Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2 (2015) | Filmkritik

Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 2 (2015)

Ladies und Gentlemen, willkommen zu den 76. Hungerspielen! In Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 setzt Katniss (Jennifer Lawrence) den Kampf gegen Präsident Snow (Donald Sutherland) und die diktatorische Regierung des Kapitols fort. Aus dem Aufstand ist ein Bürgerkrieg entstanden, den die von Alma Coin (Julianne Moore) angeführten Rebellen nur gewinnen können, wenn sie Snows militärische Kommandozentrale und Waffenvorräte in Distrikt 2 erobern. Als Gesicht der Rebellion soll Katniss dabei helfen, die regierungstreue Bevölkerung des Distrikts auf ihre Seite zu ziehen.

Katniss erkennt bald, dass sie von Coin als Propagandainstrument ausgenutzt wird. Peeta (Josh Hutcherson) erholt sich indessen nur langsam von den Torturen Snows. Als Opfer einer Gedankenmanipulation ist er nun darauf programmiert, Katniss zu töten. Dies bestärkt sie umso mehr darin, den Präsidenten persönlich umzubringen.

Entgegen Coins Anweisungen begibt sie sich mit einer kleinen Einheit auf eine geheime Mission auf den Weg ins Kapitol. Zu der Elitetruppe an ihrer Seite gehören neben Gale (Liam Hemsworth), Finnick (Sam Claflin) und Cressidas (Natalie Dormer) Film-Crew auch der nach wie vor unberechenbare Peeta. Unter der Leitung von Boggs (Mahershala Ali) und Jackson (Michelle Forbes) landet der Trupp schließlich in den mit tödlichen Fallen übersäten Straßen des Kapitols. Die zu überwindenden Gefahren und die schweren Entscheidungen, die getroffen werden müssen, werden zu einer größeren Herausforderung als alles, was Katniss bisher in den Arenen der Hungerspiele bewältigen musste.

Und während Katniss als Spotttölpel für die Rebellion langsam ausgedient zu haben scheint, bereitet sich auch Präsident Snow auf die entscheidende Schlacht vor.

Auch jede noch so mitreißende Geschichte, die uns über mehrere Jahre begleitet und nach jedem Teil sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt, hat irgendwann mal ein Ende. Regisseur Francis Lawrence fährt beim letzten Teil der Panem-Saga noch einmal alle Geschosse aus und überlässt diesmal nichts dem Zufall. Die Prozedere der Zweiteilung des letzten Teils erfolgreicher Buchadaptionen ist bereits bekannt und dürfte Produktionsseite und Fans gleichermaßen freuen – so ein Abschied fällt nun einmal schwer. Zudem beweist Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2, dass ein Film nicht automatisch unter solch einer Aufsplittung leiden muss. Der letzte Teil profitiert vor allem davon, tiefer in die Geschichte eintauchen zu können. Doch selbst 137 Minuten für den letzten Teil der Reihe scheinen nicht genug. In altbekannter Panem-Manier jagt ein großes Ereignis das nächste, Zuschauern und Darstellern sind nur wenige Atempausen geboten.

Die in Mockingjay Teil 1 vielerseits vermisste Arena als Hauptschauplatz der Geschichte wird in diesem letzten Film wieder in Szene gesetzt und nimmt eine neue, noch schauderhaftere Gestalt an: Als Katniss mit ihrem Team durch das Kapitol einen Weg zu Snow sucht sind überall tödliche Fallen verborgen, eine grausamer als die andere. Die aufwendig gestalteten Locations und wirkungsvollen Spezialeffekte sorgen für ein actionreiches Kinoerlebnis. Klaustrophobischer Höhepunkt bilden die Kampfszenen unter der Erde, in denen echsenartige Monster nach dem Leben der Gruppe trachten. Wie in den vergangenen Arenen herrscht das packende Gefühl von ständiger Gefahr und ungeahnten Wendungen vor.

Die Szenerie sowie die Thematik wurden im Laufe der Verfilmungen immer düsterer. Während es in Teil eins um zwei Dutzend Kinder in einer Arena ging, was grausam genug ist, und der Kampf um Freiheit symbolhaft ausgefochten wurde, weitet sich das grauenhafte Ausmaß im letzten Teil auf eine ganze Nation aus. Im Kampf gegen das Kapitol steht die gesamte Zukunft von Panems Bevölkerung auf dem Spiel.

Zwar verzichten die Macher nicht auf ein paar berüchtigte Szenen rund um das Dreiecks-Liebes-Debakel zwischen Katniss, Gale und Peeta, doch diese geraten vor den sich überschlagenden Ereignissen schnell in den Hintergrund. Dass Peeta durch die Manipulation des Kapitols Realität und Täuschung nicht mehr auseinander halten kann, treibt Katniss Willen, Snow zu töten, nur noch mehr an. Durch diesen Willen widersetzt sie sich jedem Befehl. Essentiell für die Story ist ebenfalls der aufkeimende Konflikt zwischen Katniss und Gale. Während dieser keine Skrupel hat, auch Zivilisten zu opfern, hadert Katniss mit dieser Entscheidung. Sie wird von Zweifeln geplagt und sträubt sie sich gegen ihre Instrumentalisierung. Hier obliegt es dem Zuschauer sein eigenes Urteil über Richtig und Falsch zu fällen. Diese moralischen Fragen zählen zu den Stärken des ansonsten actionreichen Films.

Währenddessen werden die anfangs deutlich erkennbaren Grenzen von Snow und Coin immer unklarer und es kristallisieren sich Gefahren aus Katniss eigenen Reihen heraus. Vor allem Donald Sutherland (Outbreak – lautlose Killer) und Oscarpreisträgerin Julianne Moore (Still Alice) können der trotz verhältnismäßig kurzer Auftritte das Widersprüchliche aus ihren Charakteren herausholen. Da der Hauptcast in Mockingjay Teil 1 keine Verluste hinnehmen musste, kann Teil zwei erneut von seinem durchweg talentierten Cast profitieren. Die ein bis zwei Auftritte der charismatischen Hollywoodgrößen Woody Harrelson (No Country For Old Men), Stanley Tucci (Der Teufel trägt Prada) oder Elisabeth Banks (Spider-Man) tragen zwar nicht wesentlich zur Handlung bei, bilden jedoch die einzigen Lichtblicke und kleinen Schmunzelmomente in der sonst durchweg düsteren Szenerie. Ebenfalls ist die Rolle von Schauspiel-Legende Philip Seymour Hoffman, der 2014 kurz vor Ende der Dreharbeiten starb, deutlich geschrumpft.

Die Panem-Trilogie von Suzanne Collins zählt zu den größten Buchhits der letzten Jahre. Die vier Verfilmungen beweisen eindrücklich, dass die Adaptionen nicht immer zwingend schlechter sein müssen als die Vorlage. Francis Lawrence bewegt sich in den meisten Szenen extrem nah am Buch und hat teilweise ganze Dialoge daraus übernommen. Hier könnten sich Meinungen von Bücherkennern und Nichtkennern spalten. Doch auch die Kenntnis der Bücher wird einige Tränen und Gänsehautmomente nicht verhindern können.

Vom Überlebenskampf einer einzelnen entwickelt sich die Geschichte zum Freiheitskampf einer ganzen Nation. Der letzte und alles entscheidende Teil der Hungerspiele ist ein spannender, actionreicher und emotional mitreißender Film, dessen talentierter Cast ihm eine glaubwürdige Intensität verleiht. Erst in den letzten 20 Minuten sinkt das Erzähltempo und der Film nimmt sich viel Zeit, die Saga zu einem Ende zu bringen. Auch wenn die letzte Szene nicht ganz den Ton des Buches und die eigentliche Atmosphäre getroffen hat, ist Mockingjay 2 ein würdiger Abschluss, der die Anforderungen der Panem-Fans erfüllen wird.

Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Danny Strong, Peter Craig
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Jeffrey Wright, Stanley Tucci, Donald Sutherland

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