Haunter – Jenseits des Todes (2013) | Filmkritik

Haunter - Jenseits des Todes

Horrorfilme gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und es wird schwer die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn man einen guten, soliden Gruselstreifen sucht, der einem das Fürchten lehrt. So wartet manches Filmwerk mit literweise Kunstblut und abartigen Make-up-Effekten oder gar verstörendem CGI Augenzauber auf, während ein kleiner Teil handgemachter Filmperlen einfach den Grusel in düsterer Umgebung und spärlicher Beleuchtung sucht.

Das kanadische Machwerk Haunter des Regisseurs Vincenzo Natali (Cube) verlässt sich ganz auf die Protagonistin Lisa, brillant gespielt von Abigail Breslin (Ender’s Game – Das große Spiel), die sich ihren Ausweg aus der Falle eines Serienmörders suchen muss.

© Koch Media

Alles fängt mit dem scheinbar idyllischen Alltag einer typischen Familie an. Lisa hat morgen Geburtstag. Der kleine Bruder Robbie nervt über Walkie Talkie, dass er einen Schatz gefunden hat, während Lisa von ihrer Mutter dazu verdonnert wird im Keller die Wäsche zu waschen. Es gibt Hackbraten zum Abend und danach schaut die Familie gemeinsam „Mord ist ihr Hobby“ im Fernsehen. Was danach kommt, überrascht dann doch:

Statt am nächsten Morgen endlich ihren 16. Geburtstag zu feiern, steckt der Teenager wieder im gestrigen Tag und muss erneut, vom Walkie Talkie des kleinen Bruders bis zur allabendlichen Krimiserie, das ganze Theater von vorn erleben. Klar, dass Lisa den Hals voll hat und sich, zum Ärger der Eltern, gegen die wiederholenden Ereignisse sträubt.

Doch was sich ein wenig wie der damalige „Murmeltiertag“ eines zynischen Bill Murray anfühlt, hat weitaus düsterere Hintergründe und entpuppt sich alsbald als Albtraum.

© Koch Media

Nur Lisa scheint zu merken, dass die Vorzeigefamilie in ihrem Haus gefangen zu sein scheint. Daddy versucht jeden Tag aufs neue das Auto zu reparieren, das Telefon ist tot und draußen herrscht solcher Nebel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen kann.

Dass etwas nicht stimmen kann, merkt das aufgeweckte Mädchen, als sie ihren Namen von Geisterstimmen gerufen hört. So stößt sie auf rätselhafte Hinweise, Geheimräume und verbotene Türen, die zum Vorbesitzer führen, der scheinbar für das Verschwinden unzähliger Mädchen verantwortlich ist.

Doch Lisas Umherschnüffeln ruft schließlich den ehemaligen Hausbesitzer Edgar Mullins (Stephen McHattie) auf den Plan, der mit drohender Stimme warnt, nicht weiter nach irgendwelchen Hinweisen zu suchen, sonst wird es der Familie bald sehr schlecht ergehen!

Was wie ein düsterer Teeniefilm beginnt, entpuppt sich bald als die mysteriöse Suche nach der Wahrheit. Der Zuschauer wird tiefer in die Scheinwelt des Mädchens gezogen, das als einziges zu merken scheint, was eigentlich vorgeht.

Haunter – Jenseits des Todes – Jetzt bei amazon.de bestellen!

Abigail Breslin verkörpert die neugierige Lisa überzeugend und trägt die Handlung fast im Alleingang. So wandelt sie sich vom anfänglich bockigen Teenager zur tapferen Kämpferin für Gerechtigkeit. Statt einer feiernden Truppe Jugendlicher im Geisterhaus, bekommen wir hier den beklemmenden Alleingang einer Heldin zu sehen, die sich gegen jede Bedrohung wehrt, ohne mit üblicher Gewalt zu reagieren.

Regisseur Vincenzo Natali, der schon mit Cube zeigte, dass er mit wenigen Mitteln große Wirkung erzielen kann, beschränkt sich in Haunter ebenfalls auf nur einen Schauplatz – jenes Familienhaus, in dem Lisas Familie festsitzt.

Zwar kommt auch dieser Film nicht ohne Klischees aus, wie z.B. der Spiegel, der zeigt dass jemand hinter dir steht und Türen, die sich von Geisterhand öffnen oder Gitter hinter denen plötzlich Gesichter erscheinen, dafür schraubt sich die Spannung bis zum Finale immer weiter nach oben, ohne dass die Protagonistin zuvor durch Blut waten musste.

Für Freunde des soliden Grusels, denen Werke wie Der verbotene Schlüssel (2005) oder Die Frau in schwarz (2012) besser gefallen, als bluttriefende Gedärmorgien im Freitag der 13. (1980) Stil, ist der Film auf jeden Fall zu empfehlen.

Besonders die gruselige Visage vom Stephen McHattie (300) als sadistischer Mädchenmörder Mullins weiß für einige Schockmomente zur sorgen, wenn er wie der Teufel persönlich auftaucht und den saucoolen Killer heraushängen lässt.

Insgesamt bleibt Haunter ein spannendes und solides Machwerk, dass mit düsterer Atmosphäre und gutem Timing durchaus zu überzeugen weiß. Wer sich also ein wenig fürchten möchte, sollte Lisa ruhig begleiten, wenn sie im staubigen Keller nach verschwundenen Mädchen sucht.

Regie: Vincenzo Natali
Drehbuch: Brian King
Musik: Alex Khaskin
Darsteller: Abigail Breslin, Peter Outerbridge, Michelle Nolden, Stephen McHattie

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Bildrechte: Koch Media

Ähnliche Beiträge

Stillwater – Gegen jeden Verdacht (2021) | Filmkritik

Deutscher Trailer zu „Stillwater“ mit Matt Damon

Erster Trailer zum japanischen Remake von „Cube“