Ein blutiger Mordfall muss aufgedeckt werden. Doch wer war es? Etwa Oberst Gatow mit der Pistole in der Küche? Oder Frau Weiss mit dem Kerzenleuchter im Billardzimmer? Meine Vermutung wäre Professor Bloom mit der Rohrzange im Wintergarten.
Wer mit diesen Namen, Waffen und Räumen nichts anfangen kann, hat anscheinend noch nie den Brettspielklassiker Cluedo gespielt, welches 1943/1944 von Anthony Ernest Pratt und seiner Ehefrau erdacht wurde. Ziel des Spiels ist es, durch Hinweise einem Mörder auf die Schliche zu kommen. Wer bislang dachte, dass Verfilmungen von beliebten Brettspielen eine Erscheinung der Neuzeit sind, muss nun eines besseren belehrt werden.
Während aktuell Monopoly und Risiko noch in Arbeit sind, haben es mit Schiffe versenken (Battleship, 2012) und Ouija (2014) schon zwei Spiele auf die große Leinwand gebracht. Bereits 1985 gab es mit Alle Mörder sind schon da jedoch bereits einen Vorreiter. Als Vorlage hierzu diente wie gesagt das Parker Brothers-Spiel Cluedo.
Wer bei Mord und Intrigen jedoch einen Krimi in bester Agatha Christie Manier erwartet, hat sich hier das falsche Werk ausgesucht. Alle Mörder sind schon da (Originaltitel: Clue: The Movie) ist viel mehr eine Slapstick-Komödie voller Situationshumor und witzigen Dialogen zwischen den Zeugen eines Mordfalls. Als Setting wurde eine regnerische Nacht im Jahr 1954 und ein altes Herrenhaus ausgewählt.
In der Sicherheit der Dunkelheit folgen sechs Personen einer Einladung in ein einsames Landhaus. Begrüßt wird jeder von ihnen von dem Butler des Hauses, Wadsworth (Tim Curry), und erhält einen Decknamen an der Türschwelle. Keiner darf vor den anderen seine tatsächliche Identität preisgeben und somit lernen wir nacheinander Mrs. Peacock, Mrs. White, Professor Plum (Christopher Lloyd), Mr. Green, Colonel Mustard und Miss Scarlet kennen.
Doch schon bald gesellt sich ein siebter Gast in die neugierige Runde und der mysteriöse Mr. Boddy enthüllt den wahren Grund dieser Party. Alle Gäste haben ein dunkles Geheimnis und werden dadurch von einem Unbekannten erpresst. Dieser namenlose Verbrecher ist Mr. Body. Doch als plötzlich das Licht ausgeht, liegt ebendieser tot auf dem Boden des Salons. Die Suche nach dem Mörder beginnt. Wer steckt hinter dieser grausigen Tat und welche Geheimnisse haben die Gäste sonst noch zu verbergen?
Ebenso spannend wie eine Runde Cluedo gestaltet sich auch die Verfilmung des Brettspiels. Während wir mit einer rätselhaften Vorstellung der Figuren zunächst auf ein atmosphärisches Krimiwerk vorbereitet werden, entwickelt sich der Film nach und nach zu einem humoristischen Gelage rund um Tim Curry, der als Butler für jede Menge Schwung in der Runde sorgt. An seiner Seite versuchen unter anderem Christopher Lloyd (Zurück in die Zukunft-Trilogie), Eileen Brennan (Schütze Benjamin), Madeline Kahn (Is’ was, Doc?) und Michael McKean (Nummer 5 gibt nicht auf) den Mörder zu fassen und ganz nebenher noch den Abend zu überleben. Dies gestaltet sich jedoch gar nicht so einfach und immer mehr Leichen stapeln sich in dem Anwesen.
Regisseur Jonathan Lynn, bekannt für Komödien wie Noch dümmer (1997) und Keine halben Sachen (2000), schafft es gekonnt einen Ausgleich zwischen Spannung und Humor aufzubauen. Auch wenn man zwischendurch immer wieder lauthals lachen muss und die Charaktere in gut positionierte Fettnäpfchen treten, fragt man sich trotzdem durchgehend, wer denn nun der listige Mörder ist und was eigentlich hinter all dem Blutvergießen steckt. Ab und an verliert sich der Film dabei vielleicht in etwas belanglose Dialoge und Situationen, bei einer kurzweiligen Laufzeit von 97 Minuten stört dies jedoch nur geringfügig.
Wer sich also mal in ein altes, düsteres Anwesen begeben möchte, ohne dabei ganz so konzentriert zuzuschauen zu müssen wie in beispielsweise And Then There Were None (1945), The Old Dark House (1932) oder The Bat Whispers (1930) hat hier eine exzellente Parodie des Genres mit einem bestens aufgelegten Tim Curry an vorderster Front.
Und wer sich mit dem Finale des Films nicht zufrieden geben will, hat auch gleich die Auswahl aus drei verschiedenen Enden, die für Alle Mörder sind schon da produziert und per Zufall an die einzelnen Kinosäle versandt wurden. War es denn nun wirklich Professor Bloom mit der Rohrzange im Wintergarten? Findet den Mörder!
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