Warcraft: The Beginning (2016) | Filmkritik

Erste Forderungen nach einem Warcraft-Film entstanden wohl nach den spektakulären Zwischensequenzen des Computerspiels Warcraft III: Reign of Chaos (2002) und seiner Erweiterung The Frozen Throne (2003). Mit der erfolgreichen Veröffentlichung des Massive Multiplayer Online Role Playing Games World of Warcraft im Jahr 2004 nahmen die Überlegungen zu einem Film dann 2006 endlich feste Strukturen an und erste Konzepte wurden erstellt. So bemühte sich sogar Uwe Boll 2008 um die Rechte für eine Warcraft Verfilmung, wurde von Blizzard aber mit den Worten „Wir verkaufen die Rechte nicht, nicht an dich…ganz besonders nicht an dich.“ regelrecht vom Hof gescheucht

Blizzard entschied sich für Spider-Man Regisseur Sam Raimi, welcher jedoch 2012 aus Zeitgründen das Projekt verlassen musste und legte das Projekt in die Hände von Duncan Jones (Moon), welcher selbst ein großer Fan der Warcraft Spiele ist. Seine erste Anweisung war eine Restrukturierung des Drehbuchs. Menschen sollten nicht länger die Guten und Orcs die Bösen sein. Der Zuschauer sollte für beide Fraktionen Sympathien entwickeln können. Dieses Vorhaben machte Jones dann auch durch seine besonders menschlich wirkenden Orcs deutlich, welche anfangs auf harsche Kritik stießen, da sie sehr stark von ihren Originalen abwichen. Dem Zuschauer hilft es aber, die geforderten Sympathien für diese muskelbepackten Monster zu entwickeln und spätestens nachdem man einen Orc weinen sieht macht man keine Unterscheidung mehr zwischen Mensch und Orc.

© Universal Pictures

Orcs und Menschen leben in Frieden in ihren jeweiligen Heimatwelten, bis die Orcs einen Pakt mit Dämonen schließen und ihren Heimatplaneten Draenor verlassen müssen. Durch ein Tor landet die Horde der Orcs in den Östlichen Königreichen Azeroths und es entfacht ein Kampf um das Territorium der Menschen. Doch unter den Orcs unter der Führung des Hexenmeisters Gul’dan (Daniel Wu) bildet sich Widerstand gegen die teuflische Verderbnis, die viele von ihnen zu blutrünstigen Monstern macht und ganze Landstriche tötet.

Dem Einfall der Horde stellt sich das Volk der Menschen unter König Llane Wrynn (Dominic Cooper) entgegen und möchte mit Hilfe der Macht des Wächters Medivh (Ben Foster) so schnell wie möglich wieder für Frieden im östlichen Königreich sorgen. Der junge Magier Khadgar (Ben Schnetzer) und Llanes bester Ritter Anduin Lothar (Travis Fimmel) fangen die den Menschen ähnelnde und daher von ihresgleichen nicht akzeptierte Orc Garona (Paula Patton) und erfahren von ihr, dass Gul’dan plant, das Portal mit dem Leben der gefangenen Bewohner Azeroths erneut zu öffnen und alle verbliebenen Orcs in ihre neue Welt zu führen. Ausgerechnet ein Orc könnte ihnen bei der Vernichtung des Portals helfen. Der ehrenvolle Häuptling des Frostwolf-Clans Durotan (Toby Kebell) erkennt, dass die unberechenbare Macht der Fel Magie auch die neue Welt ein für alle Mal zerstören wird und ersehnt ein Bündnis zwischen Mensch und Orc.

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Warcraft: The Beginning setzt mit den Geschehnissen des ersten Computerspiels ein und erzählt in groben Zügen, wie und wieso die Orcs durch das Dunkle Portal ins Menschenreich Azeroth einfielen. Wer das Online Rollenspiel World of Warcraft einmal gespielt hat wird wohl jeden der im Film erscheinenden Orte bereits einmal besucht haben und direkt wiedererkennen. Dalaran, Sturmwind, Eisenschmiede, Seenhain, der Wald von Elwynn oder die Sümpfe des Elends. Alles bekannte Orte, welche fast 1:1 aus dem Spiel übernommen und im Film zum Leben erweckt wurden. Und wer in Westfall dann im Hintergrund die Erntebehüter entdeckt fühlt sich direkt heimisch. Für Computerspieler hält der Film zahlreiche kleine Gimmicks bereit, wenn die Gebiete auf dem Rücken eines Greifen überflogen werden. Es überkommt einen wahre Nostalgie.

Wer aber nie ein Spiel aus dem Warcraft-Universum angefasst hat wird von den zahlreichen Namen und Orten zu Beginn des Films geradezu überwältigt. Warum sind manche Orcs grün und manche braun? Was ist dieses mysteriöse Fel und woher kommt es? Wer sind die Draenei und wie kamen diese in die Gefangenschaft der Orcs? Diese Fragen können teils nicht einmal Kundige der tiefgründigen Warcraft-Sage beantworten und der Film liefert auch keinerlei Antworten. Schlüsselfiguren wie „Mannoroth“ werden zudem überhaupt nicht erwähnt und die federführenden Dämonen nur am Rande.

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Wenn aber erst einmal die Einführung beendet ist und der Film langsam an Fahrt aufnimmt kann man ihn trotz seiner Unzulänglichkeiten in Bezug auf die Handlung genießen. Zumindest solange keiner den Mund aufmacht. Die Dialoge im Film hätten nicht platter ausfallen können und scheinen geradewegs aus einem Porno zu entstammen. „Warum liegt hier überhaupt Stroh ‚rum?“ „Warum hast du ’ne Maske auf?“ „Blas‘ mir doch einen!“. Der Film kommt diesem bitteren Niveau sehr Nahe, besonders wenn Hauptcharaktere nach einer geschlagenen Schlacht beispielsweise mit dem Satz „Ich muss jetzt gehen!“ plötzlich verschwinden. Direkt sehnt man sich die nächste Schlacht herbei.

Denn Kämpfe sind sehr gut inszeniert was besonders an dem hervorragenden Animationen liegt. Wenn tonnenschwere CGI Körper aufeinander springen, mit mächtigen Hämmern und Äxten um sich schlagen oder sich gegenseitig mit riesigen Pranken einen Schlag verpassen entfacht der Film seine Höhepunkte. Man fiebert diesen brachialen und erbarmungslosen Aufeinandertreffen intensiv entgegen. Die Menschen agieren eingangs zwar schlicht und einfach dumm, in meinen Augen kann man dies jedoch mit ihrer anfänglichen Unwissenheit über den neuen Gegner erklären und akzeptieren. Außerdem passen sie im Laufe des Films ihre Kampftaktiken dem übermächtigen Gegner an. So begeistern die Magier, mit ihren wunderbar animierten Zaubern auf den Seiten der Allianz und sorgen für regelrechte Bewunderung. In Bezug auf die Animationen kann es Warcraft: The Beginning mit jedem anderen Film aufnehmen.

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Warum aber nur die Menschen in den Krieg ziehen und Zwerge sowie Elfen sich der Bedrohung nicht stellen ist erneut einer dieser Punkte, welcher nicht erklärt wird. Ach, und eine komplett sinnfreie Liebesbeziehung gibt es natürlich auch.

Die relativ unbekannte Riege an Schauspielern rund um Travis Fimmel (Vikings), Paula Patton (Mission: Impossible – Phantom Protokoll) und Ben Foster (Todeszug nach Yuma) liefert dann auch nur eine solide Leistung ab. Der eine macht seine Arbeit etwas besser, während der andere eine etwas schwächere Leistung abliefert. Wirkliche Totalausfälle gibt es nicht und sie alle können in ihren Rollen überzeugen, ohne dass sich einer der Charaktere wirklich in den Vordergrund spielt. Im Hinblick auf das verwirrende Drehbuch mit seinen peinlichen Dialogen ist selbst dies eine Glanzleistung. Wo man sich einst über den offensichtlichen Humor der Marvel-Filme aufregte, wünscht man sich diese auflockernde Atmosphäre geradezu herbei.

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Schlussendlich kann Warcraft: The Beginning keine Fraktion wirklich zufriedenstellen. Der Warcraft-Kenner regt sich über die Änderungen in der Handlung auf und die restlichen Kinozuschauer verstehen sie erst gar nicht. Als Fan bin ich jedoch auch froh, dass es Warcraft endlich auf die große Leinwand geschafft hat. Und zwar so, wie ich es seit über einem Jahrzehnt kenne. Der wohl teuerste Fan-Film aller Zeiten.

Ein optisch bombastisches Fantasy-Action-Abenteuer mit atemberaubend inszenierten Schlachten, welches immer dann zu brillieren weiß, wenn es einfach Warcraft ist. Von den Wachtürmen der Orcs über den originalen Soundtrack bis hin zu den stilechten Waffen und Rüstungen. Aber es ist auch einfach nur spektakulärer Durchschnitt. Und wenn die Handlung dann zusätzlich nach zwei Stunden plötzlich einfach abbricht muss der Zuschauer erkennen, dass Warcraft: The Beginning tatsächlich erst der Anfang war und nun wohl einige Jahre bis zu einer möglichen Fortsetzung ins Land ziehen werden. Eine Fortsetzung, welche man aber trotz aller Unzulänglichkeiten freudig erwartet.

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Bildrechte: Universal Pictures

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