Batman v Superman: Dawn of Justice

Batman v Superman: Dawn of Justice (2016) | Filmkritik

von Markus Grunwald

Ein epischer Kampf tobt! Und hiermit meinen wir keinesfalls Batman versus Superman, sondern Marvel gegen DC. Während Marvel seit Jahren die Kinowelt dank Titeln wie Iron Man (2009), Thor (2011), Marvel’s The Avengers (2012) und Guardians of the Galaxy (2014) fest im Griff hat, will nun auch der Comic-Verlag DC ein Stück von diesem lukrativen Kuchen haben. Abseits der erfolgreichen und von Kritikern wie Fans gefeierten Batman-Trilogie von Regisseur Christopher Nolan scheinen aber alle anderen Superhelden ein Dasein im Schatten des dunklen Ritters fristen zu müssen.

Grund genug Batman als Zugpferd für die kommenden Werke zu nutzen und ihn in einen spektakulären Kampf gegen den Superhelden der erste Stunden zu schicken: Superman! Der Hintergrund der Geschichte ist dabei ebenso banal wie funktionell für einen Actionstreifen – aber es gibt jede Menge Missverständnisse.

Nachdem Superman in Man Of Steel (2013) im Kampf gegen General Zod nicht nur seinen Feind dem Erdboden gleich machte, sondern auch zahlreiche Gebäude und Menschen, gibt es eine gespaltene Meinung zu dem allmächtigen Helden. Während manche ihn als Retter des Friedens feiern, hat er für andere Familien zerstört und zahlreiche Menschenleben auf dem Gewissen. Auch Bruce Wayne alias Batman hat die Befürchtung, dass die Taten eines gottähnlichen Superhelden außer Kontrolle geraten könnten, wenn er nicht ständig beaufsichtigt und kontrolliert werden kann.

Deshalb legt sich der Ritter für Recht und Ordnung aus Gotham City mit dem Sohn Kryptons aus Metropolis an, während die Welt darüber streitet, welche Art Helden sie eigentlich braucht. Als wäre die Schlacht zwischen Batman und Superman nicht schon genug, taucht unversehens eine neue Bedrohung auf, durch die die Menschheit in eine brisante Gefahr ungeahnten Ausmaßes gerät.

Was sich hier in wenigen Sätzen zusammenfassen lässt, ist Dreh- und Angelpunkt von Batman v Superman: Dawn of Justice und frisst ganze 2 Stunden und 31 Minuten Laufzeit. Einer der positivsten, und für den gewöhnlichen Kinogänger wohl ermüdendsten Punkte des Films, ist sein langsamer und ausführlicher Start. Ausgiebig werden beide Helden und ihre innerliche Stimmung vorgestellt, so dass man verstehen und nachvollziehen kann, warum es zu einem Konflikt der beiden Parteien kommen muss. Während Schauspieler Henry Cavill als Superman/Clark Kent hier etwas zurückstecken muss, da er mit Man of Steel bereits seinen Solo-Auftritt hatte, bekommt Oscar®-Preisträger Ben Affleck (Argo) als Batman/Bruce Wayne genau die Zeit, die er benötigt, um seinen Charakter und seine Sicht zu präsentieren.

Die von Christian Bale hinterlassenen Fußstapfen als Fledermausmann waren immens groß und es ist umso erfreulicher, dass das Franchise mit Ben Affleck jemanden gefunden hat, der diese definitiv ausfüllen und in Zukunft vielleicht sogar übertreffen kann. Auch die schauspielerische Leistung von Henry Cavill fügt sich in das Gesamtwerk problemlos ein und der innere Zwist des Gottes aus Metropolis wird glaubwürdig auf die Leinwand transportiert. Die Chemie zwischen beiden Helden scheint ebenfalls gegeben und kann in zukünftigen Projekten sicherlich noch in einigen Aspekter verfeinert werden. Bei dem Thema der nennenswerten Schauspielkünste muss an dieser Stelle auch Jesse Eisenberg als Lex Luthor einen Platz finden. Das wahnsinnige Genie des Widersachers bereichert den Film um einen beeindruckenden Bösewicht und hätte keinen zusätzlichen Auftritt von Doomsday gebraucht, der in diesem Werk unnötig verheizt wird.

Als wären mit Batman und Superman nicht schon genügend Superhelden auf der Leinwand übernimmt auch Wonder Woman zum Finale hin einen größeren Stellenwert und zeigt den Männern, was eine Amazonenprinzessin auf dem Kasten hat. Die israelische Schauspielerin Gal Gadot schafft es der Figur eine gesunde Mischung aus Kampfgeist und Sympathie zu verleihen, die neben all dem Testosteron eine willkommene Abwechslung darstellt. Aber noch weitere Superhelden wurden in den Film gequetscht, welche wir euch an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden.

Hingegen wollen wir noch einmal auf die gelungenen Nebenrollen von Laurence Fishburne als Perry White, Jeremy Irons als Butler Alfred Pennyworth und Amy Adams in der Rolle der Lois Lane eingehen. Besonders Alfred hat einen neuen Anstrich serviert bekommen und dient Master Bruce nicht länger nur als Rat- und Teegeber. Lois Lane muss für die klassische Rolle der Maid in Not herhalten, was am Ende des Films vielleicht etwas stark ins kitschige abdriftet.

Lob ist zudem angemessen für die musikalische Untermalung von Hans Zimmer und Junkie XL. Jede Musikuntermalung eines Charakter unterstützt gekonnt die Figur und ist ein wahres Kinoerlebnis. Was Regisseur Zack Snyder optisch auf die Leinwand bringt ist ebenso ein reines Fest an Explosionen und CGi-Gewitter. Nach dem langatmigen aber interessanten Anfang nimmt das Ende enorm an Fahrt auf und die Leinwand wird zum Schlachtfeld. Doch warum hat man trotzdem durchgehend das Gefühl, dass Batman v Superman: Dawn of Justice etwas fehlt? Es gibt interessante Charaktere, einen perfiden Bösewicht und Action bis zum Abwinken.

Letztendlich muss sich Batman v Superman: Dawn of Justice leider eine entscheidende Frage gefallen lassen: Welche Zielgruppe will der Film bedienen? Während Neulinge im DC-Universum bereits zu Anfang maßlos überfordert werden und die Ereignisse aus Man of Steel hingegen als bekannt vorausgesetzt werden, gibt es für Fans zu wenig Hintergrund und zu viel Hau-Drauf-Action. Ohne eine wirkliche Fortsetzung zu sein, funktioniert der Film in keinster Weise alleinstehend und versucht sich anfangs stattdessen mit kleinen Andeutungen und Hommagen direkt an die Comicfans zu richten, die aber durch die Verkörperung der beiden Protagonisten wieder eines Besseren belehrt werden. Die Handlungen beider Akteure sind viel zu klischeehaft, zu vorhersehbar und alle Konflikte wie Hindernisse werden viel zu einfach gelöst.

Die Charaktere sind, so gut sie doch durch die Schauspieler verkörpert werden, bei Zeiten so weit von den Comics entfernt, dass ein wahrer Fan sich die Frage stellt, wofür sein Held überhaupt noch steht. Zu oft wirken Entscheidungen einfach aufgezwungen, um die Handlungen voran zu treiben und teilweise wirkt es auch noch, als hätten die Akteure einfach ihre Superkräfte vergessen. Der normale Zuschauer fragt sich immer wieder, welche Fähigkeiten die Helden nun haben und welche nicht. Und was wissen eigentlich die Menschen, die mit diesen gottähnlichen Wesen in einer Welt leben über diese selbst? Von einem konstanten Bild kann keinesfalls die Rede sein, da sich die beiden Punkte immer wieder nach Belieben für die Geschichte verändern um möglichst schnell all das zu erzählen was erzählt werden muss. Hindernisse werden gebaut und zerschlagen, Wendungen gezeigt und wieder fallen gelassen.

Das Ergebnis ist ein kläglicher Versuch alle Lager zu bedienen und stößt in seiner Ausführung immer wieder an ideologische Grenzen. Klar nimmt sich der Film viele bestehende Comicbücher als Vorlage und versucht gleichzeitig neue Elemente zu etablieren. Doch immer wieder scheint diese Kombination gezwungen und überspielt, dass man als Zuschauer einfach nicht den bitteren Beigeschmack aus dem Mund bekommt, dass Zack Snyder hier versucht ein Marvel-ähnliches Universum in einem viel zu rasanten Tempo aufzubauen. Dabei jedoch hat er nicht von vergangenen Fehlern gelernt, sondern geht stattdessen stur seinen eingeschlagenen Pfad, der für ein kleineres Franchise wohl ein sicheres Ende bedeuten würde.

Die Kämpfe wirken simpel, die Konflikte verblassen im Nu und letztendlich stellt sich trotzdem die Frage, wie es ein Film schafft gleichzeitig seine Geschichte viel zu schnell, jedoch zugleich viel zu langatmig zu erzählen. Szenen, die einfach nicht für einen Gelegenheitskinogänger funktionieren, hängen sich an andere, welche dem Hardcore-Fan sauer aufstoßen. Statt zu versuchen zahlreiche Comics in einem Film zusammenzufassen, wäre es doch wünschenswert gewesen etwas Eigenes zu präsentieren, wie es bereits die Dark Knight-Trilogie schaffte. Selbstverständlich hat auch Christopher Nolan klare Einflüsse durch die Comicvorlage erhalten, konnte dem Zuschauer aber dennoch etwas Neues zu präsentieren und am Ende nahezu alle Fans zufriedenstellen.

Was Zack Snyder schlussendlich mit diesem Film erreichen wollte, ist klar. Es ist ein Versuch ein Universum aufzubauen, in welchem sich nun zahlreiche andere Regisseure und Schauspieler austoben können und zahlreiche Geschichten von zahlreichen Superhelden erzählen, die man nur zu gerne mal auf der großen Leinwand sehen würde. Aber genau dadurch wirkt der Film am Ende wie eine Vorschau. Ein Appetitanreger mit etlichen Anspielungen auf vergangene Filme und zukünftige Werke. Die Einführung neuer Charaktere und Handlungen, welche in Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht verhältnismäßig gut zu überzeugen wusste, fällt bei Batman v Superman: Dawn of Justice auf die Nase. Der Film wirkt wie ein 151 Minuten langer Trailer mit einer gehetzten Geschichte und mehr Andeutungen an die Zukunft als Substanz für die Gegenwart.

Der Zuschauer und Fan kann sich nur wünschen, dass Batman v Superman: Dawn of Justice die finanziellen Wünsche des Studios trotzdem erfüllen wird, denn viele spannende Figuren wurden vorgestellt und Beziehungen angeschnitten. DC besitzt ein Universum voller erwähnenswerter Charaktere und Geschichten und wir hoffen, dass diese noch eine Gelegenheit finden, erzählt zu werden! Vielleicht dann aber etwas gemächlicher und durchdachter.

Bewertung

Bewertung_7

Trailer
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Informationen
Batman v Superman: Dawn of Justice | 24. März 2016 (Deutschland) 6.4
Regisseur: Zack SnyderDrehbuchautor: Chris Terrio, David S. Goyer, Bob KaneDarsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy AdamsHandlung:

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Bildrechte: Warner Bros.

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