Under the Skin (2013) | Filmkritik

Die US-amerikanische Schauspielerin Scarlett Johansson ist einem weltweiten Publikum unter anderem als Natasha Romanoff/Black Widow als Mitglied der Avengers, als Kelly Foster in Wir kaufen einen Zoo oder zahlreichen weiteren Blockbustern bekannt. Aktuell ist sie als wandelnder USB-Stick in Luc Bessons Science-Fiction-Film Lucy (2014) im Kino zu sehen.

Doch auch abseits dieser Mainstream-Streifen tummelt sich die Schauspielerin mit dänischen Wurzeln auf der Leinwand. Im Jahr 2013 realisierte sie zusammen mit Regisseur Jonathan Glazer das Werk Under the Skin. Als Vorlage dazu diente Michel Fabers Roman Die Weltenwanderin.

Mit einem Budget von lediglich 8 Millionen Pfund (~13 Millionen US-Dollar) entstand ein Arthouse-Streifen, der sich mit Themen wie Liebe, Sex und Einsamkeit auseinandersetzt.

Beginnen wir einmal mit der Geschichte von Under the Skin. Mittelpunkt ist Laura. Pechschwarzes Haar, blutrote Lippen. Ihr Zuhause ist die Straße, die Nacht ihr Verbündeter. In einem Lieferwagen fährt sie quer durch Schottland und sucht nach Beute – einsame, gelangweilte Männer, die auf schnellen Sex hoffen und der überirdischen Schönheit nichtsahnend in die Falle gehen.

Kernstück des Films ist ohne Zweifel die Schauspielerin Scarlett Johansson, welche über die gesamten 107 Minuten Laufzeit Dreh- und Angelpunkt ist. Ihr Auftreten ist dabei unglaublich natürlich, was der Machart des Films zu verdanken ist. Der als Visionär gefeierte Filmschaffende Jonathan Glazer hatte das Ziel, dass seine Protagonistin nicht mehr als Schauspielerin zu erkennen ist.

Zu diesem Zweck wurde ein zugeschnittenes Kamerasystem entworfen, welches klein genug ist, dass man es verstecken konnte. So konnte sich die Crew zurückziehen, sobald Scarlett Johansson den Schauplatz betrat. Es gab also keinerlei offensichtliche Anzeichen, dass ein Film gedreht wird.

In einer Szene beispielsweise stürzt Scarlett Johansson auf die Straße und Passanten helfen ihr wieder auf die Beine. Normalerweise hätte man die Straße sperren, Komparsen engagieren und proben müssen, bevor der Dreh beginnen konnte. In diesem Fall richteten Jonathan Glazer und sein Team einfach ihre versteckten Kameras auf den Punkt, an dem Scarlett stolpern sollte, und warteten ab, was passieren würde.

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Ebenso sind die Szenen gestaltet, in denen Scarlett Johansson in ihrem Lieferwagen durch die Straßen fährt. Zufällige Passanten wurden in ihrem Alltag angesprochen und wurden unbewusst zu Darstellern in Under the Skin. Durch diese Art der Realisierung wirken alle Beteiligten durchgehend unverfälscht und lebensnah.

Die klassischen Züge eines Kinofilms fallen durch diese Art der Umsetzung jedoch vollkommen über Bord und auch der Rote Faden verläuft eher in Schnörkeln als nachvollziehbar gerade. Doch was so gezwungen künstlerisch sein möchte, verläuft sich zu oft in Sackgassen. Was letztendlich neben teils wirklich schönen Bildern zurückbleibt, sind inhaltslose, langatmige Sequenzen, deren Dasein oftmals fragwürdig erscheint. Mit Sicherheit strotzt Under the Skin nur so vor philosophischen Denkanstößen und zieht zahlreiche Parallelen zu tiefen Problemen des Menschseins. Doch all dies geschieht auf Kosten der Unterhaltung.

An den weltweiten Kinokassen konnte Under the Skin auf jeden Fall überzeugen, und dies liegt sehr wahrscheinlich nur nicht an den Nacktszenen der Hauptdarstellerin. In Deutschland kam es nur zu einer Veröffentlichung des Films auf DVD und Blu-ray, obwohl zunächst ein großflächiger deutscher Kinostart in Planung war. Als Grund gilt, dass der deutsche Verleiher Senator Film seine Gewinne aus dem Film Ziemlich beste Freunde in den Jahren 2011/2012 vollkommen für erfolglose Projekte ausgegeben hat.

Insgesamt ist Under the Skin definitiv ein Werk der etwas anderen Art. Selbst das Ende lässt den Zuschauer unbefriedigt zurück. Einen Denkanstoß kann die Thematik des Films aber unfraglich hervorrufen. Wer also einmal Lust auf eine depressive Erfahrung bei regnerischem Herbstwetter hat, wird hier fündig und macht vielleicht sogar eine Begegnung der etwas anderen Art.

Regie: Jonathan Glazer
Drehbuch: Jonathan Glazer, Walter Campbell
Musik: Micachu
Darsteller: Scarlett Johansson, Antonia Campbell-Hughes, Paul Brannigan

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