Grand Budapest Hotel (2014) | Filmkritik

Grand Budapest Hotel

Wenn Wes Anderson etwas richtig gut kann, dann ist es Geschichten erzählen. Das bewies er schon unter anderem mit seinen Filmen Moonrise Kingdom und Der fantastische Mr. Fox. Jetzt lockt uns der Filmemacher mit der Geschichte eines luxoriösen Grand Hotel in die Kinos.

Das Grand Budapest gehört in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zu den führenden Luxushotels in Europa. Rückblickend erzählt Grand Budapest Hotel von den Abenteuern des Concierge Gustave H. (Ralph Fiennes) und seinem Lobby Boy Zero Moustafa (Tony Revolori).

Gelegen in einem kleinen Kurort in der Republik von Zubrowka, einem fiktiven Staat in Osteuropa, ist das Hotel vor allem Domizil älterer Damen. Der Concierge zeichnet sich durch seine aufopferungsvolle Hingabe, vor allem gegenüber seiner meist weiblichen, reichen Gäste fortgeschrittenen Alters, aus. Als eine dieser Damen kurz nach Abreise auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kommt, dreht sich Gustaves Leben vollkommen auf den Kopf.

Die 84 jährige Céline Villeneuve Desgoffe und Taxis, genannt Madame D (Tilda Swinton), wird tot aufgefunden. Als das Erbe verlesen wird, wird bekannt, dass die alte Dame ein unbezahlbares Renaissance Gemälde an ihren langjährigen Freund und Liebhaber Gustave H vererbt. Ihr Sohn Dmitri (Adrien Brody), der das reiche Erbe schon für sich sicher glaubte, wittert Betrug und beschuldigt Monsieur Gustave des Mordes an Madame D.

Plötzlich ist der Concierge Hauptverdächtiger in einem Mordverfahren und findet sich zudem in Mitten eines familiären Erbschaftsstreits wieder. Zusammen mit seinem Lobby Boy Zero flieht Gustave vor der Polizei und vor Dmitris Männern durch ein Europa, dem ein erneuter Krieg schon bevorsteht.

Wann immer Regisseur Wes Anderson (Moonrise Kingdom) einen Film macht, schafft er nicht nur die Kulissen für seine Geschichten, er erschafft ganze Welten. Der Regisseur ist bekannt für seinen eigenen Stil mit großen inszenierten Bildern. Jede Szene ist eine komplexe, bis ins kleinste Detail durchdachte Komposition.

Die Hauptrolle in Andersons neuem Film spielt Ralph Fiennes (Harry-Potter-Reihe, Skyfall) als Concierge Gustave H. Eine Rolle, die dem Engländer förmlich auf den Leib geschrieben wurde. Denn wie Anderson verriet hatte er Fiennes bereits beim Schreiben für die Rolle im Kopf. „Die Idee, dass Ralph diesen Charakter spielen würde bereicherte ihn völlig,“ schwärmt Producer Jeremy Dawson. „Er verschwindet gänzlich in der Person bis man einfach sagt ‚Das ist Monsieur Gustave.'“ Grand Budapest Hotel ist die erste Zusammenarbeit von Fiennes und Anderson, aber sicher nicht die letzte.

Fiennes, der den meisten Zuschauern wohl eher in düsteren oder ernsten Rollen bekannt ist, bekommt hier die Chance seine komödiantische Seite zu zeigen. Sein Talent mit Worten umzugehen gepaart mit Wes Andersons lebendiger Sprache machen Monsieur Gustave zu einer vielschichtigen und unglaublich liebenswerten Figur.

Gustaves Freund, Schüler und (durch eine Verkettung unglücklicher Umstände) Partner in Crime ist der junge Lobby Boy Zero Moustafa, gespielt von dem Newcomer Tony Revolori. Die Suche nach einem geeigneten Schauspieler führte die Filmemacher vorerst nach Asien und Südafrika, bevor sie schließlich in Los Angeles fündig wurden. Die Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren stimmte sofort.

Revolori beschreibt seine Arbeit am Set als eine unvergleichliche Erfahrung. Er lernte sehr viel von den anderen Schauspielern und der Crew und vor allem Costar Ralph Fiennes stand ihm mit Rat zur Seite: „Er hat mir wirklich geholfen mich zurecht zu finden,“ erinnert sich der junge Schauspieler, „Er ist wie ein älterer Bruder für mich geworden.“

Das gute Verhältnis der Hauptdarsteller zueinander sieht der Zuschauer auch auf der Leinwand. Fiennes und Revolori funktionieren perfekt zusammen und komplettieren die von Wes Anderson geschaffene Welt.

Doch auch das restliche Ensemble besteht aus erstklassigen Schauspielern. Neben bekannten Gesichtern des Wes Anderson Universums wie Bill Murray, Edward Norton, Tilda Swinton und Williem Dafoe gesellen sich auch Saoirse Ronan, Jude Law und Jeff Goldblum zum Cast.

Dafoe zeigt sich wenig überrascht über den hochkarätigen Cast: „Es ist ungewöhnlich für einen Regisseur im heutigen Film einen starken persönlichen Stempel zu besitzen. Wes hat ihn und viele Leute wollen mit ihm arbeiten.“ Auch den ein oder anderen deutschen Schauspieler konnte man entdecken: Florian Lukas, Volker Michalowski und Matthias Matschke.

Andersons Filme leben zweifelsohne von ihren verspielten Bildern und der Sprache. Handlungsort von Grand Budapest Hotel ist ein kleiner fiktiver Ort in Osteuropa. Auf der Suche nach geeigneten Drehorten stießen die Filmemacher schließlich auf die Stadt Görlitz in Ostsachsen.

Als Hotel diente das leerstehende Jugendstilkaufhaus der Stadt. Doch es boten sich noch zahlreiche weitere Drehorte für den Film. „Görlitz hat so viel Charakter in allen seinen Gebäuden, dass wir feststellten, dass wir so ziemlich den ganzen Film dort drehen könnten.“, erklärt Jeremy Dawson. Neben dem Jugendstilkaufhaus fanden auch viele kleinere Geschäfte und Lokale ihren Weg in verschiedene Szenen. Viele Teile der Requisiten wurden ebenfalls von lokalen Künstlern hergestellt.

Auch technisch hat sich Wes Anderson in dem Film ausgelebt. Neben den gewohnten detailverliebten Szenen und symmetrischen Bildern wurde auch hier und da in die Trickkiste gegriffen. Um aufwändige, komplizierte Drehs zu vermeiden wurden in Babelsberg Miniaturversionen des Hotels gebaut. Für eine rasante Verfolgungsjagd auf Skiern nutzte Anderson Stop-Motion Technik und holte sich dafür alte Kollegen von Der fantastische Mr. Fox zur Hilfe.

Für die musikalische Untermalung sorgte der sechsfach Oscar Nominierte Komponist Alexandre Desplat. Und er schaffte eines seiner ungewöhnlichsten Themen: eines das fast ausschließlich ohne traditionelle Orchesterinstrumente gespielt wird. So brachte er vor allem mitteleuropäische Instrumente ein. Außerdem kamen Alpenhörner, Mönchsgesänge und Jodeln zum Einsatz. Für die abschließenden Aufnahmen flog er ein 50-köpfiges Balalaika Orchester aus Moskau ein. „Es ist eine Mischung die gefühlvoll, eindringlich und lustig sein kann und eine Reihe von Emotionen abdeckt.“, so Desplat. Zur Atmosphäre des Films trägt dieses außergewöhnliche musikalische Experiment auf jeden Fall bei.

Grand Budapest Hotel ist ein aufregender und unterhaltender Film und eine wunderbare Parodie auf eine Zeit, eine Branche und ihre Menschen. Wes Anderson schaffte einzigartige Figuren und erzählt ihre Geschichten in einer Welt, die den Zuschauer für eine Weile die eigene Realität vergessen lässt. Trotz viel Komik behält der Film einen bittersüßen Unterton und balanciert gekonnt zwischen ernsten Themen und eigenwilligem Humor. Obendrauf überzeugt ein herausragender Cast und der ganz besondere Wes Anderson Stil.

Cast & Crew

Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson
Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Ralph Fiennes, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Jude Law, Harvey Keitel, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Léa Seydoux, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Tony Revolori

Bewertung

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Informationen
Grand Budapest Hotel | 6. März 2014 (Deutschland) 8.1

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