Need for Speed (2014) | Filmkritik

Need for Speed

Drei – Zwo – Eins – Los! Mit diesen Worten trat man das Gaspedal seines Pixelboliden bis zum Anschlag durch und ließ nichts anderes als qualmende Reifen übrig. Die Rede ist natürlich von dem Rennspiel schlechthin: Need for Speed! Doch wie zaubert man derartige Liebe für sündhaft teure Autos und riskante Bremsmanöver auf die Leinwand?

Lange Jahre hatte die Straßenrennbegeisterung nur einen Namen im Kino: The Fast and the Furious. Und mittlerweile zählt diese Reihe auch schon über sechs Filme. Brauchen wir da noch eine Need for Speed Verfilmung?

Regisseur Scott Waugh brachte Need for Speed auf die Leinwand und wagte einmal mehr die Verfilmung eines Videospiels, nach der eigentlich keiner gefragt hat. Aber kann das Rennvehikel mit Aaron Paul (Breaking Bad) wirklich einen Kavalierstart hinlegen, oder säuft der Rennmotor bereits an der Startlinie gnadenlos ab?

Es beginnt natürlich mit einem illegalen Straßenrennen, in dem es um satte 5000 Dollar Cash geht. Tobey Marshall lässt den Motor seines getunten Wagens aufheulen und zeigt seiner Konkurrenz die Rücklichter. Leicht verdientes Geld. Trotzdem reichen die Moneten nicht, da die nächste Rate für die KFZ Werkstatt des verstorbenen Vaters fällig wird und die Bankangestellten bereits vor der Türschwelle stehen.

Es muss mehr Geld her. Wie gut, dass da Rivale Dino (Dominic Cooper) aufkreuzt und mit Geldbündeln lockt, wenn Tobey und seine Crew einen Ford Shelby Mustang restaurieren, der später für knappe 3 Millionen Dollar unter den Hammer soll.

Um den Deal noch etwas zu würzen, winkt am Ende noch ein Straßenrennen mit Dino, Tobey und dem jungen Pete (Harrison Gilbertson), bei dem letzterer Opfer der brutalen Fahrweise von Dino wird. Doch der Unfall wird Tobey in die Schuhe geschoben, der nun für 2 Jahre hinter Gitter wandert. Die Werkstatt ist futsch, die Crew ohne Arbeit und Tobey hat nur einen Wunsch – Rache.

Helfen soll die schöne und clevere Julia (Imogen Poots), die Verbindungen zum größten Straßenrennen aller Zeiten hat! Der schrullige Millionär Monarch (Michel Keaton) wählt nämlich nur die besten Fahrer aus, um das Rennen der Rennen zu bestreiten!

Das es hier zum Aufeinandertreffen der beiden Rivalen Tobey und Dino kommen wird ist ebenso klar, wie die angedeutete Liebelei zwischen dem Protagonisten und seiner weiblichen Gespielin.

Wie es sich für eine Videospielverfilmung gehört, ist die Handlung ein äußerst stiefkindlich behandeltes Element, dass nicht wirklich zum Tragen kommt. Tobeys Crew wird ebenso unglaubwürdig inszeniert, wie die Rivalität zum schurkischen Dino, der eben ständig nur böse ist und soviel Tiefe mitbringt, dass man nicht einmal mit dem kleinen Zeh drin baden kann.

Dominic Cooper (Captain America) wirkt einfach blass und schmächtig als gewissenloser Profirennfahrer und es bleibt ein Rätsel, wieso es ausgerechnet Tobeys Exfreundin Anita (Dakota Johnson) mit diesem Lappen aushält.

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Und besonders nervig wird es, wenn Maverick (Kid Cudi) als Pilot ebenso auf die Luftraumbestimmungen pfeift, wie es alle anderen mit den Straßenverkehrsregeln tun und eine traurige Imitation eines Eddie Murphy abgibt, die nur äußerst selten lustig und viel zu oft nervtötend ist.

Auch Protagonist Aaron Paul bleibt meistens unscheinbar hinter dem Steuer kleben und liefert nur mäßige Schauspielkost, ohne so cool und lässig rüberzukommen, wie er es sonst als verrückter Drogendealer in Breaking Bad konnte. Und für einen rennfahrenden Schönling à la Paul Walker fehlt es eben doch an der Ausstrahlung.

Am schlimmsten wird jedoch das Rennfahrerherz geschunden, als man den Aufbau eines wirklich klasse Ford Shelby Mustang hätte zeigen können, um Tobeys Crew auch mal bei der Arbeit zu zeigen. Da wird der schrottreife Haufen von Wagen zur Werkstatt gefahren und Schnitt – fertig ist der Wagen bei der Auktion. Wo waren die unzähligen Arbeitsstunden mit Lackieren, Frisieren, Motor einstellen und und und. Gerade das hat doch Filme wie Tage des Donners ,Fast and Furious und Nur noch 60 Sekunden ausgemacht: die Liebe zu den Autos – das Lebensgefühl eines Rennfahrers und die Verbundenheit zur Straße.

Need for Speed lässt dies leider schmerzlich vermissen und setzt eben nicht auf die Qualitäten, die einen Autorennfilm ausmachen müssen! Stattdessen werden hier sinnlos Verkehrsregeln gebrochen, Menschen völlig unnötig in Gefahr gebracht und die Cops als dumme Spielverderber hingestellt. So wird es leider nichts mit einem großen Franchise.

Statt dort anzusetzen, wo Fast an Furious in den ersten beiden Teilen alles richtig machte, verpufft Need for Speed in totaler Teilnahmslosigkeit. Zwar sind einige Fahreinlagen recht gut gedreht und geschnitten, doch statt fetten Beats und cooler Beleuchtung wird es eher ein Schulungsvideo für die nächste Führerscheinprüfung – als Beispiel, wie man es eben nicht machen sollte.

Regie: Scott Waugh
Drehbuch: George Gatins
Musik: Nathan Furst
Darsteller: Aaron Paul, Dominic Cooper, Scott Mescudi, Imogen Poots, Ramón Rodríguez, Michael Keaton

Handlung:

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Bildrechte: Constantin Film/Highlight Film

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