Mit Kasachstan verbindet man nicht zwangsweise großes Kino. Dafür denkt man aber an weite Steppen, wilde Völker und eine bewegende Geschichte. Während das asiatische Kino zumeist von chinesischen Filmen in epochalen Massenschlachten dominiert wird, geht es andernorts deutlich ruhiger zu. Mit Kino und Kasachstan verband der geneigte Zuschauer bis dahin maximal Borat, welchen man eher als eine grobe Beleidigung für das Volk der Kasachen, denn als augenzwinkernde Ironie versteht.
Mit Myn Bala – Krieger der Steppe zeigt Regisseur Akan Satayev anno 2011, wie es in der weiten Steppe zuging, als die mongolischen Herrscher das weite Land in ihrem eisernen Griff hatten. Dabei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, sodass dieser Film zur Eröffnung der Oscars 2013 gezeigt wurde.
Wir schreiben das Jahr 1729. Die Steppe wird von den Mongolen beherrscht. Einst hatten die Armeen Dschingis Khans die wilden Länder unterworfen, jetzt streunen seine Nachfahren raubend und plündernd durch die weiten Steppen. Die Kasachen sind für die grimmigen Krieger weniger als ein Hundeleben wert. So werden selbst Frauen und Kinder Opfer ihrer Überfälle. Der junge Sartai (Assylkhan Tolepov) musste als Kind mit ansehen, wie sein Freund von Pfeilen durchbohrt verstarb, als die mongolischen Plünderer Jagd auf ihn machten.
Ein Bild, welches den Jugendlichen bis zum heutigen Tag prägte. Auch seine Mutter kam bei einem brutalen Überfall ums Leben. Mit Abscheu beobachtet er, wie andere Diplomaten den Besatzern schmeicheln und feige Abkommen mit ihnen treffen. So scharrt der übermütige junge Mann seine Verbündeten um sich, um die Mongolen daran zu erinnern, wem dieses Land wirklich gehört.
Aus kleineren Überfällen entwickeln sich immer besser organisierte Aktionen, die den Namen Sartai bald bis an die Ohren der feindlichen Machthaber tragen. Dabei ist es unvermeidlich, dass sich der Kampf um die Freiheit alsbald zur entscheidenden Schlacht entwickelt. Können Kinder mit Pferden und Waffen tatsächlich das Land befreien? Oder wird der Aufstand in einem blutigen Massaker enden, wenn der Khan sein riesiges Aufgebot entsendet?
Mit gewaltigen Landschaftsaufnahmen und detaillierten Kostümen versetzt uns Myn Bala in jene Zeit zurück, in denen eine Bande aus Kindern zu Freiheitskämpfern wurde. Die Myn Bala – eintausend Jungen wagen es, sich gegen einen Feind zu stellen, vor dem die älteren nur respektvoll zögern.
Dabei wird Titelheld Sartai zu einem großen Helden, der inspirierend und mutig nichts unversucht lässt, um die verhassten Feinde zu schlagen. Leider wird hier gerade zu viel Wert auf seinen Zorn gelegt, statt ihn auch mal von einer menschlichen Seite zu zeigen. Doch die eigentlichen Hauptdarsteller sind die weiten Steppen, die wilde Natur und der grenzenlose Himmel. Ähnlich, wie Peter Jackson in den Der Herr der Ringe-Filmen den Zauber Neuseelands einfing, versucht auch Satayev in den zahlreichen Naturaufnahmen zu zeigen, welche Schönheiten Kasachstan zu bieten hat.
Mit schnaubenden Pferden, surrenden Pfeilen und schreienden Männern wird die Freiheit eines unterdrücktes Volkes eingefordert und Blut im Staub der Steppe vergossen. Mit Sicherheit ist das historische Epos reichlich ausgeschmückt und beleuchtet nur die eine Seite der Medaille. Mongolische Krieger ausschließlich als Mörder und Diebe hinzustellen ist nicht die objektivste Sichtweise auf den Konflikt dieser Länder.Wer sich daran nicht stört, kann einen kurzweiligen Film voller Kämpfe, Freundschaft und Mut erleben. Immerhin wurde in diesem 12 Millionen Dollar teuren Streifen nicht gegeizt, wenn es um beeindruckende Aufnahmen und die grenzenlose Weite der Steppe geht. Sicher bleibt der Film mangels tiefschichtiger Charaktere und nur wenig Abwechslung etwas hinter seinen Erwartungen zurück. Vom Verrat in den eigenen Reihen bis zum tragischen Ende des Helden, wird bereits jede überraschende Wende lang und breit angedeutet.
Trotzdem bietet Myn Bala – Krieger der Steppe eine willkommene Abwechslung zum heutigen Kinoallerlei und versucht irgendwo zwischen Braveheart, Robin Hood und anderen Heldenepen zu stehen. Ob jetzt das kasachische Kino auch in unseren Breitengraden an Beliebtheit gewinnt, kann man dennoch bezweifeln.
Dazu verpuffte zu häufig die Spannung, fehlte es an denkwürdigen Momenten und der nötigen emotionalen Tiefe. Zwar streuen die Darsteller hier und da kleine markante Nuancen ein, doch blieben sie für weite Teile des Films in der Masse verborgen.
Regie: Akan Satayev
Drehbuch: Muhammed Mamyrbekov, Jayik Sizdikov, Timur Zhaksylykov
Musik: Renat Gaysin
Darsteller: Asylkhan Tolypov, Ayan Utepbergen, Kuralai Anabekova, Tlektes Meiramov, Toleubek Aralbai, Eduard Ondar, Nurlan Alimzhan
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