Der milliardenschwere Industrielle Damian Hale (Ben Kingsley) war es sein ganzes Leben lang gewohnt immer das zu bekommen was er wollte. Er stellte seine Macht ganz in den Dienst seines Firmenimperiums und opferte dafür sogar den Kontakt zu seiner Tochter Claire (Michelle Dockery).
Als Hale die Diagnose erhält, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und bald sterben wird, verfällt er nach kurzer Trauer in sein übliches Verhaltensmuster: Er nutzt seine Privilegien, um sich mehr Lebenszeit zu erkaufen. Albright (Matthew Goode), Strippenzieher einer elitären Geheimorganisation, macht Hale mit einem Verfahren namens „Shedding“ vertraut, bei dem der Geist des Kranken in den gesunden Körper eines anderen Mannes (Ryan Reynolds) verpflanzt wird.
Die Operation gelingt. Damian gewöhnt sich schnell an seinen neuen Körper und genießt sein neues Leben als „Edward“. Er freundet sich mit Anton (Derek Luke) an, der ihm die Gastfreundschaft von New Orleans zeigt. Doch etwas stimmt nicht: Hale überfallen Albträume, die mit einem fremden Leben zu tun haben. Er geht den Ursachen dieser Träume auf den Grund, kommt bei seinen Nachforschungen mit der alleinerziehenden Mutter Madeline (Natalie Martinez) in Kontakt.
Schließlich kommt Damian dem Geheimnis von „Edwards“ Herkunft auf die Spur und ist fortan in Lebensgefahr. Denn Albrights Organisation schreckt auch nicht vor Mord zurück, um ihr lukratives Geschäft zu schützen…
Wie hoch wäre der Preis, den man für die eigene Unsterblichkeit zahlen müsste? An Geld zumindest mangelt es Damian Hale nicht. Doch auch noch so viel Reichtum schützt vor Alter und Krankheiten nicht. Gerade noch rechtzeitig kommt ihm die ominöse Prozedur des „Shedding“ zu Hilfe. Kurzerhand sieht Ben Kingsley (Gandhi) aus wie Ryan Reynolds (Green Lantern). Seine neue Optik durfte er sich zwar nicht aussuchen, doch ist er mehr als zufrieden.
Anfangs war noch die Rede davon, dass „Shedding“ den kreativsten Köpfen der Menschheit mehr Zeiten gäbe, ihr Potenzial auszuschöpfen. Doch frisch in seinen neuen Körper und eine schicke Villa in New Orleans implantiert, pflegt der neue Damian Hale alias „Edward“ ein Playboy-Dasein, in dem er trinkt, feiert und eine Frau nach der anderen beglückt. Als er fortan Tabletten nehmen muss, um sich in seinem neuen Körper zurecht zu finden, und diese wöchentlich von Albrights Organisation erhält, ahnt er noch nichts Böses. Erst als ihn nach Unterbrechung seiner Dosis Kopfschmerzen und Bilder aus einem anderen Leben plagen, wird ihm klar, dass Albright ihn angelogen hat.
Und da nimmt das Debakel seinen Lauf und die Verfolgungsjagd hält eine Logiklücke nach der anderen bereit. Zum Übel der Geheimorganisation ist Edwards Körper der eines ehemaligen Elitesoldaten und zu außerordentlichen Leistungen und Reaktionstempo im Stande. So wird aus Self/less schnell ein Actionfilm und Reynolds ist in seinem Element als schneidiger Held.
Bereits in R.I.P.D. – Rest in Peace Department bekam Reynolds die Chance auf ein Leben nach dem Tod, denn er spielte einen Cop, der nach dem Tod in göttliche Dienste gestellt wird und untote Gesetzesbrecher jagt. In Self/less verteidigt er Frau und Kind des Verstorbenen und liefert sich wilde Autoverfolgungsjagden. Trotz überzeugender Darstellung seiner Figur bleiben die zahlreichen Ungereimtheiten der Story nicht unbemerkt. So lässt sich das eigentlich streng geheime Projekt mit einer simplen Google-Recherche ausfindig machen und auch Edwards Täuschungsmanöver gen Ende gelingt erstaunlich reibungslos.
Krieg der Götter-Regisseur Tarsem Singh bringt mit Reynolds und Kingsley zwei Superstars des Kinos zusammen. Zudem kann sich der Zuschauer an Matthew Goodes (Watchmen: Die Wächter) gelungener Darbietung des boshaften Wissenschaftlers Albright und an Victor Garber (Alias) als Damians bester Freund freuen. Für die weibliche Zuschauerschaft mimt Natalie Martinez (Under the Dome) die verzweifelte Mutter und Ehefrau des ursprünglichen Edward, die selbstverständlich in nicht nur einer Situation gerettet werden muss.
Der Film erinnert von Thematik und/oder Aufmachung an zahlreiche Vorgänger, wie Total Recall (2012) oder Elysium (2013), deren Helden und weibliche Protagonisten durchweg austauschbar sind. Und alle Filme haben eine Gemeinsamkeit: In einer neuen Welt in naher Zukunft möchten Menschen aus ganz verschiedenen Gründen in eine neue Identität schlüpfen. Was Self/less im Vergleich zu ähnlichen Filmen an Einzigartigkeit und mitreißender Kraft fehlt, versucht der Regisseur mit Starbesetzung, Action und optischen Details aufzuheben – dies jedoch minder erfolgreich.
Das tiefgründige Verlangen nach Unsterblichkeit kratzt leider bis zum Schluss nur an der Oberfläche. Die entscheidende moralische Frage, welchen Preis die eigene Unsterblichkeit hat, kann der Film nicht beantworten, da wie gewohnt alles schief geht was schiefgehen kann. Ernst und Widersprüchlichkeit des Themas kommen leider zu kurz.
Somit bleibt Tarsem Singhs Film im Vergleich zu seinen Regievorgängern The Cell oder Spieglein, Spieglein nur im Mittelfeld. Doch wer sich an genannten Ungereimtheiten nicht allzu sehr stört, der kann sich mit Self/less, dessen Drehbuch dem spanischen Brüderpaar Àlex und David Pastor (Carriers) entspringt, immerhin an guten Darstellern und einer kleinen Portion Nervenkitzel erfreuen.
Die durchweg prominente Besetzung und ein, zwei gelungene Actionszenen können aber leider nicht über die oberflächliche und von Logiklücken übersäte Story hinwegtrösten. Was bleibt, ist ein durchschnittlicher Science-Fiction-Thriller, der durch seine Thematik sicher viele Leute ins Kino lockt, aber die meisten wohl mit Enttäuschung zurücklässt.
Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: David Pastor, Àlex Pastor
Musik: Dudu Aram, Antônio Pinto
Darsteller: Ryan Reynolds, Natalie Martinez, Matthew Goode, Victor Garber, Derek Luke, Ben Kingsley
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