Filmregisseur Paul Thomas Anderson schaffte im Jahr 1997 mit der Tragikomödie Boogie Nights seinen Durchbruch. Nur zwei Jahre später folgte das gefeierte Ensemblewerk Magnolia. Anschließend wurde es etwas ruhiger um den Filmschaffenden und neben Punch-Drunk Love (2002) und There Will Be Blood (2007) erschien kein weiterer Film.
2012 kam es jedoch zu einer Zusammenarbeit mit Schauspieler Joaquin Phoenix, der in dem Werk The Master für Paul Thomas Anderson vor der Kamera stand. Für 2014 sollten Regisseur und Schauspieler erneut zusammenarbeiten. Andersons nächstes Projekt war eine Adaption von Thomas Pynchons Roman Inherent Vice aus dem Jahre 2009.
Die verworrene Geschichte lässt sich dabei schwer mit wenigen Worten zusammen: Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix) ist als kiffender Privatdetektiv in Gordita Beach unterwegs. Als eines Tages seine Ex-Freundin Shasta Fay Hepworth (Katherine Waterston) zur Tür herein kommt, beginnt ein abenteuerlicher Trip für den Hippie.
Shasta hat eine Affäre mit einem milliardenschweren Immobilienmakler begonnen und natürlich ist dessen Ehefrau alles andere als begeistert von der Liaison. Ihr Plan ist es daher den Milliardär zu kidnappen und in die Klapsmühle zu stecken. Als wäre dieser Fall nicht schon brisant genug, stößt Doc während seiner Ermittlungen auch auf einen mordlustigen Kredithai, Detectives vom Los Angeles Police Department, einen verdeckt ermittelnden Saxofonspieler und eine geheimnisvolle Organisation namens „Goldener Fangzahn“, die mit den hiesigen Zahnärzten unter einer Decke steckt.
Die Geschichte von Inherent Vice – Natürliche Mängel ist genau so komplex, verworren und groovy wie sie klingt. Es scheint als würde sich Doc durch eine Stadt bewegen, in der eine Person verrückter als die nächste ist. Ohne große Action lebt der Film dabei in jeder Szene von seinen Darstellern und Dialogen.
Getragen werden die meisten Konversationen dabei von Joaquin Phoenix, der nach seiner Beteiligung in dem Sci-Fi-Drama Her (2013) nun in der Verkörperung eines kiffenden Ermittlers einen bizarren Trip erlebt und eine ebenso grotesk wie sympatisch anmutende Darstellung eines Anti-Helden präsentiert. Dabei verfällt seine Figur jedoch nicht in die klischeehaften Zügen eines Stoners der 1960er, sondern wirkt durch seinen Esprit und seine Interpretation stets glaubwürdig.
Doch nicht nur der Protagonist versteht sein Handwerk, auch seine Wegkreuzer können schauspielerisch glänzen. Josh Brolins performante Darstellung als Christian „Bigfoot“ Bjornsen ist eine brillante Mischung aus Humor und Tragik. Katherine Waterston als Docs alte Flamme besitzt eine mysteriöse Erscheinung und schafft es ebenso die Geschichte durch ihre Präsenz als auch Charme zu bereichern. Nicht unerwähnt sollten zudem Owen Wilson, Reese Witherspoon, Benicio del Toro und Jena Malone bleiben, die in ihren Szenen ebenfalls zu überzeugen wissen.Stilistisch bietet Inherent Vice einen gesunden Mix aus Comedy, Romanze und Krimi, der oftmals an die Film noirs der 1940 erinnert. Zigaretten und Whisky wurden jedoch durch Joints und Tequila ersetzt. Zur Stimmung trägt auch der Soundtrack von Jonny Greenwood bei, der zwischen noir-Klängen und Strandatmosphäre wandelt und ebenso immer wieder psychedelische Töne anschlägt.
Mit einer Laufzeit von 149 Minuten tut sich der Film jedoch keinen allzu großen Gefallen. Durch seine Dialoglastigkeit ermüdet der Zuschauer zwischendurch immer wieder ungewollt und bei all den auftretenden Charakteren und ihren Machenschaften kann man schnell etwas den Überblick verlieren, sollte man für einen Augenaufblick unaufmerksam sein.
Alles in allem ist Inherent Vice – Natürliche Mängel ein abgedrehter Trip, der einen kiffenden Detektiv durch seine verrückte Welt verfolgt und ab und an doch das ein oder andere Gespräch hätte missen können. Joaquin Phoenix gehört derzeit auf jeden Fall zu den Schauspielern, die man nicht aus den Augen verlieren sollte!
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Musik: Jonny Greenwood
Darsteller: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston, Reese Witherspoon, Benicio del Toro, Jena Malone, Maya Rudolph, Martin Short
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