Lockout (2012) | Filmkritik

Lockout (2012)

Ein Superknast im Weltraum, ein schroffer Held und eine Präsidententochter in der Gewalt von Schwerverbrechern – ein Cocktail, der vom französischen Action-Import Luc Besson (Lucy) angerührt wird.

Und dieser Name steht spätestens seit The Transporter (2002) und Das fünfte Element (1997) für rasante Action, furiose Bilder und coole Helden. Ob der 2012er Ausflug in die kalten Gefilde des Alls ebenso überzeugen kann, lest ihr hier!

Wir schreiben das Jahr 2079. In einem Hochsicherheitsgefängnis, das im Erdorbit kreist, schlafen tiefgekühlte Gefangene ihre lebenslange Haftstrafe als Eiswürfel aus. Doch die Tochter des Präsidenten glaubt nicht, dass die Frost-Haft ganz ohne Folgen für Leib und Seele ist. So macht sich Emilie Warnock (Maggie Grace) auf den Weg ins unwirtliche All, um die Sache selbst zu begutachten und ein paar Schurken nach ihren Haftbedingungen zu befragen. Zu dumm, dass ausgerechnet heute eine Revolte unter den Gefangenen ausbricht. Doch es gibt einen Mann, der ihr jetzt noch helfen kann: Snow (Guy Pearce)!

Angeklagt wegen Mordes, hat der Ex-Agent keine Wahl und muss sich allein auf die Suche nach dem privilegierten Sprössling des Staatsoberhauptes machen. Natürlich soll als Belohnung für seinen selbstlosen Einsatz die Freiheit winken. Bis dahin jedoch stehen dem sprücheklopfenden, saucoolen Einzelgänger Unmengen an bösen Buben im Weg.

So werden in den 95 Minuten allerlei Kugeln verschossen, Sprüche geklopft und Knochen gebrochen, wenn sich die Einmannarmee Snow wie ein Dampfhammer durch die Weltraumstation MS One walzt. Schon bald ist das attraktive Töchterlein gefunden, welche sich anfangs mit dem kratzbürstigen Helden gar nicht grün ist, doch schnell feststellen muss, dass an seiner Seite die Überlebenschancen merklich höher sind.

Da natürlich ein Held nur so gut wie sein Widersacher ist, tritt auch ein psychopathischer Schurke namens Hydell (Joseph Gilgun) auf den Plan. Der äußerst durchgeknallte Patron ist es schließlich, der für den Ausbruch der fast 500 Superknackis verantwortlich ist und selbst unter seinen Leuten nicht gerade Spaß versteht. Kein Wunder also, dass es bis zum Showdown ein paar unangenehme Lebensabbrüche zu betrauern gibt.

Doch neben der Rettung einer Jungfer in Nöten steht auf der Agenda des charmanten Einzelkämpfers noch die Aufklärung einer Verschwörung. Immerhin hat man Snow ja den Mord am eigenen Partner angehängt. Und solche Ungerechtigkeit kann selbst der raubeinige Ex-Agent nicht auf sich beruhen lassen. Doch Snow kriegt das schon hin. Snow kriegt doch alles hin.

Eingefleischte Filmfans werden sich angesichts der Story des öfteren an John Carpenters Die Klapperschlange aus dem Jahre 1981 erinnert fühlen. Zwar war in dieser düsteren Utopie nur Manhatten ein Superknast für ganz böse Schulabbrecher, trotzdem ist gerade die Einsamer-Held-Nummer von Snake (Kurt Russel) das klare Vorbild für Luc Bessons Actionorgie.

Hier war schließlich der US Präsident in die Gewalt der Schurken geraten und musste von einem Mann wieder rausgeboxt werden. Aber wie heißt es doch so schön? Lieber gut kopiert, als schlecht erfunden. Besson, der diesmal nicht persönlich auf dem Regiestuhl saß, gab das Zepter an Saint und Mather weiter. Das Regieduo hatte mit dem Kurzfilm Prey Alone auf sich aufmerksam gemacht und sich so bestens für Lockout empfohlen.

Mit einem Budget von 20 Millionen Dollar schufen sie diesen kurzweiligen Trip durchs All, dem man nur leider an manchen Stellen das etwas günstigere Produktionsetat ansieht. Besonders bei einer Verfolgungsjagd mit einem futuristischen Motorrad wird die schwache CGI-Qualität überdeutlich und lässt den Film hier erstmals schwächeln. Auch bei manchen Sequenzen im All kommt es hier und da zu kleineren Schönheitsfehlern, die aber deutlich weniger ins Gewicht fallen.

Größter Pluspunkt ist jedoch Hauptdarsteller Guy Pearce (Prometheus). Mit ihm wird der Film zu unterhaltsamen Popcornkino. Er ist nie um einen lustigen Spruch verlegen und nimmt sein komplettes Schicksal mit einem recht zynischen Humor hin. Als Zuschauer brennt man förmlich darauf, was Snow als nächstes ausheckt, der selbst unter Folter noch Witze reißt. Sein weiblicher Schützling, gespielt von Maggie Grace (96 Hours), überzeugt da nur wenig und ist nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Ständig verängstigt und überfordert zeigt die holde Blondine nur solides Mittelmaß ohne wirkliche Höhen und Tiefen, sodass man nach dem Film schon wieder vergessen hat, dass sie in diesem überhaupt mit von der Partie war.

Gegenspieler Joseph Gilgun (This Is England) macht mit seiner Arbeit als labiler Psychopath Hydell einen unglaublich guten Job. Mit allerlei Beklopptheit nimmt man ihm den gefährlichen Killer jederzeit ab. Mit Ticks, Zuckungen und einer bedrohlichen Unberechenbarkeit, schafft es der britische Schauspieler zu einem wahren Monster zu werden. Seine Darstellung ist neben Pearce ein echter Gewinn für den Film.

Wer also Lust auf einen Trip ins All hat und sich gerne in die Obhut von Superkriminellen wünscht, der wird mit Lockout bestens bedient. Zwar bleibt der Streifen qualitativ hinter anderen Besson-Produktionen zurück, ist aber für die volle Laufzeit ein unterhaltsamer Spaß mit reichlich Action und Coolness.

Regie: Stephen Saint Leger, James Mather
Drehbuch: Stephen Saint Leger, James Mather, Luc Besson
Musik: Alexandre Azaria
Darsteller: Guy Pearce, Maggie Grace, Vincent Regan, Joseph Gilgun, Lennie James, Peter Stormare

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