Das Versprechen eines Lebens (2014) | Filmkritik

Australien im Jahr 1919: Der Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) lebt mit seiner Frau Eliza (Jacqueline McKenzie) im abgelegenen Outback. Er verfügt über die fast magische Fähigkeit, mit einer Art Wünschelrute Wasserquellen in der Wildnis zu entdecken.

Die Ehe des Paars wird jedoch vom mutmaßlichen Tod ihrer drei ­Söhne Arthur (Ryan Corr), Henry (Ben O’Toole) und Edward (James Fraser) belastet. Sie kämpften im Ersten Weltkrieg auf der Seite des Commonwealth in der Schlacht von Gallipoli, von der sie nicht zurückkehrten.

Zermürbt und voller Schmerz begeht Eliza vier Jahre nach dem Verschwinden ihrer Söhne Selbstmord. Vor den Trümmern seiner Existenz stehend, begibt sich Connor auf die Reise nach Gallipoli, um die Leichen seiner Söhne nach Hause zu bringen und im Familiengrab beizusetzen.

In Istanbul trifft er auf die türkische Hotelbesitzerin Ayshe (Olga Kurylenko), die sein Vorhaben unterstützt. Mit der Hilfe eines türkischen Offiziers beginnt Connor eine abenteuerliche Reise quer durch das Land und folgt der Spur, die seine Söhne hinterlassen haben. Und auch leise Hoffnung regt sich in ihm, denn der Tod seiner Kinder wurde ihm nie bestätigt.

Russell Crowe war schon der Star in vielen Spielfilmen. Als Gladiator feierte er vor über 15 Jahren seinen internationalen Durchbruch und gewann für seine Darstellung im Jahr 2000 einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

In seinen Rollen musste er sich seit jeher gegen die Widrigkeiten des Lebens behaupten. Zum Beispiel als schizophrenes Genie in A Beautiful Mind (2001), als liebender Ehemann gegen die Ungerechtigkeit der Justiz in 72 Stunden (2010) oder zuletzt als von Gott erwählter Archebauer in Noah (2014). Somit finden wir Crowe in Das Versprechen eines Lebens (Originaltitel: The Water Diviner) in einer altbekannten Rolle wieder: Als Joshua Connor steht er vor den Trümmern seiner Existenz. Als die britischen Besatzungstruppen ihm dann noch den Zutritt zum Schlachtfeld von Gallipoli verweigern, scheint auch sein einziger Wunsch unmöglich.

Mit Das Versprechen eines Lebens gibt Russell Crowe auch gleichzeitig sein Regiedebüt und beweist, dass er auch hinter der Kamera Starqualitäten besitzt. Sein Drama zeichnet sich durch grandiose Landschaftsaufnahmen aus und bedient sich einer Farbpalette, die man von Baz Luhrmann (Australia) gewohnt ist. Die prächtigen Bilder sind dem Oscar-Preisträger Andrew Lesnie zu verdanken, der bereits in King Kong (2005), Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001) oder Planet der Affen: Prevolution (2011) hinter der Kamera stand. Diese Bilder neigen ab und ab zur Übertreibung und verleihen beispielsweise dem damaligen Konstantinopel ein buntes und traumhaft schönes Antlitz, das wohl nur schwerlich dem Konstantinopel nach dem Ersten Weltkrieg gleicht.

Einen Kontrast dazu bilden die schrecklichen Rückblenden auf die verlustreiche Schlacht, in der seine Söhne fielen. Um über die Herrschaft über den Bosporus zu entscheiden, kämpften Briten, Franzosen, Neuseeländer und Australier gegen das Osmanische Reich. In der historischen Schlacht auf Gallipoli starben über 100.000 Menschen. Crowe führt im Abspann an, dass sein Filmbeitrag jenen Kriegsopfern gewidmet sei, die verloren und namenlos geblieben sind. Er will den Kriegsopfern ein Denkmal setzen und auch dem türkischen Kriegsgegner ausgleichende Referenz erweisen. Inspiriert sei der Film vom persönlichen Brief eines Mannes, der in Gallipoli nach den Leichen seiner Söhne suchte.

Der dramatischen Story wurden jedoch ebenso viele Abenteuerelemente hinzugefügt, so dass keines der beiden Genres überwiegt. Um die Spannung der Zuschauer aufrecht zu erhalten, ließ der Regisseur ein wenig zu viele Hollywoodaction-Elemente einfließen. Die Verfolgungsjagden sind derart unrealistisch, dass der Hinweis „nach einer wahren Begebenheit“ hinfällig erscheint.

Auch die Beziehung zur türkischen Kriegswitwe Ayshe (Olga Kurylenko) wirkt hinzugedichtet, um die Frauenquote im Film zu erhöhen. Nachdem Connor beim britischen Militär auf Kontra stößt, findet er in ihr eine Verbündete und es deutet sich eine kleine Romanze zwischen den beiden an. So schön Kurylenko auch anzuschauen ist und dem Film die sonst fehlende weibliche Komponente verleiht, so ungeeignet ist die gebürtige Ukrainerin schon allein optisch für die Rolle der türkischen Witwe. Dass Crowe auf schnulzige Ausschmückungen ihrer Beziehung verzichtet und sich auf die verzweifelte Suche Connors konzentriert, kommt dem Film jedoch wieder zu Gute.

Crowe verwirklichte zuvor bereits einige Regieprojekten und inszenierte unter anderem den dokumentarischen Kurzfilm 60 Odd Hours in Italy (2002), die Dokumentation Texas (2002) und auch das Musikvideo zu Wish I’d Been Here (2009) von der australischen Sängerin Danielle Spencer, mit der er bis 2012 verheiratet war. Und nun gleich Hauptdarsteller und Regisseur in einem, geht das gut? Es kann, denn auch andere Schauspieler machten es vor: Zum Beispiel Clint Eastwood mit Million Dollar Baby (2004) oder Gran Torino (2008), Joseph Gordon-Levitt mit Don Jon (2013) oder Tom Hanks mit Larry Crowne (2011).

Und auch Russell Crows Debüt Das Versprechen eines Lebens kann sich allemal sehen lassen. Alles in allem schuf er eine ergreifende Geschichte mit faszinierenden Bildern, die ebenso ergreifend wie unterhaltsam und spannend ist. Die Rolle des trauernden Vaters, der einzig Gewissheit haben möchte und nicht aufgibt, hat sich Russell Crowe selbst auf den Leib geschneidert. Dass er zu Unterhaltungszwecken ein, zwei Male zu tief in die Trickkiste Hollywoods greift und dadurch etwas Tiefe verloren geht, kann man dem Werk jedoch verzeihen. Gleichermaßen Drama und Abenteuerfilm ist Das Versprechen eines Lebens ein sehenswerter Regie-Erstling, der berührt und hoffnungsvoll stimmt.

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