San Francisco in den 30er Jahren, auf einem Rummelplatz. Ein kleiner Junge mit einer schwarzen Maske streift umher und besucht eine Ausstellung über den Wilden Westen. Dort trifft er auf den alten Indianer Tonto. „Nimm niemals deine Maske ab“, sagt er dem Jungen und fängt an, eine alte Geschichte zu erzählen.
Amerika, Mitte des 19. Jahrhunderts, Texas. Das Land ist geteilt. Der Bürgerkrieg ist gerade erst vorbei und der geordneten Gesellschaft der Ostküste steht der noch kaum erschlossene Westen entgegen, ohne Einfluss von Staat oder Kirche eine Nation des harten, arbeitenden Mannes.
Um das Land zumindest von Küste zu Küste zu einen, gelten die meisten Anstrengungen dem Bau der Eisenbahn. In der kleinen Stadt, in der sich die Bahngleise treffen sollen, beginnt die Geschichte damit, dass ein gesuchter Verbrecher namens Butch Cavendish erwartet wird, der mit dem Zug zum Ort seines Prozesses geliefert werden soll. Im selben Zug sitzt auch John Reid. Der frisch gebackene Anwalt hat das gleiche Ziel wie Butch, doch auf der Seite des Gesetzes als neuer Bezirksstaatsanwalt.
Als eine Gruppe Reiter den Zug entert und wild umherschiesst, hält es den moralisch pflichtbewussten John nicht länger auf seinem Sitz. Sein beherztes Eingreifen ist allerdings besser gemeint als getan und so endet seine heldenhafte Tat mit einem entflohenen Verbrecher und einem seltsamen Indianer an seiner Seite.
Seit Jahren schon versucht sich der Western wieder ins Kino zu mogeln. Die Vorgehensweise ist dabei subtil bis brachial, unverblümt bis hin zu versteckt. Doch keiner tritt die Tür des Saloons so souverän auf wie Lone Ranger.
Kritisch betrachtete Cowboymentalität, Charakterstudien oder verklärt sentimentale Historienverliebtheit findet man in Lone Ranger definitv nicht. Dieser Film wird denen gefallen, die sich die Western à la Spencer und Terrence Hill zurückwünschen, nur mit weniger epischen Ohrfeigen.
Gute, alte Stuntarbeit, bisweilen ad absurdum geführt und an den wirklich gefährlichen Stellen durch digital eingefügte Hintergründe in der Ausführung entschärft, aber dennoch ein Stuntspektakel, das seinesgleichen sucht. Sei es wegen der wirklich abstrusen Ideen, ich sage nur Pferd auf dem Dach, oder wegen der Party, die man innerlich feiert, wenn die Ouvertüre von Wilhelm Tell ertönt und auf der Leinwand die Post abgeht. Wer jemals Schwierigkeiten hatte, sich dabei ein im Takt galoppierendes Pferd vorzustellen, dem wird hier geholfen.
Doch neben dem Leinwandklamauk, der bisweilen stark an Schuh des Manitu denken lässt, weiß Gore Verbinski sehr genau, wie er auch andere Nuancen im Film unterbringen kann. Wie bei dem stark auffälligen Kind im Klassenzimmer verbirgt auch Lone Ranger einiges hinter der Show. Zum Beispiel atemberaubende Landschaftsaufnahmen. Der einfache, aber nachvollziehbare Eindruck der Vereinigten Staaten von Amerika als eine Nation, die sich selbst erschuf. Und ein bestürzender Umgang mit den Indianern.
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte und sobald man sich zu lange gedanklich mit dem Film beschäftigt, könnte man darüber lamentieren bis auch der letzte keinen Spaß mehr hat. Lone Ranger ist einer dieser „Binärfilme“. Entweder man kann den Film genießen und amüsiert sich köstlich oder man sitzt grummelnd da, findet alles doof und verlässt den Kinosaal aufgrund der enormen Länge vorzeitig.
Von mir sei an dieser Stelle nur gesagt: Wer Lust hat, der schaue ihn sich an und habe eine wundervolle Zeit im Kino.
Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Justin Haythe, Ted Elliott, Terry Rossio
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Johnny Depp, Armie Hammer, William Fichtner, Tom Wilkinson, Barry Pepper, James Badge Dale, Helena Bonham Carter
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