Saboteure im Eis S01 | Serienkritik

Schweres Wasser. Chemisch gesehen D2O, bei welchem Wasserstoffatome durch schwere Wasserstoffatome des Isotops Deuterium ersetzt wurden. Im Zweiten Weltkrieg jedoch weit mehr als nur eine Summenformel.

Abseits der großen Schlachtfelder wurde das südnorwegische Rjukan in den Jahren zwischen 1942 und 1945 zum Schauplatz der Kriegsentscheidung. Denn hier befand sich die einzige europäische Fabrik, in welcher größere Mengen von schwerem Wasser hergestellt werden konnten. Und nicht nur Deutschland war an der Gewinnung interessiert.

Berlin 1942: Der Zweite Weltkrieg tobt und Europa versinkt unter den zahllosen Leichen der Soldaten. Im Schatten des Krieges forscht der deutsche Wissenschaftler Werner Heisenberg und der Uranverein im Auftrag des Heereswaffenamtes an einem Geheimprojekt: Der Waffe aller Waffen. Die Atombombe soll eine Wende im Krieg bringen und den Sieg herbeiführen.

Doch um das Ziel zu erreichen wird schweres Wasser benötigt, was einzig in Norwegen produziert werden kann. Der norwegische Wissenschaftler Leif Tronstad verweigert die Zusammenarbeit mit den Deutschen und warnt die Alliierten vor deren Plänen. In Kooperation mit den Briten wird fortan ein norwegisches Spezialkommando ausgebildet, welches die Fabrik von innen zerstören soll und die Produktion von schwerem Wasser verhindert. Doch die deutsche Besatzung bewacht das Gelände Tag und Nacht. Ein erbitterter Kampf um den wertvollen Rohstoff beginnt!

Zahlreiche Schlachten und Intrigen des Zweiten Weltkrieges haben in der Vergangenheit ihren Weg auf die große oder kleine Leinwand gefunden. Sei es der kürzlich erschienene Kriegsfilm Hacksaw Ridge – Die Entscheidung von Mel Gibson, das 2017 erscheinende Werk Dünkirchen von Christopher Nolan oder Klassiker wie Die Brücke (1959), Schindlers Liste (1993) oder Der Untergang (2004). Der Kampf der Großmächte von 1939 bis 1945 hat zahlreiche Opfer gefordert und seine Spuren hinterlassen, die sicherlich auch in vielen Jahren noch ein filmisches Denkmal erleben werden.

Ein eben solches wurde nun mit Saboteure im Eis – Operation Schweres Wasser einem Kapitel des Krieges gewidmet, welches vielen zunächst nicht geläufig sein wird. In sechs Episoden erzählt die Serie über das Team mit dem Codenamen Gourse. Parallel zu der Geheimoperation verläuft die Forschung von Heisenberg, der mit schier unbegrenzten Mitteln den Bau einer Atombombe voranbringt. Das Ergebnis der Produktion sind durchaus sehenswerte 270 Minuten, die nicht nur mit einer tollen Optik beeindrucken.

War das norwegische Kinos in den letzten Jahren vor allem durch Werke wie Trollhunter (2010), Kitchen Stories (2003) oder Kon-Tiki (2012) in den Medien, wird nun unter Beweis gestellt, dass man auch historische Filme für den weltweiten Markt produzieren kann. Saboteure im Eis – Operation Schweres Wasser fesselt den Zuschauer direkt mit seiner Optik und dem aufwendigen Setting. Die Schauspieler, angeführt durch eher unbekannte Namen wie Anna Friel, Espen Klouman, Pip Torrens und Dennis Storhoi wirken frisch und unverbraucht vor der Kamera.

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Inhaltlich verzichtet man dankenswerterweise auf eine weitere Hetzjagd gegen die Wissenschaftler des Dritten Reiches und versucht die innere Zerrissenheit und den Druck glaubhaft darzustellen, der in den dunklen Stunden des Krieges die Köpfe vernebelte. Lobenswert sei an dieser Stelle die Leistung von Christoph Bach (Tatort) hervorgehoben, der gekonnt in die Rolle des Werner Heisenbergs schlüpft.

Bei solch einem schweren Thema ist es üblich, dass auch immer wieder diverse Längen entstehen, um Sachverhalte und Figuren zu erklären. Saboteure im Eis kann sich von diesem Schwachpunkt leider auch nicht freisprechen und ab und an wartet man auf etwas mehr Action als Erklärung. Regisseur Per-Olav Sørensen lässt seine Zuschauer aber nie allzu lange warten und präsentiert neben den dramatischen und rasanten Szenen auch immer wieder wunderschöne Landschaftsaufnahmen.

Alles in allem bietet die Serie einen Einblick in eines der unbekannteren Kapitel des Zweiten Weltkrieges und setzt dieses überwiegend gut in Szene. Eine gesunde Mischung aus Bildung und niveauvoller Unterhaltung, die einen nochmals verstärkt ins Bewusstsein ruft, welche Ausmaße und Entwicklungen einst existierten und welchen Verlauf der Krieg hätte nehmen können.

Cast & Crew

Regie: Per-Olav Sørensen
Drehbuch: Andreas Döhler, Robert Hunger-Bühler, Marc Benjamin Puch, Christoph Bach, Peri Baumeister, Espen Reboli Bjerke, Torstein Bjørklund, Endre Ellefsen, Ole Christoffer Ertvaag
Darsteller: Christoph Bach, Anna Friel, Espen Klouman, Pip Torrens, Dennis Storhoi
Episoden: 6
Länge: 267 Minuten

Bewertung

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