Die letzte Schlacht am Tigerberg (2014) | Filmkritik

Die letzte Schlacht am Tigerberg

Denken wir an Action made in China, denken wir zuallererst an mutige Samurai, die mit Schwert und Speer das Leben einer Prinzessin schützen oder auf dem Schlachtfeld alleine einer Hundertschaft von Gegnern trotzen. Wenn man dann noch den Namen Tsui Hark vor dem geistigen Auge hat, denkt man ebenfalls an Detective Dee und allerlei Kostümierungen, waghalsige Kampfchoreographien und ordentlich viel Magie fürs Auge. Wer sich dann sogar noch etwas intensiver mit dem asiatischen Kino beschäftigt weiß auch, dass Once Upon a Time in China mit Jet Li ebenfalls vor über 25 Jahren von Regisseur Tsui Hark realisiert wurde.

Doch dass Tsui Hark auch anders kann, zeigt er mit Die letzte Schlacht am Tigerberg, der im Japan der späten 1940er spielt. Doch funktioniert diese Zeitreise auch für den verwöhnten Zuschauer?

China im Winter 1946. Nach der Kapitulation Japans herrschen grausame Bedingungen im Land. Diebesbanden tyrannisieren die Einheimischen und nehmen der hungernden Bevölkerung auch noch das letzte Hab und Gut. In einer uneinnehmbaren Festung auf dem Tigerberg fristet die Bande von Lord Falke (Tony Ka Fai Leung) ihr Gaunerdasein im Überfluss. Saufend und rauchend genießen sie das Leben, während im Tal das Volk friert und sich in seinen Hütten verstecken muss.

Doch Lord Falke ist auf der Suche nach drei Truppenkarten, die ihm zu noch mehr Reichtum verhelfen sollen. Immerhin führen die drei Pläne zu einer Armee, einem riesigen Waffenlager und zu einem gigantischen Schatz. Kein Wunder also, dass der grimmige Lord jeden Stein im Land umdrehen lässt, denn er ist bereits im Besitz der ersten beiden Karten. Nur der Weg zum Schatz fehlt ihm noch.

Genau in dieser Zeit tauchte die Chinesische Einheit 203 auf, angeführt von Captain Shao (Kenny Lin). Ausgehungert und durchgefroren sind die 30 Soldaten auf der Suche nach einer Diebesbande. Und sie werden nicht nur fündig, sondern können bald auch die dritte Karte in den Händen halten, auf die es Lord Falke schon seit so langer Zeit abgesehen hat. Klar, dass es nicht lange dauert, bis die Räuber kommen, um die Soldaten zu stellen. Doch diesmal werden es die 30 Soldaten nicht nur mit ein paar Strolchen, sondern mit 300 wütenden, tätowierten und schwer bewaffneten Gegnern zu tun bekommen. Eine aussichtslose Situation.

Doch Verstärkung naht mit dem fremden Soldaten Yang (Zhang Hanyu), der sich nach einigem Hin und Her in die Diebesbande des Falken einschleusen lässt, um im Inneren des Feindes für Unfrieden zu sorgen. Doch können die Soldaten diesem Unbekannten Kämpfer trauen oder führt er sein ganz eigenes Spiel?

Mit gewaltigen Bildern, reichlich Zeitlupen und dezentem Humor fährt Tsui Hark ein wahres Feuerwerk an Action auf. Besonders die Figur des Soldaten Yang erinnert an die Gestalten der sonst üblichen Samuraifilme. Mit Augen-Make-Up und Fellrüstung wirkt er wie ein Zeitreisender. Auch die Bande des Lord Falken wurde wie eine Armee aus Chinas Vergangenheit gestaltet. Mit Gesichts-Tätowierungen und Schwertern machen sie einen grimmigen Eindruck, auch wenn mancher von ihnen nicht ganz so clever erscheint.

Die Landschaftsaufnahmen und die Massenschlachten machen Die Schlacht am Tigerberg um so beeindruckender. Wenn Yang es eigenhändig mit einem Tiger aufnimmt, sieht man zu welchen atemberaubenden Effekten dieser Film greift, um die Gunst des Zuschauers zu erringen.

Was jedoch etwas stört ist die Rahmenhandlung, die in unserer Zeit spielt. Ein junger Mann macht sich auf den Weg zu seiner Oma, um sie am Weihnachtsabend zu besuchen. Diese Banalität hilft der Geschichte nicht und ist bis auf die Abschlussszene am Esstisch auch nicht besonders interessant.

Sieht man über diesen kleinen Aussetzer hinweg, ist Die letzte Schlacht am Tigerberg größtenteils gelungen und macht durchweg viel Spaß. Leider gehen, bis auf einige wenige Ausnahmen, die meisten Soldaten in der Masse unter, auch wenn hier und da ein interessanter Charakter auftaucht. Und so bleibt Zhang Hanyu als einziger Schauspieler wirklich im Gedächtnis, da er den Großteil der Handlung bestreitet.

Für Fans des asiatischen Kinos ist dieser Film wirklich zu empfehlen, doch hat er nichts mit Indiana Jones oder Inglorious Basterds gemeinsam, wie uns der Klappentext der Blu-ray weiß machen will. Für Indiana Jones hätte man sich doch mehr diesem Schatz der Diebe widmen müssen, der dann aber zum Ende des Films völlig in Vergessenheit gerät. Das ist schade, denn es hätte den Film noch etwas interessanter gestaltet. Und so kann man sich zwar auf einen gelungenen Film aus asiatischem Hause freuen, welcher sich jedoch nicht aus der Masse herauskristallisieren kann.

Regie: Hark Tsui
Drehbuch: Bo Qu, Jianxin Huang
Musik: Wai Lap Wu
Darsteller: Hanyu Zhang, Tony Ka Fai Leung, Kenny Lin, Nan Yu, Liya Tong, Geng Han, Xiao Chen

Handlung:

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