Cinderella (2015) | Filmkritik

Disney und seine Märchenfilme sind seit Jahrzehnten eine unschlagbare Kombination. Was einst mit Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) als erster abendfüllender Zeichentrickfilm begann, wurde nun durch einen neuen Trend abgelöst. Das Studio Disney setzt mehr und mehr auf Realverfilmungen der zeitlosen Klassiker und der Erfolg spricht für sich. 2010 sprengte Alice im Wunderland die Kinokassen.

Mit Cinderella wird nun der beliebten Märchenverfilmung von 1950 ein neues Gewand sowie ein neues Paar gläserner Schuhe verpasst. Und diese sitzen besser als man zunächst vermuten würde!

Das Interesse für diese Verfilmung bestand bei den Walt Disney Studios schon seit mehreren Jahren. Man wollte die zeitlose Geschichte für ein modernes Publikum neu erzählen, dabei aber die Nostalgie und Erinnerungen des Originals behalten. Zu diesem Zweck wurde Regisseur Kenneth Branagh (Thor) mit ins Boot geholt.

Ich war gefesselt von der Kraft der Geschichte und hatte den Eindruck, im Einklang mit der visuellen Kunst zu sein, die für den Film entwickelt wurde.

Es ist eine klassische Geschichte. Die Figur geht auf eine Reise, mit der wir uns alle identifizieren können. – Kenneth Branag

Diese Geschichte wird in der heutigen Zeit durch zahlreiche Verfilmungen wohl so gut wie jedem Kinogänger bekannt sein. Die junge Ella (Lily James) wächst nach dem Tod ihrer Mutter zusammen mit ihrem Vater (Ben Chaplin) auf. Nach diesem Schicksalsschlag beschließt Ellas Vater erneut zu heiraten und Lady Tremaine (Cate Blanchett) zieht zusammen mit ihren zwei Töchtern Anastasia (Holliday Grainger) und Drisella (Sophie McShera) in das ländliche Anwesen.

Bereits die erste Begrüßung ist kalt, doch Ella erinnert sich stets an die letzten Worte ihrer Mutter.

Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen. Ein großes Geheimnis, das dich durch alle Widrigkeiten des Lebens leiten wird: Sei mutig und freundlich.

Doch als Ellas Vater während einer Reise unerwartet stirbt, ist Ella schutzlos der Eifersucht und den Grausamkeiten ihrer neuen „Familie“ ausgeliefert. Fortan muss sie als Dienerin arbeiten und trägt den hämischen Namen Cinderella. Doch Ella lässt sich nicht unterkriegen und lebt nach den Worten ihrer Mutter, bis sie einem gutaussehenden Fremden begegnet (Richard Madden).

Dabei kopiert das Werk die Vorlage aus dem Jahr 1950 zwar an vielen Stellen, nimmt sich aber dennoch die Zeit ein paar neue Handlungsstränge einzubauen. Eine Besonderheit dabei ist das Auftreten der Mutter zu Beginn des Films. Kenneth Branagh fängt zunächst das pittoreske Leben der jungen Ella ein, um zu verdeutlichen, warum sie auch im späteren Verlauf der Geschichte stets an ihrem Mut und ihrer Freundlichkeit festhält.

Ein weiteres neues Element in der Geschichte ist die Begegnung von Ella und dem Prinzen vor dem Ball. Während im klassischen Märchen der charmante Prinz eher als Retter auf der Bildfläche erscheint, bahnt sich hier die Liebesgeschichte etwas ausführlicher an und auch der Charakter des Prinzen wird dem Zuschauer stärker vermittelt und erhält im Gegensatz zur klassischen Handlung eine Vater-Sohn-Beziehung spendiert.

Er ist nicht so strahlend unschuldig wie viele der Filmprinzen, denen wir in der Vergangenheit begegnet sind. Er hat ganz eigene philosophische und politische Ansichten, wie ein Land regiert werden sollte. – Kenneth Branagh

Durch diese neuen Handlungen und Ergänzungen erlebt der Zuschauer deutlich komplexere Figuren als er sie aus dem Original kennt. Eine Schwachstelle weiterhin ist jedoch die Stiefmutter, deren Hintergrund nur angekratzt wird. So handelt sie aus Neid auf die junge und schöne Ella, doch abseits von einem kurzen Dialog erfahren wir wenig über ihre Gedankenwelt, wodurch ihr Handeln oftmals nicht nachvollziehbar ist.

Schauspielerisch kann man Cate Blanchett (Der Herr der Ringe) keine Vorwürfe machen. Sie schaff es trotz der teils mageren Vorgabe eine Figur zu erschaffen, die beim Zuschauer nicht nur Hass hervorruft, sondern auch Mitleid weckt. Die Britin Lily James (Downton Abbey) hingegen mimt durchgehend das etwas naive Mädchen, welches mit ihrer Weltansicht immer wieder zu perfekt wirkt. Die häufige Wiederholung ihres Lebensmottos „Sei mutig und freundlich“ trägt ihren Teil dazu bei.

Ähnlich agiert Richard Madden (Game of Thrones) als Prinz mit strahlendem Lächeln. Auch wenn er etwas facettenreicher als seine Vorgänger dieser Gattung zu sein scheint, verliert er sich doch oft in Klischees. Da es sich hierbei aber um ein Märchen handelt, kann man dies kaum als Vorwurf bezeichnen. Einen erinnerungswürdigen Auftritt im Film beschert uns Helena Bonham Carter (Alice im Wunderland) als Gute Fee. Ihr Talent für extreme und bizarre Rollen hat sie in der Vergangenheit bereits mehrfach präsentieren dürfen. Auch wenn ihr Auftreten in Cinderella nur von kurzer Dauer ist sorgt sie für eine magische Verwandlung gepaart mit einigen Lachern.

Bei der Verwandlung entfaltet sich auch die Magie des Films. Wenn der bekannte Kürbis zur Kutsche wird und die Gans die Zügel in die Hand nimmt, trällert man ungewollt im Kopf Bibidi-bobidi-boo. Abseits davon beeindruckt das Werk weniger durch Zauberei, aber durch seine prächtigen Kostüme. Eine Aufgabe, für die die Designerin Sandy Powell (The Aviator) zuständig war. Im Ergebnis strahlt jedes Kostüm einen „Es war einmal…“-Effekt aus, der seine Krönung in Cinderellas Kleid beim Ball findet.

Das Gesamtergebnis ist ein visueller Leckerbissen, der dank seiner schönen Kostüme und Szenenbildern in eine märchenhafte Welt entführt. Eine zeitlose Geschichte, die zu neuem Leben erweckt wurde und eine Botschaft vermittelt, die Jung und Alt gleichermaßen anspricht: Sei mutig und freundlich.

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Bildrechte: Disney

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