Inferno (2016) | Filmkritik

Inferno

Der cleverste Rätsellöser der Neuzeit kehrt für einen dritten Teil zurück auf die Kinoleinwand! Und die Rede ist hierbei nicht von Nicolas Cage und der Das Vermächtnis der Tempelritter-Reihe, sondern Dan Browns Harvard-Professor Robert Langdon ist zurück in Action. Dieser löste bereits im Jahr 2006 in The Da Vinci Code – Sakrileg und anschließend 2009 in Illuminati die schwierigsten Aufgaben und verhinderte so einige brenzlige Situationen.

Nach knapp sieben Jahren bekommt er es nun mit einem neuen Fall zu tun und muss dabei auf einen seiner stärksten Verbündeten verzichten: seine Erinnerungen. Robert Langdon (Tom Hanks) wacht in einem Krankenhaus in Florenz mit Amnesie auf. Bevor er sich jedoch sammeln kann, wird sein Zimmer von einer schießwütigen Polizistin gestürmt und einzig die junge Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones) ist an seiner Seite und rettet ihm das Leben.

Fortan wird Langdon mit allerlei Hinweisen konfrontiert, die mit Dantes Göttlicher Komödie Inferno zusammenhängen. Der Schweizer Milliardär und Wissenschaftler Bertrand Zobrist (Ben Foster) vertritt nämlich die Meinung, dass die Erde überbevölkert sei und mit einer Seuche eine „Reinigung“ stattfinden muss. Sein Ziel ist dabei eine enorme Dezimierung der Menschheit. Einzig Langdon scheint in der Lage zu sein den Inferno-Plan noch aufhalten zu können. Doch dabei muss er nicht nur mit seinen fehlenden Erinnerungen kämpfen, sondern auch gegen geheime Organisationen und Regierungsvertreter.

Kann er das Geheimnis rechtzeitig entschlüsseln und den Untergang der modernen Welt verhindern?

Ebenso rätselhaft wie die beiden Vorgänger beginnt auch Inferno mit einer Vielzahl von Puzzleteilen, die nach und nach zusammengesetzt werden müssen. Praktisch, dass Robert Langdon auch mit Gedächtnisverlust keine allzu großen Schwierigkeiten bei der Entschlüsselung der Rätsel hat. Zwei Stunden lang verfolgt der Zuschauer den intelligentesten Menschen der Welt, wie er durch ganz Europa reist und versucht die Welt vor ihrem Untergang zu bewahren.

Die Art und Weise wie Tom Hanks diesen Feldzug verkörpert, ist jedoch weit entfernt von schauspielerischen Glanzleistungen vergangener Tage. Oftmals wirken seine Dialogzeilen deplatziert und unnötig. Immer wieder wundert der Zuschauer sich, warum der Schauspieler beschreiben muss was er gerade tut, während er es tut. Wobei seine Rätsellösungen noch spannend erklärt werden, bekommt der Zuschauer auch immer wieder jede noch so Stumpfe Handlung kleinkariert aufgetischt. Schnell verfällt man dem Gedanken, dass die Drehbuchautoren voller Sorge dem Zuschauer immer wieder vor Augen führen mussten wer der Mittelpunkt des Films ist, da sie es sonst vergessen könnten.

Aber der restliche, hochkarätige Cast, bestehend aus Felicity Jones, Omar Sy und Ben Foster wird dieses Desaster doch noch retten können, oder? Leider nein, denn während Felicity Jones lediglich als Beiwerk an der Seite von Tom Hanks durch den Film marschiert, kann auch Omar Sy als Agent Christoph Bruder wenig Spannung zum Film beitragen. Einzig Ben Foster (Warcraft: The Beginning) schafft es seinem wahnsinnigen Bösewicht eine greifbare Persönlichkeit zu verleihen, die eine gewollte Bedrohung ausstrahlt und den Film positiv unterstützt. Eine grandiose Mischung zwischen Wahn und Intelligenz strahlt seine Figur des Bertrand Zobrist aus.

Doch mit Regisseur Ron Howard auf dem Regiestuhl, der nicht nur die beiden Vorgänger realisierte, sondern auch Meisterwerke wie A Beautiful Mind (2001) und das Formel 1-Drama Rush (2013), fragt man sich ob es an der fehlenden Anleitung des Filmschaffenden lag oder wo sich Inferno letztendlich wirklich die Finger verbrennt. Schwache Dialoge, unmotivierte Schauspieler und vieles mehr lassen die Schuld, wie so oft, bei einem schwachen Drehbuch suchen. Und in diesem besonderen Fall scheint es an der Buchvorlage von Autor Dan Brown zu liegen. Eine Masse an Twists kann nicht über nicht nachvollziehbare Rätsel hinwegtrösten und allzu oft scheint es als wäre der Film ein kleiner Reiseführer für die schönsten Orte Europas.

Aber gerade dies scheint am Ende der größte Pluspunkt zu sein. Denn was die Optik von Inferno betrifft, gibt es nicht viel zu meckern. Die Schauplätze rund um Venedig, Florenz und Istanbul sind traumhaft schön. An dieser Stelle setzt der Film auf originale Drehorte und tut sich damit in jeder Szene einen Gefallen! Egal ob der Boboli-Garten, der Markusdom oder die Hagia Sophia: Als Betrachter bekommt man Fernweh und genießt einfach diese wunderschönen Orte – solange bis die banalen Dialoge wieder einsetzen und das Mysterium rund um Inferno weitergesponnen wird.

Am Ende muss man als Fazit leider sagen, dass man Robert Langdon lediglich auf einem actionreichen, viel zu hetzigen Trip durch Europa begleitet, der in keiner Sekunde zum Miträtseln einlädt und fad seine Geschichte abspult. Hübsche Drehorte reichen einfach nicht aus, um einen spannenden Film zu erzählen und man darf gespannt sein, ob Robert Langdon in Zukunft noch für einen weiteren Fall herangezogen wird oder ob er sich nun ein für alle Mal seinem Ruhestand widmen sollte. Dan Brown hat immerhin noch ein paar weitere Werke in seinem Arsenal.

Regie: Ron Howard
Drehbuch: David Koepp
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Tom Hanks, Felicity Jones, Omar Sy, Ben Foster, Sidse Babett Knudsen, Irrfan Khan

Handlung:

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