Zlatan: Ihr redet – ich spiele (2016) | Filmkritik

Auch wenn Zlatan Ibrahimovic derzeit einer der Fußballer ist, der die Meinungen am meisten spaltet, besteht kein Zweifel daran, dass er auch einer der charismatischsten Sportler ist. Und daher ist es auch keine große Überraschung, dass die in Malmö ansässige Filmproduktionsfirma Auto Images eine Dokumentation über den berühmtesten Fußballstar der Stadt gedreht hat.

Auch wenn der Film ein Hit in mehr als 200 schwedischen Kinos war, erhielt er nicht besonders viel internationale Aufmerksamkeit. Doch das ändert sich mittlerweile langsam, da viele Menschen interessiert daran sind, wie Ibrahimovic es geschafft hat zu einem der bekanntesten Stars der Fußballszene zu werden.

Wie viele großartige Sportdokumentationen, unter anderem der Film über Senna aus dem Jahr 2010, verwendet Zlatan: Ihr redet – ich spiele (Originaltitel: Den unge Zlatan) altes Videomaterial, um die Geschichte á la „vom Tellerwäsche zum Millionär“ zu erzählen. Und so erfährt man genau, wie Ibrahimovic es vom Trainingsplatz des Malmö FF in die europäische Fußballszene geschafft hat.

Es werden alte Interviews mit dem jungen Ibrahimovic gezeigt, in denen er von den Schwierigkeiten berichtet, die er in den sozial benachteiligten Gegenden von Malmö hatte und die zeigen, dass er sein Ziel nie aus den Augen verloren hat.

Und das Märchen ist noch lange nicht vorbei, denn wieder einmal hat Ibrahimovic sein Talent unter Beweis gestellt, indem er 2017 bei Manchester United im Alter von 35 Jahren Torschützenkönig wurde. Dies zeigt, dass der Fußballstar in der Sportgemeinde noch immer einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Auch wenn es schade ist, dass diese Erfolge nicht in Zlatan: Ihr redet – ich spiele (englischer Titel: Becoming Zlatan) gezeigt werden, erfahren wir viele andere interessante Dinge in der Dokumentation. Besonders intensiv geht Ibrahimovic auf die Schwierigkeiten ein, die er bei Ajax Amsterdam hatte. Auch viele Freunde und Kollegen kommen zu Wort.

Anders als bei anderen Dokumentationen, die einen Star in den Himmel heben, gelingt den Filmemachern Fredrik und Magnus Gertten ein Porträt, das zum Nachdenken anregt. Da auch Interviews mit Ibrahimovics berühmtem ägyptischen Rivalen Mido gezeigt werden, schlägt sich der Film nicht auf eine bestimmte Seite. Und dadurch, dass man auch Szenen seiner ersten Fußballerfolge als Teenager sieht, versteht man den Starspieler als Person viel besser.

Der einzige Nachteil an der Dokumentation ist, dass lediglich die prägenden Jahre des Spielers beleuchtet werden. Auch wenn seine ersten Jahre in Malmö und bei Ajax interessant sind, wäre es auch spannend, wenn die Brüder Gertten noch einen zweiten Teil herausbringen würden, der von den glamourösen Jahren bei Inter Mailand und Paris Saint-Germain berichtet.

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Es gibt auf jeden Fall genügend Videomaterial das die exzentrischen Eigenschaften des Stars beleuchtet und das zu einem sehr unterhaltsamen zweiten Teil der Dokumentation führen könnte. Er hat während seiner Zeit in Mailand einen Bari-Verteidiger geschlagen, mit einem Valencia-Spieler gestritten und stand lange Zeit auf Kriegsfuß mit dem damaligen Barcelona-Boss Pep Guardiola. In Ibrahimovics Lebensgeschichte gibt es ausreichend Gewalt, um einen Hollywood-Streifen wie Logan zu drehen.

Aber vielleicht ist es sein humanitärer Einsatz, der Ibrahimovics Karriere letztendlich so faszinierend macht. Er hat seinen Körper mit temporären Tätowierungen bedecken lassen, um auf Hungersnöte aufmerksam zu machen. Außerdem hat er sich für viele andere gemeinnützige Zwecke eingesetzt und sogar seine eigene Modekollektion herausgebracht. Ibrahimovic ist ein vielseitiger Sportler mit vielen Facetten. Es gibt aber auch noch eine Menge andere Sportdokumentationen, die die Sportler den Zuschauern um einiges näherbringen.

Eine Dokumentation aus dem Jahr 2014 über Lionel Messi berichtet über das Leben des argentinischen Stürmers und wie er es von den Jugendmannschaften von Rosario innerhalb kürzester Zeit bis nach Barcelona geschafft hat. In Pelé – Der Film (2016) wird einem ganz Großen der Fußballwelt ein würdiges Denkmal gesetzt.

Und auch über den Portugiesen Ronaldo gab es 2015 einen guten Dokumentarfilm. Regie führte Anthony Wonke, der auch die Dokumentation über Senna gedreht hatte. Er folgte Ronaldo, der eigentlich den Ruf hat, eitel zu sein, durch sein Alltagsleben und zeigte die bescheidene und menschliche Seite des berühmten Fußballspielers.

Alle Filme haben eines gemeinsam: Sie stellen die Fußballstars als ursprüngliche Außenseiter dar, die entgegen aller Erwartungen zu Legenden der Sportwelt geworden sind. Und auch wenn viele von ihnen exzentrisch sind, zu Wutausbrüchen neigen und innerhalb weniger Monate mehr verdienen als andere in ihrem ganzen Leben, zeigen Dokumentationen wie Zlatan: Ihr redet – ich spiele letztendlich, dass Fußballer auch ganz normale Menschen sind.

Regie: Fredrik Gertten, Magnus Gertten
Musik: Florencia Di Concilio, Marc Lizier
Darsteller: Zlatan Ibrahimovic

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