The Last King – Der Erbe des Königs (2016) | Filmkritik

Denkt man an das skandinavische Kino, denkt man meistens an schwedische, unterkühlte Thriller, in denen mit reichlich Blaufilter ein bestialischer Mörder dingfest gemacht werden muss. Ihm auf den Fersen ist dann meistens ein Polizist mit Alkoholproblemen oder Spielsucht. An das norwegische Kino denkt man dann erst einmal gar nicht. Vielleicht sollte sich das nach The Last King ändern. Ein Ausrufezeichen, dass es eben auch anders geht.

Reichlich historisch wird es in Nils Gaups Machwerk über königliche Intrigen und ein kriegsgebeuteltes Land Anfang des 13. Jahrhunderts.

Alles beginnt mit dem überraschenden Tod des Königs. Seine treuen Birkebeiner sind fassungslos. Wissen sie schließlich, dass dies nur Krieg bedeuten kann. Um so erschütternder, dass es einen unehelichen Sohn geben soll. Der kleine Knirps stellt das legitime Erbe des Throns dar. Kein Wunder also, dass alles und jeder danach trachtet, dem unschuldigen Kind das Licht auszuknipsen.

Die treuen Krieger Torstein (Kristofer Hivju) und Skjervald (Jakob Oftebro) nehmen sich des Knaben an und versuchen ihn in Sicherheit zu bringen. Dabei kämpfen die beiden nicht nur gegen die Schergen des Feindes, sondern auch gegen Norwegens unwirtliche Winterwelt.

Kein Wunder, dass Norwegen im Wintersport so überlegen ist, sind es gerade die Langlaufski, die den beiden Leibwächtern in den weißen Weiten Norwegens mehr als einmal die Haut retten. Dabei wird uns nicht nur Norwegens wunderschöne Schneelandschaft vor Augen geführt, sondern auch mit reichlichen Ski-Verfolgungen voller Spannung eingeheizt.

Doch ob ein alter Krieger und ein junger Hitzkopf ausreichen, um das Schicksal des zukünftigen Thronfolgers zu wahren, wird sich erst am Ende des packenden Epos zeigen.

The Last King – Der Erbe des Königs spielt größtenteils aus Sicht der beiden Birkebeiner (Name von Rebellen und einer politischen Partei in der norwegischen Bürgerkriegszeit), dem raubeinigen und erfahrenen Torstein und dem jüngeren Skjervald. Die königstreuen Vasallen haben sich geschworen, den Thron mit ihrem Leben zu verteidigen. Gerade dies wird Skjervald zum Verhängnis, als man ihm droht, Frau und Kind zu töten, wenn er nicht verrät wo man den Königssohn versteckt hält. Der kleine Hosenmatz begreift natürlich nicht, was um ihn rum geschieht.

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Die Kirche will den unbesetzten Thron nutzen, um ihre eigene Macht zu stärken und jene Kräfte, die für das vorzeitige Ableben des Königs verantwortlich sind, haben ebenfalls ihre eigene Agenda. Pläne, in denen ein Baby mit Erbrecht eben äußerst störend sein kann. So stapfen die beiden Königswächter durch Schneestürme, verstecken sich vor den Häschern und tun alles, um die Zukunft und Freiheit des Landes zu sichern. Selbst vor Pfeilen im Rücken steckt der raue Torstein nicht zurück und kämpft mit dem buchstäblichen Mut der Verzweiflung.

Mit reichlich Bildgewalt und musikalischer Kraft von Komponist Gaute Storass, wird Norwegens bewegte Geschichte zu einem atmosphärischen und spannenden Vergnügen. Mit einer Geschichte, die auch von Shakespeare hätte sein können, macht Regisseur Nils Gaup nichts verkehrt. Verrat, Bruderstreit, Krieg und Verfolgung sind Themen, die eben immer gut auf der Leinwand funktionieren. Die Panoramaaufnahmen gepaart mit hinreißender Musik tun ihr übriges, um dem Zuschauer mehr als zu gefallen.

Die beiden Hauptdarsteller Hivju und Oftebro wachsen einem sofort ans Herz und lassen einen regelrecht mitfiebern, wenn sie versuchen, ein kleines Baby in einem Schneesturm zu bespaßen. Sie tragen diesen Film auch fast alleine und spielen souverän ihre Rollen. Zudem dürfte der norwegischen Schauspielers Kristofer Hivju einigen Zuschauern aus der HBO-Erfolgsserie Game of Thrones bekannt sein. Dort spielt er den beliebten Charakter Tormund Riesentod (Original: Tormund Giantsbane), einen Wildling und Freund Jon Schnees, der durch zahlreiche Memes zur Internet-Kultfigur wurde. Wer also noch Ideen für den nächsten Filmeabend braucht, sollte The Last King durchaus eine Chance geben.

Cast & Crew

Regie: Nils Gaup
Drehbuch: Ravn Lanesskog
Musik: Gaute Storaas
Darsteller: Kristofer Hivju, Jakob Oftebro, Anders Dahlberg, Pål Sverre Valheim Hagen, Thorbjørn Harr, Benjamin Helstad

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