Sie nannten ihn Jeeg Robot (2015) | Filmkritik

Sie nannten ihn Jeeg Robot

Was würdest du tun, wenn du plötzlich Superkräfte hättest? Wärst du ein Held oder ein Schurke? Im italienischen Streifen Sie nannten ihn Jeeg Robot (Originaltitel: Lo chiamavano Jeeg Robot) von Regisseur Gabriele Mainetti folgen wir dem Kleinkriminellen Enzo (Claudio Santamaria), der unfreiwillig an heldenhafte Kräfte gerät. Wird er der Held, den die verrückte Alessia (Ilenia Pastorelli) ihn ihm sieht? Oder nutzt er seine Power lieber für Gaunereien?

Alles beginnt mit einem unfreiwilligen Bad im Tiber. Enzo Ceccotti ist auf der Flucht vor noch böseren Buben. Da er sie nicht abschütteln kann, taucht er im kalten Wasser des Flusses buchstäblich unter. Zu dumm, dass er dort auf ein merkwürdiges Fass und eine rätselhafte Flüssigkeit trifft, die ihn tags darauf zum unverwüstlichen Kraftprotz macht. Nachdem er bei einem verpatzen Drogendeal angeschossen und von einem Hochhaus gestoßen wurde, rappelt er sich unverletzt wieder auf.

Doch was tun, wenn man künftig kein gewöhnlicher Mensch mehr ist? Enzos erster Impuls ist das Knacken eines Geldautomaten, den er komplett aus der Wand reißt. Die Polizei staunt nicht schlecht und hält das ganze noch für einen schlechten Scherz.

Ist Enzo für etwas größeres bestimmt? Die hübsche aber völlig durchgeknallte Alessia sieht in dem ruhigen Einzelgänger den großen Helden ihrer Lieblingsanimeserie! Er ist für sie Hiroshi Shiba, der Jeeg Robot – der Held einer Zeichentrick TV Serie aus den 70ern. Natürlich winkt Enzo bei solchen Hirngespinsten gleich ab, doch weil Alessias Vater beim selben Drogendeal getötet wurde, bei dem auch Enzo hätte sterben sollen, fühlt er sich für die quirlige Dame verantwortlich. Anfangs noch ein lästiges Anhängsel, entwickelt sich Alessia für den Einzelgänger schon bald zu einer unverzichtbaren Freundin. Zwar ist sie eher ein kleines Mädchen, gefangen im Körper einer erwachsenen Frau, doch ihre Weiblichkeit zieht Enzo, der sonst nur Pornos guckt, schnell in seinen Bann.

Doch nicht jeder ist erfreut über den neuen Supermann der Stadt. Der Kleingangster Fabio (Luca Marinelli), den man den Gipsy nennt, hätte zu gern die Hilfe des römischen Helden. Mit ihm könnte er ohne größere Umstände Tresore öffnen oder Geldtransporter aufknacken. Und da die Gang von Fabio nicht gerade gehorsam ist und auch noch eine große Menge Drogen abhanden gekommen sind, sind helfende Hände jetzt besonders wichtig. Ganz besonders, wo Gipsy auch noch der italienischen Mafia einen Haufen Geld schuldet.

So geraten Enzo und sein weiblicher Fan schnell ins Visier des durchgeknallten Gangsters. Aber so leicht lässt sich der soziopathische Gipsy nicht abschütteln, besonders nicht, wenn er auch noch an jene Chemikalie kommt, die Enzo zum Jeeg Robot machte.

Sie nannten ihn Jeeg Robot klingt nach einem verrückten Italogangster-Superheldenfilm voller durchgedrehter Figuren und das ist er auch. Claudio Santamaria als brummeliger Gauner in seiner Junggesellenbude voller Müll und Schmuddelfilmchen, der mit keinem was zu tun haben möchte. Im krassen Gegensatz zu ihm steht die verrückte Alessia, die von Ilenia Pastorelli so gut gespielt wurde, dass sie dafür zahlreiche Filmpreise als beste Schauspielerin abräumte.

Schurke Fabio Cannizzaro (Luca Marinelli) mausert sich vom missverstandenen Gangster zum italienischen Joker. Mal prügelt er einen Handlanger mit dem Handy tot, andermal hetzt er seine Hunde auf einen Verräter, und dann trällert er in einer Karaokebar einen italienischen Schlager voller Hingabe.

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Mit soviel Aberwitz gespickt sorgt Sie nannten ihn Jeek Robot für zahlreich heitere Augenblicke voller abgedrehter Momente und surrealer Gestalten. Leider verliert sich in den ganzen Absurditäten auch der rote Faden des Films, sodass man schnell überfordert wird und regelrecht von aberwitzigen Einfällen erschlagen wird. Fast eben wie in einer kunterbunten Anime-Trash-Serie der 70er, an die Jeeg Robot eben angelehnt ist.

Doch hat der stille Enzo nicht allzu viel mit jenem Hiroshi Shiba zu tun, der in der 1975 erschienenen TV Serie Steel Jeeg bei einem Unfall fast ums Leben kam und nur durch künstliche Körperteile überleben konnte. Trotzdem gibt es am Ende noch eine Anspielung auf den Helden des japanischen Animes.

Wem die Avengers und Justice League des amerikanischen Heldenkinos zu langweilig sind, kann sich mit diesem Film gern auf die Reise eines anderen, realistischeren Helden begeben. Enzos Motivationen sind verständlich und jederzeit nachvollziehbar. Vermutlich würde jeder zuerst versuchen an Geld zu kommen, statt Menschenleben zu retten. Neben einigen schönen Stadtansichten Roms gibt es einiges an Action und Spannung zu sehen, in diesem völlig durchgeknallten Trip durch Italiens Metropole.

So ist Gabriele Mainettis Aufstieg eines Jedermann-Superhelden ein zurecht prämierter Streifen, der so einiges an Filmpreisen, wie beim International Rome Film Festival 2015, 56th Italian Golden Globes, Amsterdam Imagine Film Festival und dem 73. Venice International Film Festival, abräumen konnte. Herzlichen Glückwunsch!

Für andere wird dieser Heldenauftritt vielleicht eine Spur zu seltsam und abgedreht sein. So bleibt der 112 minütige Streifen eine absolute Geschmacksache und wird nicht jeden überzeugen können, ist aber in jedem Fall einen Blick wert.

Regie: Gabriele Mainetti
Drehbuch: Nicola Guaglianone, Menotti
Musik: Michele Braga, Gabriele Mainetti
Darsteller: Claudio Santamaria, Luca Marinelli, Ilenia Pastorelli, Stefano Ambrogi, Maurizio Tesei

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