The Road (2009) | Filmkritik

The Road

In einer Welt, welche von einer unbekannten und verheerenden Katastrophe zerstört wurde und fast die gesamte Zivilisation, Menschen und Tiere ausgelöscht hat, kämpfen ein Vater (Viggo Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) um ihr Überleben. Die Sonne ist verdunkelt, Erdbeben erschüttern den Boden, Brände zerstören die abgestorbenen Pflanzen mit ihren wilden Flammen und Ascheregen bedeckt die trostlose Szenerie. Die wenigen Menschen, die durch diese ausgestorbene Welt streifen, plündern was sie finden können und irren in dieser düsteren Welt umher. Viele scheuen nicht einmal den Kannibalismus, um ihr Leben zu retten. Vater und Sohn reisen in dieser gefährlichen Welt in Richtung Süden, weil sie vor dem Winter fliehen und hoffen in einer wärmeren Gegend besser überleben zu können. Auf ihrem Weg müssen sie regelmäßig nach Essen und sicherem Unterschlupf Ausschau halten und die kannibalischen Banden meiden, welche die Straßen unsicher machen. Dabei zeigt das harte Leben seine Spuren und beide sind dünn und abgemagert. Einzig ihr unbändiger Überlebenswille treibt sie immer wieder voran und verschließt ihre Augen vor der Ausweglosigkeit. Unterdessen trägt der Vater durchgehend einen Revolver mit sich herum, welcher mit lediglich zwei Kugeln bestückt ist. Dieser soll im Notfall ihr Leiden beenden, denn der einzige Ausweg aus der kahlen Welt ist der Tod. Bei ihrer langen Reise denkt der Vater zudem immer wieder an seine Frau, welche sich vor der Abreise gegen ein Leben in dieser Welt entschieden und aufgegeben hat. Die wenigen guten Menschen versuchen gegen die Bösen und die verlassene Welt, auf welcher sie umherwandeln, zu überleben.

Endzeitfilme gehören in Hollywood bestimmt nicht zur Seltenheit und viele verschiedene Elemente wurden bei diesem Filmtyp bereits bedient. Oft sind es Invasionen durch Aliens, Zombie-Erschaffende Viren, Atomkriege oder der Planet holt sich durch Naturkatastrophen wieder, was ihm gehört. Bei The Road bleibt dieser Aspekt jedoch weitestgehend offen. Man kann zwar Aliens und Zombies ausschließen, ein genauer Grund wird einem aber nie geliefert. Lediglich wenige Andeutungen lassen des Zuschauers Fantasie eigene Szenarien kreieren, in welcher ein einsamer Vater mit seinem Sohn durch eine zerstörte Welt streift. Dies lässt einiges an Interpretationsspielraum offen, schadet dem Film aber in keiner Weise. Die zugrunde liegende Geschichte basiert auf dem Roman „Die Straße“ (englischer Originaltitel: The Road) des amerikanischen Autors Cormac McCarthy aus dem Jahr 2006, in welchem jedoch auch keine Erklärung für die geballte Zerstörung genannt wird.

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Nun wurde der Film von Regisseur John Hillcoat (The Proposition – Tödliches Angebot) für Hollywood adaptiert und es entstand ein ruhiges, teils beklemmendes Charakterdrama, mit Konzentration auf den Überlebenskampf von Vater und Sohn. Mit wenigen Dialogen und Schauspielern wird der Film durch die gesamte Länge von dem souverän agierenden Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe-Trilogie, Tödliche Versprechen – Eastern Promises) getragen, welcher in der Rolle eines dickhäutigen Anti-Helden, mit dem Jungschauspieler Kodi Smit-McPhee (Unter der Sonne Australiens) an seiner Seite, durch die postapokalyptische Welt zieht. Dabei wirkt der Charakter des Jungen leider an manchen Stellen etwas nervig und unreif, da er auf Grund seiner Naivität keinen Blick für die Realität beweist. Trotz dieser Schwäche kann man beide jedoch nicht von ihrer schauspielerischen Stärke abbringen und ebenfalls die physischen Belastungen des Films sind mehr als sichtbar. Mit dünnen und abgemagerten Körpern stehen die beiden dabei Christian Bale in The Machinist in Nichts nach. Getrieben werden die Charaktere im Film durch ihren unbändigen Überlebenswillen in einer beklemmenden und angsteinflößenden Welt. Erzählt wird die Geschichte nicht vordergründig durch ihre Dialoge, Off-Texte, Flashbacks und Traumsequenzen, sondern vielmehr durch ihre stimmigen Bilder, welche das Ausmaß des Lebens ohne Perspektive zeigen, in dem der Freitod der einzige Ausweg scheint. Ein beklemmendes Charakterdrama über elterliche Selbstlosigkeit ohne großes Spektakel, welches sich nur einer Frage bedient:

Warum sollte man in einer Ära des kannibalischen Irrsinns überhaupt leben wollen?

Natürlich gibt es einige Parallelen zum ähnlichen Endzeitfilm The Book of Eli mit Denzel Washington, welcher nicht nur durch Farbtöne und Bilder starke Gemeinsamkeiten aufweist, denn auch Elemente wie Kannibalismus und Religion werden in beiden Filmen aufgegriffen. Ebenfalls der alte und blinde Wanderer mit dem Namen Ely (Robert Duvall) sorgt für die Tatsache, dass die Filme wirken, als spielten sie in der selben Welt. Trotz dieser homogenen Aspekte unterscheiden sich die beiden Filme in ihrer Erzählweise sehr deutlich und wo sich The Book of Eli durch viel Action auszeichnet, bleibt The Road ein sehr ruhiger und trauriger Ausflug, welcher am Ende mit einem kleinen Hoffnungsschimmer nicht gleich die Rettung der Welt verspricht. Ein episches Endzeitdrama mit poetischen Momenten, jeder Menge visueller Bildsprache und einem Viggo Mortensen in Bestform.

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