Es (2017) | Filmkritik

Es (2017)

Es gab eine Zeit, in der ein jedes Kind ein Lächeln im Gesicht entfaltete sobald der Clown im Zirkus die Manage betrat und die Augen funkelten wenn der geschminkte Spaßvogel auf dem Kindergeburtstag Luftballontiere zauberte.

1986 erschien Stephen Kings Horror-Roman ES (Originaltitel: It) und zerstörte all diese Freuden. Fortan war der Horror-Clown Pennywise Sinnbild für die Clownphobie zahlreicher Menschen. Als im Jahr 1990 der zweiteilige Fernsehfilm Stephen Kings Es unter der Regie von Tommy Lee Wallace und mit Tim Curry als Monster Es erschien, war das Schicksal der Clowns besiedelt. 27 Jahre später folgt 2017 nun der erste Teil einer Neuverfilmung und die Clownbranche beginnt abermals zu zittern! Doch sorgt auch heute noch der Clown Pennywise für Albträume und leere Zirkusmanegen?

Derry ist anders als alle Städte, in denen ich je war. Es sterben oder verschwinden sechsmal mehr Menschen als im Landesdurchschnitt, und das sind nur Erwachsene! Bei Kindern ist es noch schlimmer…viel, viel schlimmer. – Ben Hanscom

Sieben junge Außenseiter leben in eben diesem Städtchen Derry in Maine. Eine friedliche Kindheit kennen sie jedoch nicht, denn die Rowdys der Schule habe sie ins Visier genommen und schikanieren sie tagtäglich. Aus diesem Grund nennen sie sich auch “ Club der Loser“. Doch all das Mobbing soll in den Hintergrund rücken als Es die Bildfläche betritt.

Seit es den Ort gibt, ist Derry immer schon das Jagdrevier dieses Monsters gewesen: Alle 27 Jahre steigt es aus der Kanalisation herauf, um sich vom Schrecken seiner bevorzugten Beute zu ernähren: nämlich den Kindern von Derry.

Und der nächste Beutezug des Monsters hat bereits begonnen als der sechsjährige Georgie Denbrough seinem Papierschiffchen hinterherrennt, das in einen Gully gespült wurde und er in die Fänge des Clowns Pennywise gerät. Daraufhin beginnt der Club der Loser, rund um Georgies Bruder Bill und seinen Freunden Richie, Ben, Bev, Stan, Mike und Eddy mit der Jagd auf Pennywise. Ein ebenso grauenhafter wie mitreißender Sommer nimmt seinen Lauf, in welchem die Kinder mit ihren inneren Ängsten konfrontiert werden und der uralte Gestaltenwandler seinen mörderischen Amoklauf durch Denny fortsetzt!

Seit seinem Erscheinen zählt Kings Roman ES bereits zu den Klassikern des Genres und zu den einflussreichsten Werken des unangefochtenen literarischen Meisters des Horrors, welches zahlreiche Filme, TV-Produktionen und weitere Medien beeinflusste. Regisseur Andy Muschietti (Mama), kein Neuling im Genre, hat sich nun an die Neuverfilmung des Stoffes gemacht und darf unter anderem dem aktuellen 80er Hype durch Serien wie Stranger Things dankbar sein, dass sein Horrorfilm die weltweiten Kinokassen sprengt und die alten Rekorde des Genres pulverisiert.

Doch auch ohne den Erfolgstrend anderer Werke ist Es ein nahezu perfekter Horrorfilm, der über weite Strecken alles richtig macht und nicht ausschließlich von seiner Nostalgie lebt. Die zugrundeliegende Handlung ist eine Erzählung über Freundschaft, das Erwachsenwerden und den Kampf gegen die eigenen Ängste. King bedient sich hier facettenreich den klassischen Ängsten, die viele Zuschauer nachvollziehen können.

Bill Skarsgård, derzeit ebenfalls in Atomic Blonde zu sehen, tritt das filmische Erbe Tim Currys an und schlüpft in das Kostüm des tanzenden Clowns Pennywise. Ob flüsternd im Gully oder schreiend in der Kanalisation weiß der Schauspieler diese Rolle mimisch facettenreich auszufüllen und sorgt dafür, dass man sich als Betrachter durch und durch unwohl in seiner Haut fühlt, wenn das Monster mit freundlichem Lächeln die Leinwand betritt.

Doch auch die Jungdarsteller Jaeden Lieberher (Bill), Jeremy Ray Taylor (Ben), Sophia Lillis (Bev), Finn Wolfhard (Richie), Wyatt Oleff (Stan), Chosen Jacobs (Mike) und Jack Dylan Grazer (Eddie) liefern eine klasse Leistung ab und immer wieder muss man begeistert feststellen wie sich die Kinder der damaligen Zeit beschäftigen konnten; ganz ohne Smartphones und Internet. Ein Sommer am See, das gemeinsame Putzen einer Wohnung oder einfach mit dem Fahrrad durch die Straßen düsen, diese Bilder wecken ein Gefühl der Unbefangenheit und Unschuld. Hinzu kommt der gekonnte Einsatz des Stilbruchs, denn Es ist keinesfalls über 135 Minuten vollgepackt Horror und Grauen.

Neben zahlreichen augenzwinkernden Anspielungen auf das genannte Jahrzehnt und seine filmischen sowie musikalischen Werke, insbesondere auf den Film Die Goonies (1985), gibt es auch immer wieder Szenen, in denen die Kinder einfach Kinder sind. Es ertönt die Musik von New Kids on the Block während heimlich die Zeitschriften der Boyband versteckt werden und der peinliche erste Kuss sorgt für Gelächter. In diesen Momenten fühlt man sich an das King-Werk Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers (1986) erinnert und gedenkt seiner eigenen Jugend.

Wenige negative Punkte können erwähnt werden, die Es einen Punktabzug kosten. Die Nebengeschichte des Rowdy-Anführers Henry Bowers (Nicholas Hamilton) beispielsweise wird relativ unglaubwürdig gen Ende abgehandelt und durch die Vorstellung der sieben Jungdarsteller kommt es kurzzeitig zu kleineren Pausen der Spannung. Für das Gesamtwerk sind diese aber minder schädlich und störend.

Es ist zweifellos einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre und schafft es neben seinem Horror eine gesunde Portion Nostalgie mitzuliefern, die von ihren Darstellern glaubhaft dargestellt wird. Die Angst vor Clowns dürfte einen neuen Hochpunkt erleben! An einem Regentag wird man es sich fortan zweimal überlegen, ob man in einen Gully schaut oder doch schnellen Schrittes weitergeht.

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