Für Walter Mitty (Ben Stiller) ist das Leben nicht gerade leicht. Da arbeitet er in der Negativentwicklung des Life!-Magazins, wo er für die schönsten Fotografien der Welt verantwortlich ist, und bringt doch privat nichts auf die Reihe. Ständig flüchtet er in absurde Tagträume, die ihm vor Augen führen, was er alles erleben könnte, wenn er es nur wollte.
In der Realität sieht das ganz anders aus. Da ist es schon eine ungeheure Überwindung für ihn, seiner Traumfrau Cheryl im Internet zuzuzwinkern oder sie auf der Arbeit auf einen Kaffee einzuladen. Als das Life!– Magazine dann auch noch verkauft wird und im Zuge einer Umstrukturierung Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, wird sein Leben noch komplizierter. Der neue Chef will Stellen streichen und ihm missfällt Walters Tagträumerei gänzlich.
Als ein wichtiges Negativ von Starfotograf Sean O’Connell (Sean Penn) abhanden kommt, welches für das letzte Titelbild des Magazins vorgesehen ist, steht Walters Zukunft auf der Kippe. Die Arbeitswelt Mittys droht nun völlig im Chaos zu versinken und so macht sich Walter anfangs widerwillig auf die Reise um die ganze Welt, auf der Suche nach O’Connel und dem fehlenden Negativ.
Aus seinen Tagträumen werden nun echte Abenteuer. Ob in Island auf hoher See oder in den eisigen Höhen des Himalaya – Walter ist plötzlich überall dort, wo es gefährlich wird und lernt Land und Leute kennen, trotzt selbst Gefahren, wie Haiangriffen oder Vulkanausbrüchen. Der vermeintliche Stubenhocker hat nun die einmalige Chance, zu einem echten Tausendsassa zu werden und wird nach dieser Reise nicht mehr der selbe sein, wenn er einem Hinweis nach dem anderen folgt um das verschollene Negativ zu finden!
Selten hat mich ein Film so gepackt wie dieser! Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (Originaltitel: The Secret Life of Walter Mitty) ist eine Liebeserklärung an den Abenteuergeist und die Reiselust in Jedem von uns. Grandios gespielt von Ben Stiller (Zoolander) und gespickt mit traumhaften Landschaftsaufnahmen, zeigt der Film auf sehr einfühlsame Weise, worum es im Life!– Magazine wirklich geht: die eigenen Grenzen zu überwinden und Dinge zu sehen, die sonst hinter Mauern verborgen sind.
Auch als Regisseur zeigt Ben Stiller hier abermals seine Qualitäten. Nachdem er bereits bei Werken wie Tropic Thunder (2008), Zoolander (2001) oder Cable Guy – Die Nervensäge (1996) diese Position innehatte, beeindruckt er in Das erstaunliche Leben des Walter Mitty mit grandiosen Kameraeinstellungen, sehr guten Darstellern und einem gelungenen Soundtrack in einem perfekten Zusammenspiel der einzelnen Elemente.
Sean Penn (Dead Man Walking) darf als Starfotograf alle Register ziehen und versprüht mit seiner Art eine Weisheit, als hätte er schon alles auf dieser Welt gesehen und erlebt. In seinen wenigen Szenen schafft er es, die Leinwand für sich einzunehmen und spielt mit einer Seelenruhe und seinem Minimalismus jeden anderen an die Wand, wenn er über die Schönheit eines besonderen Augenblicks sinniert.
Doch neben Schauspielern wie Kristen Wiig (Saturday Night Live) als Kollegin Cheryl und Adam Scott (Piranha 3-D) als unsympathischen Vorgesetzten stehlen vor allem die wunderschönen Bilder Islands, mit seinen weiten Panoramaaufnahmen, allen die Show.
Zwar wird einem in diesem Film nicht der Sinn des Lebens offenbart, doch wenn Walter sein leeres Reisetagebuch zu füllen beginnt, bekommt man als Zuschauer eine Gänsehaut und würde am liebsten mit ihm auf Reisen gehen!
Bereits im Jahr 1947 erschien unter dem Titel Das Doppelleben des Herrn Mitty und unter der Regie von Danny Kaye eine Verfilmung der Kurzgeschichte The Secret Life Of Walter Mitty des Zeichners James Thurber.
Leider gibt es diese ruhigen und besinnlichen Filme nur noch selten zwischen all den Computereffekten, schlechten Remakes, Reboots und Sequels. Wer auf der Suche nach großem Erzählkino mit interessanten Geschichten ist, sollte Das erstaunliche Leben des Walter Mitty eine Chance geben, denn dieser Film ist für die große Leinwand gemacht und wurde nicht umsonst bereits vor seinem offiziellen Filmstart für mehrere Filmpreise nominiert.
Für mich der bisher beste Film des Jahres!
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