Brick Mansions (2014) | Filmkritik

Es gibt in Hollywood ein ungeschriebenes Gesetz: wenn ein europäischer, nicht englischsprachiger Film weltweite Erfolge feiert, macht man ein Remake daraus. Nur so können auch die US-Amerikaner Gefallen an der Geschichte finden, ohne Untertitel oder Synchronisationen ertragen zu müssen.

Brick Mansions ist ein Remake des 2004 erschienen Films Banlieue 13 – Anschlag auf Paris, der in unseren Breitengraden als Ghettogangz – Die Hölle vor Paris veröffentlicht wurde und zu den besten Actiontiteln gehört, die aus Frankreich kommen. Mit einer Mischung aus Parcour-Action, Martial Arts und fetten Hip-Hop Beats konnte der Film überraschend überzeugen und bekam 2009 sogar eine ebenfalls coole Fortsetzung spendiert. Kann das Remake den Erfolg des Vorgängers übertreffen oder wird der letzte Film des verstorbenen Paul Walker zu einer schwachen Kopie?

Wir schreiben das Jahr 2018. Die Stadt Detroit ist der Kriminalität erlegen und büßte das Viertel Brick Mansions ein. Brick Mansions, was also übersetzt soviel wie „Häuser aus Ziegelsteinen“ bedeutet, sieht auch genau so aus. Statt moderner Fassaden herrscht hier Zerfall, Armut und Gewalt. Die Stadtverwaltung ließ Schulen, Krankenhäuser und Polizeistationen schließen, zog einen Zaun um das Stadtteil und überließ die Menschen sich selbst.

Gangleader Tremaine (RZA, bekannt aus The Man with the Iron Fists) führt das Viertel mit eiserner Hand. Nur der kleine Ganove Lino (David Belle, bekannt aus Ghettogangz 1+2) versucht sein Revier sauber zu halten. Dem Gangster K2 (Gouchy Boy) konnte der drahtige Parcourkünstler mehrere Kilo Heroin abknöpfen und diese den Ausguss herunterzuspülen.

Das gefällt Tremaine natürlich gar nicht und er beauftragt K2 und seine Schläger mit der Entführung Linos Freundin Lola (Catalina Denis). Nur so verspricht sich der elegant gekleidete, hobbykochende Mobster, den widerspenstigen Kletterer zu fangen. Derweil wird in Brick Mansions eine Neutronenbombe platziert, die prompt in die Hände der Gangster fällt und nur Undercover Cop Damien (Paul Walker, bekannt aus The Fast and the Furious) ist bereit, dass heruntergekommene Viertel vor der Vernichtung zu retten.

Dabei stoßen Lino und Damien schnell aufeinander und verbünden sich nach anfänglichem Misstrauen gegen Tremaines Gangster. Und so verschieden sind die beiden jungen Männer auch gar nicht. Ihr Gerechtigkeitssinn ist ebenso groß, wie die Furchtlosigkeit, mit der sie sich ihren Gegnern stellen. Lino klettert wie Spiderman an Wänden und auf Dächern entlang, während Damien seine Fäuste sprechen lässt und am Steuer jedes Fahrzeugs zur Waffe wird.

Wo man die Handlung des Originals in den Vororten von Paris, den Banlieus, spielen ließ, hat man sich mit Detroit ein amerikanisches Pendant gesucht. Immerhin steht die ehemalige Motorcity für eine hohe Kriminalitätsrate, bei der man sich nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht auf den Straßen aufhält. Somit ist es nicht allzu viel Fiktion, sich vorzustellen, dass sich dort nicht überall die Polizei hinwagt.

Wer das Original aus Frankreich kennt wird fast eine 1 zu 1 Neuumsetzung ohne Überraschungen erleben. Mit Paul Walker als Damien Collier hat man sich zwar eine bekannte Größe geholt, der im Prinzip seine Rolle aus Fast and Furios wiederholt, doch kann er sein französisches Vorbild Damien Tamaso (Cyril Raffaelli) nicht wirklich ersetzen. Immerhin war Raffaelli mit beeindruckenden Kampfszenen ein krasses Gegenstück zu David Belles waghalsigen Stunts. Da Paul Walker nicht gerade ein Kampfsportler ist, reicht es nur stellenweise zu einigen guten Aktionen, wie beispielsweise einem Kampf mit dem Lenkrad am Handgelenk.

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Doch ist diese Szene, wie viele andere ebenfalls, einfach nur wiederholt worden. Hauptdarsteller David Belle muss sich ebenfalls sonderbar vorgekommen sein, fast jede Szene eins zu eins neu zu drehen, inklusive der meisten Stunts. Nur RZA als Gangsterboss Tremaine Alexander bietet tatsächlich neue Ansätze und lässt jede Szene mit Lässigkeit und Coolness wirklich aufwerten. Sein Französisches Vorbild wirkte dagegen eher wie ein kleiner Möchtegern.

Wer von Ghettogangz noch nichts gehört hat, kann mit Brick Mansions wirklich unheimlichen Spaß haben. Die Mischung aus Action, Stunts und Coolness macht Laune und ist ein toller Zeitvertreib ohne Langeweile. Hochglanzoptik, tolle Musik und unverwechselbare Charaktere helfen, die Chipstüte leer zu futtern und sich gut unterhalten zu fühlen. Dann kommen wir aber auch schon zum Aber:

Wer das Original kennt stellt schnell fest, dass nicht einmal ansatzweise versucht wurde die Geschichte neu zu interpretieren oder gar mit originellen neuen Einfällen zu versehen. Aus K-Deux wurde K-Two, mehr nicht. Gerade bei den Gangmitgliedern wäre deutlich mehr Kreativität gefragt gewesen. Auch die Geschichte mit der platzierten Bombe oder das gestohlene Heroin hätten vielleicht durch andere Elemente ersetzt werden können. Vielleicht hätte es dem Film besser getan eine inoffizielle Fortsetzung im selben Filmuniversum zu sein, in der diesmal Lino versucht, den Polizisten zu retten. Alles, nur eben nicht schon wieder das Gleiche!

So ist es eben schlussendlich nur ein schnödes Duplikat geworden. Schade, denn dies war bekannterweise Paul Walkers letzter Auftritt auf der Kinoleinwand.

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