John Wick (2014) | Filmkritik

John Wick

In der zweiten Lebenshälfte mancher Schauspieler wollen es die Herren der Schöpfung noch mal wissen und empfehlen sich einmal mehr für das Actiongenre. Keanu Reeves, der in der Matrix-Trilogie, Gefährliche Brandung und Speed bereits seine Zuneigung zur Action zeigte, darf jetzt als wortkarger John Wick alles umbringen, was ihm in den Weg kommt.

Ein Profikiller in Rente

Doch braucht die Filmwelt noch einen weiteren Actionhelden? Oh ja, sie braucht ihn!

© Studiocanal

John Wick – ein Name, der in der Unterwelt gefürchtet ist. Er steht für den schwarzen Mann, der dich holt, wenn du nicht brav warst. Doch als er seine Frau Helen kennen lernt, beschließt er auszusteigen. Jahre sind vergangen, seit er den Fuß aus der Unterwelt des Verbrechens gezogen hat. Seine Frau ist inzwischen aufgrund einer schweren Krankheit verstorben und lässt den trauernden Witwer allein zurück.

Töte niemals einen Hund

Plötzlich taucht ein letztes Geschenk seiner Gemahlin auf: ein kleiner Hund namens Daisy. Um seine Trauer besser zu verarbeiten, hat Helen als letzten Willen diesen Hund in Johns Leben geschickt. Doch die Freude über den kleinen Welpen währt nicht lange. Als eines Tages Räuber in seinem Haus stehen und John brutal niederschlagen ist der Frieden beendet. Sie stehlen seinen Ford Mustang und töten den bellenden Hund. Doch sie begehen in dieser Nacht zwei Fehler: sie wissen nicht, wen sie bestehlen und sie lassen John Wick am Leben!

Einer der Räuber ist der Sohn des russischen Gangsterbosses Viggo Tarasov (Mikael Nyqvist) und dieser ist alles andere als begeistert. Er weiß, dass das Krieg bedeuten wird. Und während die russische Mafia alles an Personal zur Beseitigung von Wick mobilisiert, macht sich dieser an die Arbeit. Mit Waffengewalt nimmt John seinen Job als schwarzer Mann wieder auf und dezimiert düster dreinschauend die gesichtslose Schar an Handlangern, bis er an der Spitze der Organisation angekommen ist.

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Lange Zeit standen nur Stallones Expendables, Vin Diesels Fast and Furious und Liam Neesons Taken für die letzten Actionhelden des Kinos. Handgemachte Gewalt scheint im 3D Zeitalter voller CGI nicht mehr zeitgemäß zu sein. Nur im Heimkinobereich verirren sich noch die letzten Helden der Handkante und des Trommelrevolvers.

Ein knallharter Hitman

Mit John Wick landet Regisseur Chad Stahelski einen überraschend guten Wurf. Keanu Reeves verkörpert den trauernden Witwer ebenso überzeugend, wie den harten Killer und bringt für die Action die richtige Athletik mit. Mit gezielten Kopfschüssen und treffsicheren Schlägen wird die Unterwelt regelrecht ausgedünnt.

Highlight des Films sind die zahlreichen Bekanntschaften Wicks, die ihm immer wieder unter die Arme greifen. Vom Reinigungsservice, der kurz 12 Leichen entsorgt, bis zum Hotelportier, der in einem Killerhotel für das Wohl der Hitmen sorgt. Gerade die zahlreichen Nebencharaktere machen den Charme des Films aus. Und schlecht besetzt ist die Nebendarstellerliste auch nicht gerade! Von Willem Dafoe (Speed 2) und John Leguizamo (Land of the Dead) bis Ian McShane (Hercules) bleiben auch die Nebenfiguren nicht uninteressant. Musikalisch gibt es von Tyler Bates (Guardians of the Galaxy) ordentlich was auf die Ohren und auch die Songauswahl setzt die coole Action gekonnt in Szene.

© Studiocanal

Keanu Reeves tanzt sich mit seinem blutigen Pistolenballett durch die Gegnerschar, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzusehen.

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Schauspielerisch bietet der Film alles, was das Actionherz braucht: markante Männer mit coolen Sprüchen und jede Menge Action. Dabei ist es gerade das Drumherum, was den Charakter John Wick ausmacht. Bekanntschaften aus alten Tagen, Freunde und Rivalen. Was nur angedeutet wird, lässt dem Zuschauer viel Spielraum für Spekulationen, statt die Handlung durch Rückblicke unnötig aufzuhalten.

Hauptdarsteller Keanu Reeves agiert gewohnt minimalistisch und verleiht seinem Protagonisten eine düstere Aura voller Melancholie und glaubwürdiger Trauer, während er in Kampfszenen eine ungewohnte Intensität an den Tag legt. Gegenspieler Mikael Nyqvist (Millenium-Trilogie) verkörpert den russischen Gangsterboss Tarasov mit einer ähnlichen Ruhe und verleiht seiner Rolle eine Dynamik, die zwischen Coolness und Wut hin und her pendelt.

Der actionreiche Beginn einer Reihe

Besonders unterhaltsam wird es, wenn er sich darüber amüsiert, wie sein Handlanger vor Angst schlottert, während sie im Auto von Wick verfolgt werden. Insgesamt wird der Respekt vor John Wick, den alle Figuren an den Tag legen, in jeder Szene zum unterschwelligen Thema. Mehr braucht es nicht, um einen Helden in Szene zu setzen.

So ist John Wick der Funke, der das stillstehende Herz des maroden Actionkinos wiederbelebt und das zum richtigen Moment. Wer also geradlinige und coole Action sucht, die ohne Superhelden, Aliens und Michael Bay Gedenkexplosionen auskommt, der sollte das unterhaltsame Actionfeuerwerk auf jeden Fall schauen.

Die positive Resonanz des Films lässt übrigens eine Fortsetzung vermuten, wenn man den Machern glauben darf. Ich kann es kaum erwarten mehr von John Wick und seinem blutigen Handwerk zu sehen!

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