in die Tat umzusetzen. Doch dazu muss er noch unzählige Hindernisse aus dem Weg räumen und unliebsame Entscheidungen treffen.
Während in der heutigen Zeit die Geschichte von jungen Arschlöchern wie dem Facebook-Gründer Marc Zuckerberg in The Social Network oder Appel-Guru Steve Jobs erzählt wird, handelt The Founder von einem 52-jährigen Raffzahn, der im hohen Alter scheinbar doch noch für sein Durchhaltevermögen belohnt werden soll. Dass er bereit ist für diesen Ziel alles und jeden zu verraten, merkt man dem aalglatten Verkäufer direkt an.
Dargestellt wird das wortgewandte Schlitzohr von Schauspieler Michael Keaton, der dank der schwarzen Komödie Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) neuen Aufschwung in Hollywood genießt. Seine Abbildung des Ray Kroc ist ebenso charismatisch wie bitterböse. Gewollt zieht er den Hass der Zuschauer auf sich ohne sein Lächeln zu verlieren. Ein Wolf, der sich im Schafspelz in das Leben der Brüder McDonald schleicht.
Obwohl The Founder eine bitterböse Geschichte ist, die über ihre 115 Minuten gut zu unterhalten weiß, gibt es auch einige Momente die vermisst werden. Ray Kroc ist eiskalt, rational und gierig. So sympathisch dies auch von Keaton dargestellt wird, umso mehr Facetten hätte man sich gewünscht. Ein Moment am Abend alleine vor einem McDonald’s mit nachdenklichem Blick ist da doch etwas wenig für die emotionale Tiefe der Figur. Ein weiteres Element, welches fehlt, sind die Daten. McDonald’s wächst und wächst während man als Zuschauer komplett den Bezug zur Zeit vermisst. Hier hätte die klassische Einblendung einer Jahreszahl wahre Wunder bewirkt.
The Founder erzählt eine Geschichte, die schon vor langer Zeit hätte erzählt werden müssen. Eine Geschichte, nach welcher einem der nächste Biss in einen Big Mac wahrscheinlich im Halse stecken bleibt. Extrem unterhaltsam, aber ebenso erschreckend und niederschlagend. Der amerikanische Traum in seiner vollen Pracht.
Regie: John Lee Hancock
Drehbuch: Robert D. Siegel
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch, Linda Cardellini, Patrick Wilson, B. J. Novak, Laura Dern