Vier Wagen, eine Tonne Cannabis und 1800 Kilometer Straße. Was nach einem einfachen Geschäft klingt, kann sehr schnell in einer Katastrophe enden.
Im Drogenkonvoi von Malaga nach Paris müssen die Fahrer Nerven bewahren und das ist angesichts der vielen Hindernisse gar nicht so einfach. Action made in Frankreich ist seit The Transporter oder Ghetto Gangz kein Nischenprodukt mehr. Ob Regisseur Frédéric Schoendoerffer (96 Hours) jedoch mit seinem Asphaltthriller den richtigen Ton trifft oder an der Startlinie bereits einen Platten erleidet, wollen wir in unserer Kritik klären.
Viel gibt es über die Handlung nicht zu erzählen. Vier Autos brettern randvoll mit 1000 Kilo Cannabis vom spanischen Malaga zur französischen Metropole Paris.
Besonders im Wagen von Majid (Foed Amara) und Elyes (Mahdi Belemlih) liegen die Nerven blank. Der junge Fahrer Elyes hat nämlich last minute noch eine Sporttasche voller Koks eingeladen. Bekommt man für Cannabis mit einem guten Anwalt noch recht milde Strafen, sieht es mit ein paar Kilo Schnee schon anders aus. Majid, für den es der letzte Konvoi sein soll, verliert die Nerven. Er versucht seinem Boss klarzumachen, dass es das Risiko nicht wert ist.
Bei all der Aufregung fahren die beiden Männer natürlich direkt in eine Polizeikontrolle. Die Sache eskaliert, Majid stirbt und Elyes nimmt sich eine Geisel. Mit dem Kofferraum voller Drogen, einem toten Beifahrer und der verängstigten Nadia (Reem Kherici) am Steuer wird die eigentlich ruhige Fahrt zu einer Zerreißprobe!
Auftritt, Alex (Benoît Magimel)! Der coole Gangster nimmt die Sache in die Hand. Schnell ist die Leiche fortgeschafft, der Wagen beseitigt und die Drogen sind wieder auf der Straße, Geisel inklusive. Dass es damit natürlich noch nicht getan ist, dürfte dem Zuschauer schnell klar sein. Unbekannte Verfolger, Zollfahnder und fiese Drogengangster machen aus dem leichten Job einen Höllenritt.
Wer jetzt glaubt, dass es in Fast Convoy – Tödlicher Transport schnelle Verfolgungsjagden, besessenes Schalten aller Gänge und viel Blei zu sehen gibt, irrt. Stattdessen sieht man Männer am Steuer, Männer am Telefon und noch mehr Männer am Steuer. Ruhige Autofahrten entlang Frankreichs Autobahnen. Sonnenuntergänge und weitläufige Landschaften rahmen die Handlung, einem Autowerbespot gleich, stimmungsvoll ein. Gerade, wer The Transporter von Luc Besson kennt, weiß, dass Transporte von illegalen Substanzen durchaus cool, rasant und unterhaltsam sein können. Auch in Fast and Furious gab es Drogentransporte mit Bleifuss, Hip Hop und jeder Menge Blechschäden.Sicher, Schoendoerffer versuchte es etwas realistischer zu inszenieren und ließ es lieber ruhig und besonnen ablaufen. Was also realistisch und nachvollziehbar inszeniert wurde, kann nur teilweise überzeugen.
Klar, ist man genauso nervös wie Majid, wenn die Sache aus dem Ruder gerät. Man wähnt an jeder Ecke eine Polizeikontrolle. Doch auf der ganzen Strecke ist man mit dem Handlungsvehikel etwas zu gemächlich unterwegs. Was anfangs noch Stil hat, wird schnell öde. Die Schauspieler sitzen im Auto, während eine hübsche Landschaft vorbeizieht. Man redet, schreit ins Handy, sendet sich Nachrichten und erzählt sich allerlei wichtige und unwichtige Dinge. Wer also wissen will, was jeder mit seinem Anteil tut, wie man eine Frau richtig befriedigt und welcher Name für den ersten Sohn unpassend ist, wird vermutlich gespannt vor dem TV sitzen. Wer irgendwas in Richtung Fast and Furious mit französischen Darstellern erwartet hat, wird gähnend auf den Abspann warten müssen.
Sehr schade, denn aus Fast Convoy – Tödlicher Transport hätte wirklich etwas cooles werden können, denn Schoendoerffer hat bereits mit 96 Hours bewiesen, dass ihm eigentlich Actionfilme liegen. Warum er gerade hier mit angezogener Handbremse fährt, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Regie: Frédéric Schoendoerffer
Drehbuch: Yann Brion, Frédéric Schoendoerffer
Musik: Jérôme Devoise
Darsteller: Benoît Magimel, Reem Kherici, Mahdi Belemlih, Tewfik Jallab, Amir El Kacem
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