Lucy (2014) | Filmkritik

Lucy

Luc Besson, bekannt für actiongeladenen Bilderorgien à la Das 5. Element, Léon- der Profi oder The Transporter tut sich endlich mit Hollywood Schönheit Scarlett Johansson (Marvel’s The Avengers) zusammen. Kann aus der Black Widow und Frankreichs erfolgreichstem Filmexport der neue Blockbuster des Jahres werden? Oder verspricht der Trailer mehr als man am Ende tatsächlich serviert bekommt?

Die unscheinbare Lucy (Scarlett Johansson) wird widerwillig zum Drogenkurier der chinesischen Mafia gemacht. Im Bauch eingenähte Beutel mit der gefährlichen Substanz CPH4 sollen den Markt in Europa erreichen. Doch durch die unglückliche Verkettung der Ereignisse gelangt die blaue Substanz zur Stimulation der menschlichen Intelligenz in die Blutbahn der blonden Schönen. Der farbenfrohe Chemiecocktail sorgt derweil dafür, dass das menschliche Potenzial zur vollständigen Nutzung des Gehirns zur Gänze ausgeschöpft wird.

Während Professor Norman (Morgan Freeman) der Meinung ist, dass die Menschheit erst lernen muss, 20 Prozent ihres Gehirns nutzbar zu machen, steigert sich die Intelligenz Lucys ins Unermessliche. Der geniale Wissenschaftler glaubt sogar, dass der Mensch mit voller Nutzung des Gehirns in der Lage sein wird, Telekinese und Telepathie wirken zu können.

Was für die Neurowissenschaft allerdings nur Vermutungen und unbelegbare Behauptungen sind, kann Lucy aus erster Hand live erleben, wenn sie Gedanken liest, unbegrenzten Zugriff auf all ihre Erinnerungen hat und wahllos Objekte und Personen durch die Luft befördert.

Doch der jungen Frau läuft die Zeit davon. Statt gottgleich zu werden oder zur Superheldin zu mutieren, droht ihr Körper unter der extremen Last zu zerbrechen. Nur mit Hilfe des berühmten Neuropsychologen Professor Norman und dem französischen Polizisten del Rio (Amr Waked) wagt es die taffe Blondine, den Kampf gegen die Drogenschmuggler aufzunehmen und die Wirkung der verheerenden Substanz in ihrem Körper zu kontrollieren. Dass dabei einige Leichen und Trümmerteile ihren Weg pflastern werden, dürfte Dank Bessons Liebe zur Action für niemanden eine große Überraschung darstellen.

Leider gibt es der Geschichte keine weiteren Wendungen und Überraschungen hinzuzufügen. Statt die beteiligten Charaktere mit einer angemessenen Tiefe zu versehen und die Gegenspieler organisiert und gefährlich darzustellen, plätschert der Film sinnentleert vor sich hin. Gerade von den beiden Hauptfiguren hätte man etwas mehr erwarten können.

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Scarlett Johansson minimiert ihre Emotionen zwar gekonnt nach Drehbuch, bleibt aber gerade dadurch unglaublich farblos und eindimensional. Statt einem inneren Konflikt läuft sie geradewegs zum Ziel, ohne sich zu hinterfragen oder um ihre Menschlichkeit zu kämpfen. Morgan Freeman (R.E.D.) als der Hochkaräter im Cast wird zum Zuschauer aus der ersten Reihe degradiert und dazu verdonnert, neben Lucy zu stehen und Wortblasen von sich zu geben, die nur das beschreiben, was wir gerade sehen. Wozu er anfangs als genialer Wissenschaftler im Plenarsaal aufgebaut wurde bleibt hier ein Rätsel, wenn er doch nur staunend und überfordert alles beobachtet, anstatt selbst in die Handlung einzugreifen.

Auch der französische Cop del Rio (Amr Waked) läuft meistens neben oder hinter der Hauptfigur her und darf auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, statt selbst Ermittlungen durchzuführen. So schlingert das Hochglanzvehikel lediglich im Mittelmaß zur Ziellinie, ohne durch tolle Figuren oder Schauplätze im Gedächtnis zu bleiben.

Die anfänglichen visuellen Effekte werden zur abgedrehten Drogenerfahrung, wenn Lucy schließlich Zeit und Raum derart kontrolliert, dass sie in der Urzeit landet. Da wirkt ihr Aufeinandertreffen mit einem Dinosaurier höchstens lustig, statt zur Handlung irgendetwas beizutragen. Ob man als äußerst intelligenter Mensch derart die Physik außer Kraft zu setzen vermag, bleibt dahingestellt. Doch Besson hätte sich wenigstens ein wenig mehr um Erklärungen bemühen können, statt den Zuschauer mit der Verwandlung eines Menschen in einen USB Stick zu verwirren. So bleibt die Geschichte um die Intelligenzdroge ein unlogischer und unspannender Zeitvertreib ohne nennenswerte Höhepunkte. Dass gerade aus Bessons Kopf nur so ein B-Movie wurde kann wohl nur damit erklärt werden, dass er sein Gehirn nicht vollständig genutzt hat.

Regie: Luc Besson
Drehbuch: Luc Besson
Musik: Éric Serra
Darsteller: Scarlett Johansson, Morgan Freeman, Choi Min-sik, Amr Waked

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