Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014) | Filmkritik

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Das heutige Kino wird dominiert von Superhelden und Comicverfilmungen. Studios wie Marvel und DC haben bereits zahlreiche Pläne und Ankündigungen für die kommenden Jahre präsentiert und ein Abbruch des Erfolges scheint fern. Doch ein Superheld ist bereits seit langer Zeit in dem Schatten seines Ruhms untergegangen – Birdman. Eine Entwicklung, die der gescheiterte Leinwandheld Riggan Thomson (Michael Keaton) nicht hinnehmen möchte.

Um den Menschen als wahrer Künstler, und nicht nur als geflügelter Superheld, in Erinnerung zu bleiben, versucht sich Riggan an der Inszenierung eines ambitionierten neuen Theaterstücks am Broadway. Ein letzter Versuch der Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Doch dabei muss er nicht nur mit finanziellen Problemen kämpfen, auch sein Hauptdarsteller Mike Shiner (Edward Norton) bringt jede Menge Chaos mit auf die Bühne.

© 20th Century Fox

Als wären das nicht schon genug Sorgen, muss sich Riggan auch noch um seine Tochter Sam (Emma Stone) kümmern, die gerade frisch aus der Entzugsklinik kommt und auch Ex-Gattin Sylvia (Amy Ryan) betritt immer wieder die Bildfläche, um die Dinge in ihrem Sinn zu richten.

Dass der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu zu den letzten Visionären Hollywoods zählt, konnte er in der Vergangenheit bereits durch Werke wie 21 Gramm (2003) und Babel (2006) beweisen. Zuletzt brachte er 2010 das Filmdrama Biutiful mit Schauspieler Javier Bardem in die weltweiten Kinos. Sein neuester Streich ist die bitter schwarze Tragikomödie Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (Originaltitel: Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)), die trotz des Superhelden-Elements nicht weniger mit den aktuellen Leinwandhelden gemein haben könnte.

Bereits die Machart des Films ist ein reiner Augenschmaus. Im Stile von Afred Hitchcocks Cocktail für eine Leiche (1948) gaukelt der Film dem Zuschauer vor ohne Schnitte auszukommen und eine reine Ansammlung von Plansequenzen zu sein. Durchgehend verfolgt die Kamera einen der Protagonisten durch die engen Gänge des Theaters, hält an um die scharfen Dialoge in den Fokus zu rücken und wechselt anschließend dazu über die nächste Figur zu begleiten. Durch diese Technik fühlt sich Birdman durchgehend wie ein einziger Fluss an, der vorwiegend nur an einem Ort spielt.

© 20th Century Fox

Die Parallelen zwischen Michael Keaten und seiner Figur Riggan Thomson/Birdman sind unbestreitbar. Auch wenn Keaton kein gescheiterter Hollywood-Star ist, der sich an den letzten Strohhalm seiner Existenz klammern muss, liegen auch seine letzten Erfolge lange zurück und als Dunkler Rächer war er 1989 im Film Batman zu sehen. Seine Darstellung in Birdman ist ein zunehmender Wahnsinn, welcher Riggan letztendlich die Wahrheit offenbart.

Auf dieser Reise wird er begleitet von seiner Tochter Sam, die von Emma Stone dargestellt wird sowie von dem Bühnen-Konkurrenten Mike Shiner (Edward Norton). Auffällig hierbei ist, dass auch diese beiden Akteure eine Vergangenheit als Teil des Superhelden-Genres haben. Ergänzt wird der Cast zudem von Zach Galifianakis (Hangover-Reihe), Andrea Riseborough, Amy Ryan und Naomi Watts. Durch die Reihe liefern alle Akteure eine grandiose Performance ab, die das hervorragende Drehbuch ideal bereichern.

Die Geschichte des Films spielt überwiegend in dem Theater, welches zu Riggan Thomsons Memorandum werden soll. Ein letzter Hit, um nicht als talentloser Hollywood-Schauspieler von der Bildfläche zu verschwinden. Dabei rechnet Birdman schonungslos mit der Fassade der Industrie ab und hält zahlreiche Spitzen bereit. Durch den Einsatz der scheinbar schnittlosen Inszenierung und den Zügen eines Kammerspiels sind es auch die scharfsinnigen Dialoge, die Birdman so unterhaltsam und traurig zu gleich machen.

© 20th Century Fox

Als Gesamtwerk entsteht ein fast ausnahmslos perfektes Werk, welches durch seine Darsteller, die Kameraarbeit, dem Konzept und seinem Drehbuch beeindruckt. Eine schwarze Tragödie, die gekonnt seine Figuren in den Vordergrund stellt und den Zuschauer mitnimmt hinter die Kulissen des Theaters und in die Gedankenwelt eines gescheiterten Superhelden.

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Bildrechte: 20th Century Fox

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