„Don’t cross the boss!”, heißt es in einem amerikanischen Sprichwort und für den jungen, aufstrebenden Tüftler Adam Cassady (Liam Hemsworth) wird es wahr, als seine Präsentation vor Firmenchef Wyatt (Gary Oldman) in einem Desaster endet. Anstatt für seine technischen Ideen gewürdigt zu werden, wird Jungspund Cassady samt Team vor die Tür gesetzt. Das Aus für die Karriere!
Statt der erhofften Beförderung feiern die jungen Leute in einem Club ihre Frustration heraus, warum auch nicht? Immerhin wird die später anstehende Zeche mit der Firmenkreditkarte des ehemaligen Arbeitgebers bezahlt. So etwas bleibt dem Konzernvorstand natürlich nicht verborgen und so zitiert der missmutige Nicholas Wyatt den wenig reumütigen Delinquenten zu sich.
Unter Androhung von Gefängnis überredet man Adam, lieber die Konkurrenz in Form von Goddard (Harrisson Ford) auszuspionieren. Immerhin soll der ehemalige Partner Wyatts an einer streng geheimen Innovation tüfteln, die den Mobilfunkmarkt revolutionieren soll.
Kurzerhand wird dem neuen Spion eine Stelle im Konkurrenzunternehmen Eikon Systems zugeschustert und mittels Spezialtraining durch Psychologin Dr. Bolton erhält er die nötige Überzeugungskraft um sich bei Goddard einzuschmeicheln. Damit Adam ordentlich motiviert bei der Sache bleibt und Wyatt mit technischen Daten füttert, droht man Familie und Freunden Cassadys. Da Adams alter Herr außerdem eine teure medizinische Versorgung benötigt, ist das versprochene, schnelle Geld ebenfalls ein Anreiz.
So verstrickt sich der junge Erfinder mehr und mehr in einem Gespinst aus Lügen, Betrug und Angst und selbst seine neue Freundin Emma (Amber Heard) wird zum Mittel zum Zweck. Doch wie weit geht man wirklich um seine Ziele zu erreichen, wenn leichtes Geld und überschwänglicher Luxus mit all ihren Versuchungen locken?
Da hat sich Regisseur Robert Luketic (Die nackte Wahrheit) viel vorgenommen, der sonst für eher seichte Komödien bekannt ist. Auf dem Papier sehen seine Zutaten vielversprechend aus: Jungdarsteller Liam Hemsworth (Die Tribute von Panem), Dauerbösewicht Gary Oldman (The Dark Knight Rises) und Kultstar Harrisson Ford (Enders Game)! Bei so viel Starpower kann es doch nur ein Blockbuster werden, oder? Eben nicht! Mit niederschmetternder Kritik entwickelte sich Paranoia zu einem Rohrkrepierer an den Kinokassen und blieb weit hinter seinen Erwartungen zurück. Ein Paradebeispiel für einen gut geschnittenen Filmtrailer, dem ein schlechter Film folgte.
Gerade die beiden Konzernchefs Wyatt und Goddard bleiben trotz der guten Besetzung weit hinter den Erwartungen zurück. Gary Oldman, sonst bekannt für vielschichtige und intelligente Schurken verkommt hier zum Tee trinkenden Chef, von dem nur wenig Gefahr ausgeht. Zwar ist sein diabolischer Handlanger Miles Meachum (Julian McMahon) ein Grund zum Fürchten, aber bis auf eine kleine Verfolgungsjagd bleibt auch er meist im Hintergrund als Requisite zurück.
Harrisson Ford wirkt zwar, dank seiner Frisur, hart und gefährlich, kann aber nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Wo bleibt der Biss eines schonungslosen Geschäftsmannes, der seinen ehemaligen Partner um seine Ideen brachte? Wo ist der Plan im Hintergrund?
Liam Hemsworth bleibt von Anfang bis Ende ein farbloser Schönling, der weder moralische Skrupel hat, noch die nötige Einsicht sein Handeln zu überdenken. Dank fehlender Charakterentwicklung bleibt Adam somit unsympathisch, was sich auch in seiner Beziehung zu Emma wiederspiegelt, die allerhöchstens auf einer körperlichen Ebene im Schlafzimmer stattfindet. Getreu dem Hollywoodklischee serviert die heiße Blondine den Angeber nach dem One Night Stand ab, nur um ihm später blindlings um den Hals zu fallen und sich dann noch ausnutzen zu lassen.
Dabei bleibt die Frage offen: Was kann Adam überhaupt? Seine Ideen werden ständig von seinem besten Freund umgesetzt, der nach vollendeter Arbeit wieder verschwindet, bis er für den nächsten Einsatz bereitsteht. Und vom Opportunisten merkt man erschreckend wenig Eigeninitiative, wenn es darum geht, sich gegen skrupellose Chefs zu behaupten und seinen eigenen Plan zu schmieden. So bleibt Adam von Anfang bis Ende eine Marionette, die ohne jede Skrupel tut, was man ihr sagt.Auch bei Adams Vater Frank (Richard Dreyfuss) schienen sich die Filmschaffenden uneinig zu sein. Fröhlich wechselt der Charakter zwischen bettlägerig, heruntergekommen und lebensfroh hin und her. Zwar verkörpert er das Bild des hart arbeitenden Amerikaners, der im Ruhestand von Firma und Staat allein gelassen wird, nachdem er seine Gesundheit und Ehe geopfert hat und mit ansehen muss, wie der Sohn sein Leben für schnelles Geld ruiniert, doch viel zur Geschichte beizutragen hat er dennoch nicht.
So bleibt Paranoia – Riskantes Spiel ein auf Hochglanz polierter Thriller ohne Tiefgang und Brisanz. Selten spannend und enttäuschend dümpelt die Geschichte auf niedriger Temperatur dahin und wurde entsprechend mit geringen Zuschauerzahlen gestraft. Wer auf einen überraschenden Plottwist und zahlreiche Wendungen wartet, wird hier leider nicht fündig. Viel zu seicht und vorhersehbar schippert das Filmvehikel vorbei und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.
Regie: Robert Luketic
Drehbuch: Barry Levy, Jason Dean Hall
Musik: Junkie XL
Darsteller: Liam Hemsworth, Gary Oldman, Amber Heard, Harrison Ford, Lucas Till, Embeth Davidtz, Julian McMahon, Josh Holloway, Richard Dreyfuss
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