Sin City 2: A Dame to Kill For (2014) | Filmkritik

Sin City 2: A Dame to Kill For

Regisseur Robert Rodriguez (Spy Kids) begeisterte 2005 Kinogänger mit seinem Pulp-Noir-Meisterwerk Sin City. In Zusammenarbeit mit Co-Regisseur Frank Miller, welcher sich ebenfalls für das Drehbuch verantwortlich zeichnete und Autor der gleichnamigen Comicbücher ist, schuf das Gespann eine genial umsetzte Pulp-Story voller Sex, Mord und Machismo.

Komplett vor Greenscreen gedreht erweckte Rodrigez die diversen Charaktere der Comics zum Leben und fing die düstere Stimmung aus Millers schwarz-weißer Hardboiled-Comic-Reihe perfekt ein. Das Spiel aus Licht und Schatten und die extremen Perspektiv-Wechsel vermittelten das Gefühl, beim Durchblättern eines leinwandgroßen Comicstrips zuzuschauen. Kunstgriffe wie diese und die Schwarz-Weiß Optik mit gelegentlichem Colorkey-Effekt machten die Kinoversion von Millers Vision zu einem faszinierenden Meisterwerk digitalen Filmschaffens.

Knappe zehn Jahre später präsentiert uns das Gespann nun mit Sin City 2: A Dame to Kill For die Fortsetzung. Obwohl das Drehbuch bereits 2006 als fertig präsentiert wurde sollte es noch etliche Jahre dauern, bis 2012 endlich die Dreharbeiten beginnen konnten. Vor allen Dingen eine Unzahl an Überarbeitungen des Drehbuchs sind für die Verzögerung verantwortlich, da Rodriguez und Miller selbst hohe Erwartungen an die Fortsetzung stellten und besonders die hohen Erwartungen der Zuschauer erfüllen wollten.

Sin City 2: A Dame to Kill For erzählt, wie bereits der erste Teil, seine Handlung in mehreren surrealen Geschichten und basiert auf Millers zweitem Comic „A Dame to Kill For“. Die einzelnen Geschichten ergeben in Verbindung mit dem ersten Teil ein großes Ganzes, wirken aber trotz zeitlicher und teils charakterlicher Überschneidungen stark distanziert voneinander.

Ohne Erinnerung an die vergangenen Stunden wacht Marv (Mickey Rourke) neben einer Clique reicher Kids auf, die Tod um ihn verteilt liegen…Privatdetektiv Dwight McCarthy (Josh Brolin) empfindet wenig Begeisterung als sich seine Ex-Geliebte Ava Lord (Eva Green) bei ihm meldet. Immerhin hat sie ihn einst für den Multimillionär Damien Lord (Morton Csokas) sitzen lassen. Aber wie die meisten Männer kann Dwight Avas Sexappeal einfach nicht widerstehen und lässt sich auf ein Treffen ein…Der vom Fortuna gesegnete Johnny (Joseph Gordon-Levitt) demütigt Senator Roark (Powers Boothe) beim Poker und muss erfahren, dass man nicht einfach so den größten Verbrecher der Stadt bloßstellt und anschließen ohne die schmerzhaften Konsequenzen weiterleben kann. Doch Johnny lässt sich nicht abhalten, immerhin ist seine Mission noch nicht vollendet…Die Stripperin Nancy Callahan (Jessica Alba) hat nur noch ein Ziel im Leben: den Tod von John Hartigan (Bruce Willis) zu rächen…

Der Handlungsabschnitt „A Dame to Kill for“ überzeugt mit bitterer Finsternis und einer über die fast gesamte Dauer nackt agierenden Eva Green, welche neben ihrem Körper besonders ihre überragende schauspielerische Kunst zur Schau trägt. Mit Josh Brolin steht ihr ein kongenialer Partner zur Seite, welcher sich blind auf die dunklen Machenschaften seiner großen Liebe einlässt. Auch wenn das Comic „A Dame to Kill for“ unter Fans als Favorit gilt, kann die Handlung im Film nur wenig überzeugen und wird zum größten Teil von seinen Akteuren getragen.

In „Just Another Saturday Night“ hat sich Mickey Rourkes Charakter Marv zum wiederholten Male so derbe einen hinter die Binde gegossen, dass er umgeben von Leichen in Oldtown aufwacht. Nun gilt es die vergangenen Stunden zu rekonstruieren und herauszufinden, warum er die Clique jugendlicher ausgelöscht hat. Wie bereits in Sin City übernimmt Mickey Rourke die Rolle des Marv und spielt sich durch seine plumpe Art in die Herzen der Zuschauer. Doch als Fan hätte man sich ein wenig Tiefe oder eine Entwicklung des Charakters gewünscht. Marv verkommt in Sin City 2: A Dame to Kill For zu einer brutalen Marionette und stellt damit leider die schwächste Geschichte.

Ein Höhepunkt für Fans von Sin City war neben der einzigartigen Optik der Auftritt von sexy Jessica Alba und ihrem berühmten Tanz an der Stange. Robert Rodriguez hat die Schreie nach einem weiteren Auftritt wahrgenommen und präsentiert in „Nancy’s Last Dance“ eine Fortsetzung zu den Handlungen aus „That Yellow Bastard“. Während Jessica Alba 2005 noch als nettes Beiwerk agierte, wird ihr nun eine gesamte Handlung spendiert. Ihr Charakter Nancy wird dabei um einiges düsterer dargestellt und schwört Rache für den Selbstmord ihres Geliebten John Hartigan (Bruce Willis). So sehr man sich auf Jessica Alba gefreut hat, so enttäuscht ist man am Ende. Gefühlte Ewigkeiten tanzt der ehemalige Dark Angel-Serienstar an der Stange der Bar und quält sich dabei mit Rachegedanken. Außer mit ihrem Ende kann die Geschichte nicht ansatzweise überzeugen und zudem wird einem schreckhaft bewusst, was für eine schlechte Schauspielerin Jessica Alba doch ist. Aber die Fans bekommen was sie wollten und dürfen sich über aufreißerische Bewegungen freuen.

Die Handlung von „The Long Bad Night“ basiert auf keinem Comic, sondern wurde von Frank Miller einzig für den Film geschrieben, denn die Fans sollten sich neben den aus den Comics bekannten Geschichten auf etwas neues freuen können. Vielleicht gerade auf Grund dieser Einzigartigkeit kann die Geschichte über Johnny als einzige durchweg überzeugen. Joseph Gordon-Levitt mimt den Spieler, welcher nicht verlieren kann, mit einer solch überzeugenden Leistung, dass er den Zuschauer sofort in seinen Bann zieht. Die Handlung ist interessant, brutal und düster gestaltet, ganz so wie man es sich wünscht. Zudem wird dem Kinobesucher ein Cameo-Auftritt von Christopher Lloyd geboten, welcher wohl nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Doch auch in den anderen Handlungssträngen wartet der Film mit zahlreichen Cameos auf. Neben Lady Gaga, Jeremy Piven, Juno Temple und zahlreichen weiteren ist wohl Bruce Willis der Bekannteste.

Sin City 2: A Dame to Kill For bietet mit seinem einzigartigen Look noch immer etwas Besonderes fürs Auge und die verwendete 3D Technik verstärkt den comicartigen Look noch einmal um ein Vielfaches. Aber während der erste Teil noch durch diese Einzigartigkeit getragen wurde, werden die dadurch kaschierten Mängel in der Fortsetzung besonders deutlich. Die Charaktere besitzen zum Großteil keinerlei Tiefe und eine Entwicklung sucht man bei ihnen vergebens. Auch verwirren die einzelnen Geschichten im Gegensatz zu seinem Vorgänger viel zu sehr, als dass sie sich gegenseitig unterstützen würden.

Es ist also genau das eingetreten, was Robert Rodriguez und Frank Miller befürchtet und versucht hatten zu vermeiden. Im Vergleich zu Sin City ist Sin City 2: A Dame to Kill For kein guter Film und verliert sich zu sehr in der Bedienung der Wünsche der Fans. Coole Sprüche, dreckige Charaktere, exzessive Gewalt und ein einzigartiger Look können dieses Mal nicht überzeugen und so endet die Fortsetzung als eine mit viel Sex & Crime aufgeblasene Belanglosigkeit, die allenfalls partiell schön anzuschauen ist und bereits jetzt als großer Flop eingestuft werden kann.

Trailer

Cast & Crew

Regie: Robert Rodriguez
Drehbuch: Frank Miller
Musik: Robert Rodriguez
Darsteller: Mickey Rourke, Jessica Alba, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Rosario Dawson, Bruce Willis, Eva Green, Powers Boothe, Dennis Haysbert, Ray Liotta, Jaime King, Christopher Lloyd, Jamie Chung, Jeremy Piven, Christopher Meloni, Juno Temple

Bewertung

Ähnliche Beiträge

Borderlands (2024) | Filmkritik

Der dritte Mann (1949) | Filmkritik

The Exorcism (2024) | Filmkritik