Victoria (2016-) S01 | Serienkritik

Die britische Monarchie hat seit ihrem bestehen zahlreiche Erfolge und Fortschritte verzeichnen können, aber auch ebenso für Skandale und Intrigen gesorgt. Während derzeit Elisabeth II. als amtierende Königin im Buckingham Palace in der City of Westminster herrscht und diesen Posten seit 1952 innehat, bestieg im Jahr 1837 ein junges Mädchen den Thron – ohne Erfahrung, aber mit jeder Menge Entschlossenheit.

Nach dem plötzlichen Tod ihres Onkels Wilhelm IV. wird die gerade einmal 18-jährige Victoria (Jenna-Louise Coleman) zur Nachfolgerin ernannt und besteigt daraufhin den Thron. Doch der schnelle Aufstieg von Victoria wird nur von wenigen begeistert aufgenommen. Die junge Königin muss an einem intrigen Hof regieren und gegen den Willen der eigenen Familie in die Rolle der Herrscherin hereinwachsen.

Glücklicherweise findet sie in Lord Melbourne (Rufus Sewell) einen engen Berater und innigen Vertrauten, der Victoria mit Rat und Tat zur Seite steht. Das intime Verhältnis zwischen Königin und Lord führt jedoch schnell zu Spekulationen und Tuscheleien am Hofe. Als aber der deutsche Prinz Albert (Tom Hughes) die Bildfläche betritt und um die Hand der Königin anhält, ändert sich die Stimmung schlagartig.

Als Vorlage für die Mini-Serie mit einer Lauflänge von beinahe 400 Minuten hat sich die Drehbuchautorin Daisy Goodwin die ausführlichen Tagebücher von Queen Victoria zur Vorlage genommen, um ein möglichst detailliertes Abbild jener Ära zu erschaffen, die ein Imperium geprägt hat. Neben dieser Detailverliebtheit glänzt die Serie aber auch optisch mit fabelhaften Kostümen und Schauplätzen.

Während ihrer langen Herrschaft, welche heute als viktorianische Ära bezeichnet wird, förderte die Königin Victoria den technologischen Fortschritt und den Aufstieg Großbritanniens zur führenden Weltmacht – dem Britischen Empire. Im Jahr 1901 endete ihre Herrschaft mit ihrem Tod in Osborne House, Isle of Wight. Mit einer Regierungszeit von insgesamt 63 Jahren, sieben Monaten und zwei Tagen war Victoria die am längsten regierende britische Monarchin, ehe sie am 9. September 2015 von ihrer Ururenkelin Elisabeth II. übertroffen wurde.

Die ersten acht Episoden der Serie fokussieren zunächst die Besteigung des Throns sowie erste Verhandlungen und auch Intrigen. Neben all den politischen Geschäften nimmt aber auch die Liebe einen großen Stellenwert ein – denn während zunächst Lord Melbourne die Aufmerksamkeit der Königin beansprucht, erscheint mit Prinz Albert ein weiterer Charakter auf der Bildfläche, der im Königsgeschäft mitmischen will. Victoria muss sich über ihre Gefühle klar werden und an das Wohl ihres Landes denken.

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Wo die junge Königin unschuldig und unerfahren wirkt, schafft es Schauspielerin Jenna Coleman, bekannt aus Serien wie Doctor Who und Emmerdale, mit Ehrgeiz und einer soliden Darstellung das beste aus ihrer Rolle herauszuspielen. Optisch ähnlich und zerbrechlich wie eine Puppe entwickelt sie sich zu einer starken Frau. An ihrer Seite agieren die Männer Rufus Sewell als Lord Melbourne und anschließend Tom Hughes in der Rolle des Prinz Albert. Rufus Sewell schafft es einen ebenso nachdenklichen wie komplexen Charakter zu entwickelt, der so manche Szene an sich reißen kann. Der etwas unbekanntere Tom Hughes hingegen muss des öfteren im Schatten seiner Leinwandkollegen Platz nehmen und füllt seine Rolle nicht durch und durch aus.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass nicht nur englische Schauspieler zum Einsatz kamen, sondern auch die deutsche Riege einen Platz gefunden hat, sobald das Haus Sachsen-Coburg und Gotha, später Windsor mit von der Partie ist. Man darf sich also auch mal auf ein grammatikalisch korrektes und authentisches Deutsch freuen.

Eine Serie über das britische Königshaus ist bestimmt kein Novum, gibt es doch mit The White Queen, Die Tudors, Reign, The Crown und The Royals verschiedenste Vertreter dieser Art. Victoria schafft es aber durch seine aufwendige Machart etwas über dem Durchschnitt zu landen und nicht zu sehr an historischen zu hängen, ohne den Spannungsbogen zu verlieren. Natürlich darf man hier kein durch und durch detailgetreues Werk als Vorbereitung für den Geschichtskurs erwarten, da auch Thematiken wie Teenagerängste, Eltern-Probleme und dergleichen verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden, aber bislang schadet dies der Serie lediglich minimal.

Wer sich über eine der bedeutendsten Königinnen Englands informieren möchte ohne endlos mit Fakten bombardiert zu werden, trifft mit Victoria definitiv die richtige Entscheidung.

Die am 31. März 2017 erschienene Deluxe Edition der 1. Staffel Victoria beinhaltet neben den acht Episoden zudem 92 Minuten Bonus-Material, welches Interviews mit Cast und Crew enthält sowie eine Tour durch den Buckingham Palace und ein Making-Of. Zudem wurde die Serie bereits um eine zweite und ein Weihnachtspecial verlängert.

Episodenübersicht zu Victoria

Cast & Crew

Regie: Tom Vaughan, Sandra Goldbacher, Oliver Blackburn
Darsteller: Jenna Coleman, Rufus Sewell, Paul Rhys, Catherine Flemming, Nell Hudson, Adrian Schiller
Studio: ITV, Mammoth Screen
Episoden: 8
Spieldauer: 47 Minuten je Episode

Bewertung

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