We Are Your Friends (2015) | Filmkritik

Musik ist das Leben des 23-jährigen Cole Carter (Zac Efron), der davon träumt, als Electro-DJ durchzustarten. Er hofft und arbeitet unermüdlich darauf hin, mit dem ultimativen Track den Durchbruch zu schaffen. Tagsüber hängt er mit seinen High-School-Freunden ab, von denen niemand Lust auf Knochenjobs hat, in denen sie schuften und andere verdienen. Deshalb zieht es sie nachts in die Clubs von Los Angeles, in denen sie ihr Glück als Party-Veranstalter versuchen – mit Cole als DJ am Laptop.

Leider will sich der Erfolg nicht so recht einstellen, sodass den Jungs gar nichts anderes übrig bleibt, als für den zweifelhaften Unternehmer Paige (Jon Bernthal) zu arbeiten. Cole tüftelt unterdessen weiter an seiner DJ-Karriere und lernt den namhaften DJ James Reed (Wes Bentley) kennen, der Cole bald unter seine Fittiche nimmt und ihn bei seinem Traum fördert. Die Zeichen stehen auf Erfolg, doch da verliebt er sich ausgerechnet in Sophie (Emily Ratajkowski), Assistentin und Freundin seines Mentors. Daraufhin beginnt seine Freundschaft zu James zu bröckeln und Cole steht vor einer schwierigen Entscheidung. Er setzt alles, wofür er brennt, aufs Spiel und auch seine Freunde stellen Coles Loyalität in Frage.

Regisseur Max Joseph hat sich in den USA als On-Screen-Kameramann der MTV-Show Catfish einen Namen gemacht. Nachdem er mit der Kurz-Dokumentation 12 Years of DFA (2013) Einblicke in die Arbeit und Geschichte des New Yorker Plattenlabels gab, brachte er mit We Are Your Friends sein Spielfilm-Debüt in die Kinos. Er führt die Zuschauer in die Welt der elektronischen Tanzmusik und diese erscheint auf den ersten Blick doch recht simpel: Partys, Drogen, Alkohol und wackelnde Frauenpopos ohne Ende.

Zac Efron (17 Again) stellte sein musikalisches Talent bereits mehrfach unter Beweis. Vom pubertierenden Schmuse-Teenie-Sänger aus Highschool Musical (2006-2008) zum smarten Sunny Boy gemausert, gibt er in We Are Your Friends nicht seine Stimme, sondern besondere Elektro-Beats zum Besten und versucht, mit diesen den musikalischen Durchbruch zu schaffen. In der Besetzung finden wir neben Zac Efron einige bekannte Gesichter, so spielt Wes Bentley – ziemlich cool – den selbstsicheren und erfolgversprechenden DJ und Mentor. Außerdem tritt Jon Bernthal (Herz aus Stahl) in die Rolle des skrupellosen Immobilienmaklers, der alles verkörpert, was die vier Freunde nicht sein wollen.

In weiteren Nebenrollen gibt Jonny Weston (Die Bestimmung) den Choleriker und Schlägertypen unter den Freunden und Shilo Fernandez (The East) den Skeptiker, der sich als erster von seiner Clique entfremdet. Schauspielerin, Model und Sexbombe Emily Ratajkowski, die man aus dem Musik-Video zum Ohrwurm „Blurred Lines“ kennt und die bereits im Thriller Gone Girl (2013) mitwirkte, sorgt als Coles Love Interest Sophie für Spannungen zwischen ihm und seinem Förderer, der ihm zu seinem Durchbruch verhelfen könnte. Lohnt es sich, eine mögliche Karriere für das Begehren dieser Frau aufs Spiel zu setzen? Cole hat dazu eine eindeutige Meinung, jedoch gerät die platte und recht emotionslose Lovestory der beiden schnell in den Hintergrund und wird im Verlauf der Geschichte von klangvollen Elektro-Sounds und heftigem Dubstep übertönt.

Der Soundtrack hat es allerdings in sich. Die 18 Techno-Songs von „I Can Be Somebody“ über „Something About You“ bis zum titelgebenden „We are your friends“ geben der vorhersehbaren Handlung und den stereotypen Charakteren ordentlich Pepp und Schwung. Geschickt baut der Regisseur dokumentarische Elemente ein und gibt hier und da kleine Crash-Kurse in Sachen Elektro-Musik. So lernt Cole, dass der richtige Sound Seele braucht und 120 Beats per Minute genau das Tempo ist, mit dem man ins Herz der Partymeute trifft. Unterstützt werden die Lektionen von bunten Schrifteinblendungen und Comic-Elementen, die angesichts der ständigen Drogeneinflüsse nicht fehl am Platz wirken. Zusätzlich schwenken die Kameraeinstellungen immer wieder über Coles Mischpult oder als Kontrast über die Skyline von Los Angeles sowie die nächtliche Kulisse von Las Vegas.

So wirkt Max Josephs Debüt wie ein 96-minütiges Musikvideo und vermittelt das ausgelassene Lebensgefühl der amerikanischen Elektronik-Szene. Alle angesagten Beats der Musikrichtung lernt man im Schnelldurchlauf kennen und erfährt darüber hinaus noch etwas über das Wesen der elektronischen Musik.

Intelligente Dialoge gibt es zwar nur selten, jedoch stellt man solche Erwartungen auch kaum an Anfang-Zwanziger, die überwiegend auf Droge und am Feiern sind. Dass Cole überhaupt klar genug ist, um treibende Beats zu kreieren, ist verwunderlich. Herausgekommen ist schlussendlich dennoch eine unterhaltsame musikalische Reise ins Innere der Elektromusik. Mitreißende Tracks, kreative visuelle Elemente und passable Darsteller schaffen es, dass man über die vorhersehbare Story und die einfallslosen Charaktere getrost hinwegsehen kann. We Are Your Friends trifft den Nerv der Zeit und macht Lust auf den nächsten Club-Besuch oder das nächste Elektro-Festival.

Cast & Crew

Regie: Max Joseph
Drehbuch: Max Joseph, Meaghan Oppenheimer
Musik: Matthew Simpson
Darsteller: Zac Efron, Wes Bentley, Emily Ratajkowski, Vanessa Lengies, Jon Abrahams, Shiloh Fernandez, Jonny Weston, Alex Shaffer, Alicia Coppola, Jon Bernthal

Bewertung

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