Häuser, in denen es ordentlich spukt, sind seit Anbeginn der Filmgeschichte immer ein guter Schauplatz für reichlich Grusel, Schrecken und Nervenkitzel. Und wer hat nicht schon einmal ein baufälliges Haus gesehen und sich gedacht, dass es unterhaltsam wäre die finsteren Räume mit einer Taschenlampe zu erkunden?
Zwar gab es mit The Amytiville Horror, Die Frau in schwarz und The Shining genug Häuser, die jeden Besucher in den Wahnsinn trieben, aber warum sollte man ein gutes Konzept nicht wieder nutzen? So dachte es sich auch Regisseur Victor Salva, der einst mit Jeepers Creepers einen überraschenden Erfolg im Horrorgenre erzielte.
In Dark House (Originaltitel: Haunted) wird die Geschichte des jungen Nick (Luke Kleintank) erzählt, der pünktlich zum 23. Geburtstag der Mittelpunkt eines dunklen Geheimnisses wird. Doch bevor ihm seine geisteskranke Mutter genaueres über Nicks rätselhafte Vergangenheit sagen kann, kommt sie in einem Feuer ums Leben. Nick erbt ihr altes Haus, welches irgendwo im Nirgendwo steht und nur darauf wartet erkundet zu werden. Wie es der Zufall will hat Nick ausgerechnet dieses Haus immer wieder in seiner Kindheit gemalt, obwohl er als Junge nie dort war.
Und so machen sich Nick, sein bester Freund Ryan (Anthony Rey Perez) und Nicks hochschwangere Freundin Eve (Alex McKenna) auf die Suche nach der frisch geerbten Immobilie, um herauszufinden, wieso Nick seit Kindertagen nach diesem Gebäude gesucht hat. Doch schnell steht fest, dass diese vier Wände weder kindersicher noch gemütlich sind. Das Haus wurde nämlich samt Stadt von einer Flut überspült und nur durch ein Wunder blieb das inzwischen herrenlose Anwesen unversehrt; sieht man einmal von einigen baulichen Mängeln und dem riesigen Baum ab, der da im Wohnzimmer durch die Holzwand ragt.
Auch ist der übliche, hinterwäldlerische Axtschwinger nicht weit, der in Form von Seth (Tobin Bell) versucht, die jungen Leute vom Haus fernzuhalten. Und damit man noch ein paar mehr potenzielle Opfer für allerlei Axtverletzungen bereithält, gesellen sich zu Nick und seinen Freunden bald noch ein paar schräge Vögel vom Landvermessungsamt – ja, ihr habt richtig gelesen: Landvermessungsamt! So viele Zufälle kann es nur in Horrorfilmen geben.
Zugegeben, die Ideen in diesem Film sind nicht wirklich revolutionär. Ein wackeliges Haus, das einem schon von weitem sagt, dass hier selbst ein Besuch im Baumarkt nichts mehr nützt, ein paar schwarze Gestalten, die Äxte mit gezielter Präzision werfen aber unfähig sind aufrecht zu gehen und eine hochschwangere Freundin, die ständig schreit und ganz schnell wieder nach Hause möchte und die Frage aufwirft, warum sie sich diesen Ausflug überhaupt angetan hat.
Zwar schafft es Regisseur Salva hier und da ein paar gute Wendungen einzubauen und man verliert zeitweise den Überblick über die Guten und die Bösen, aber auf langer Sicht bleiben alle Möglichkeiten des gepflegten Grusels auf der Strecke. Statt das düstere Haus für gewohnte Schrecken zu nutzen oder den Wald als auswegloses Gewirr voller Tod und Splatter darzustellen, werden die Protagonisten regelrecht verheizt. Auch Nicks besondere Fähigkeit ist kaum mehr ein kleines Gimmick, statt einer Hilfe für den Plot – denn durch diese wird ungünstigerweise alles vorweg gespoilert. Spannung baut sich dadurch nie wirklich auf.Wer mehr über die genauen Hintergründe der eigentlichen Geschichte von Nicks Herkunft oder des seltsamen Axtschwingers erfahren möchte, der geht hier leider leer aus. Außer ein paar nebenläufigen Andeutungen gibt es keinerlei Auskünfte, die die Atmosphäre hätten verdichten und bereichern können. Da wäre man über einen okkulten Orden oder Rachegeist regelrecht froh gewesen. Auch ein paar Visionen oder Erinnerungsschnipsel hätten einen besseren Eindruck gemacht. Stattdessen ist der Film urplötzlich zu Ende und verleiht dem Zuschauer ein Gefühl der Unvollständigkeit.
Ist das Budget ausgegangen? Waren keine Ideen mehr da? Wollte man schnell ein Ende, weil die Drehzeit knapp wurde?
Fakt ist, dass Dark House wirklich gut hätte werden können und in Ansätzen sogar zu unterhalten weiß. Tobin Bell (SAW-Reihe) spielt den grimmigen Hinterwäldler perfekt und jagt einem eine gehörige Gänsehaut ein. Die Jungen Darsteller wirken zwar wie ein Laienschauspielkurs, aber richtig enttäuschend ist hauptsächlich nur die verschenkte Chance, aus dem ganzen Setting ordentlich Nervenkitzel zu holen. Es wäre deutlich mehr drin gewesen. Aber es ist eben wie mit Jeepers Creepers: ein starker Anfang und ein schwaches Ende. Eine Angewohnheit, die Victor Salva schnellstens loswerden sollte.