Spätestens seit den Twilight-Büchern und Filmen ist Autorin Stephanie Meyer allen Jugendlichen ein Begriff. Vom Erfolg der Vampir-Liebes-Saga beflügelt, war es für Hollywood eine Selbstverständlichkeit; einen weiteren Roman aus der Feder von Meyers zu verfilmen: Seelen.
Diesmal verlassen wir allerdings die urbane Fantasie und stürzen uns ins perfekt gestylte Science Fiction-Gefilde, wo eine fremde Alienspezies Besitz von unseren Körpern ergreift und uns in eine oberflächlich friedliche Welt drängt, in denen Menschen nur noch Sklaven im Geiste sind.
Für Regisseur Andrew Niccol keine große Schwierigkeit, da er bereits mit Filmen wie Gattaca und In Time interessante Zukunftsthriller mit reichlich Tiefgang und tadelloser Optik geschaffen hat.
Die junge Melanie (Saoirse Ronan) gehört zu einer kleinen Handvoll Menschen, die sich der Alieninvasion entgegenstellen und schreckt auch nicht vor dem eigenen Tod zurück, um ihre Liebsten zu schützen. Als sie keinen anderen Ausweg sieht und sich aus einem Fenster stürzt, wird ihr halbtoter Körper mit der Seele namens Wanderer bestückt.
Anfänglich versucht Wanderer noch alle Informationen über den letzten menschlichen Widerstand in Erfahrung zu bringen, doch schnell wird klar, dass Melanies Geist stärker ist und sich nicht unterkriegen lässt. So drängt Melanie ihren Besetzer dazu, den Widerstand aufzusuchen und die Überlebenden zu schützen.
Mit der Sucherin (Diane Kruger) auf den Fersen, versuchen Melanie und Wanderer die Hilfe der Rebellen zu erbitten. Doch die versteckten Menschen sind von Wanderers Ankunft alles andere als begeistert und nur Melanies Onkel Jeb (William Hurt) kann seine Leute davon abzuhalten, die Alienseele in Menschengestalt auf der Stelle niederzustrecken.
Zur Gefangenen degradiert und unter strengster Bewachung hat es Wanderer nun nicht leicht die Gunst der Menschen zu erringen. Doch wen wundert es, wenn die Sucherin mit unnachgiebigen Methoden versucht auch den letzten Menschen mit Alienseelen zu infizieren.
Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Denn während Wanderer als Monster betrachtet und angefeindet wird, macht sich die Sucherin mit ihrem Gefolge schon auf den Weg zu den letzten Überlebenden.
Das klingt alles sehr nach einer Mischung aus Sie leben!, Die Körperfresser kommen sowie Invasion und ist auch in seiner Handlung nicht zwingend originell. Ebenfalls wartet Seelen wieder mit einer Twilight-ähnlichen Dreicksbeziehung auf, wenn Melanie zwischen Jared (Max Irons) und Ian (Jake Abel) hin- und hergerissen ist. Da kommen Erinnerungen an Edward und Jacob wieder hoch.
Trotz alledem weiß Seelen mit einer guten Hochglanzoptik zu überzeugen und lebt vor allem von Saoirse Ronans (Wer ist Hanna?) großartigen Szenen, die wirklich äußerst glaubwürdig daherkommen und uns davon überzeugen können, dass Melanie von zwei höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten bewohnt wird.
Auch Diane Kruger (Troja) kann als Sucherin herrlich böse spielen und verdient sich die Abneigung des Zuschauers perfekt. Vor allem, wenn sie gegen Ende des Films mehr und mehr zur wahnsinnigen Kreuzzüglerin gegen die verhasste Menschenwelt wird. William Hurt (Into the Blue) merkt man an, dass er noch ein ganz großes Kaliber ist, denn in seinen wenigen Szenen reißt er die Aufmerksamkeit des Zuschauers mit einer solchen Präsenz an sich, dass man ihm am liebsten bei der Getreideernte in seinen Höhlen helfen möchte.
Zwar fragt man sich, woher die Rebellen die Technologie haben, die es braucht, um im Dunkel einer unterirdischen Behausung eine autarke Farm aufzubauen, doch gerade diese Subgesellschaft auf der Flucht macht Seelen eben zu etwas mehr als nur einem schnöden Teenie-Liebes-Drama mit den üblichen Stereotypen auf Brautschau. Nur wird das Wort Liebe in diesem Film bei jeder sich bietenden Gelegenheit höchst inflatiös eingesetzt und damit überstrapaziert.
Doch die Mischung aus Sci-Fi, Action, Romantik und Utopie kann männliche wie weibliche Zuschauer zufrieden stellen. Der ganz große Film ist es jedoch trotz aller Mühen nicht geworden, da es an allen Ecken an Brisanz und Kreativität fehlt. Aber das hängt nun mal an der Buchvorlage einer Autorin, die sich nur mit bedingungsloser, kitschiger Liebestollerei beschäftigt, in denen es nur zwei Sätze braucht, ehe sich zwei für immer aneinander binden und sich im Sommerregen dem Liebesakt hingeben.
Doch eine Frage quält mich am Ende doch: Welcher arme Teufel musste die ganzen Autos, Motorräder und Hubschrauber derartig pedantisch auf Hochglanz polieren, damit sie auf der großen Leinwand wie Sonnenkollektoren glänzen?
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Musik: Antonio Pinto
Darsteller: Saoirse Ronan, Max Irons, Jake Abel, Frances Fisher, Chandler Canterbury, Diane Kruger, William Hurt
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