Evil Dead (2013) | Filmkritik

Evil Dead (2013)

Es wird immer noch getanzt, aber nicht mehr so schön wie früher. Blutiges Remake des Klassikers ohne Charakter.

Als Sam Raimi Anfang der 80’er Jahre mit The Evil Dead (dt. Tanz der Teufel) seinen ersten abendfüllenden Spielfilm fertiggestellt hatte, war noch niemandem klar, was für einen Hype sein Erstling losschlagen und Anlass für eine Unzahl an Remakes geben sollte. Raimi, der damals für Dreh und Produktion alle Freunde zusammengetrommelt und das letzte Geld zusammengekratzt hatte, konnte bei seinen zwei Nachfolgern The Evil Dead 2 (Tanz der Teufel 2 – Jetzt wird noch mehr getanzt) und The Army of Darkness (Die Armee der Finsternis) bereits auf mehr Unterstützung zurückgreifen.

Schon längere Zeit war ein Remake geplant, dass an heute gängige Filmstrukturen anknüpfen sollte, ohne jedoch den Charme und Geist der Originalfilme aus den Augen zu verlieren. Der uruguayische Regisseur Fede Alvarez, der bisher nur Kurzfilme drehte, nahm sich der großen Herausforderung an, Raimi und Bruce Campbell (der Hauptdarsteller aus der Evil-Dead-Trilogie) wirkten lediglich als Produzenten mit. An sich ein gutes Omen für den Regisseur, hatte Raimi damals doch auch nur Kurzfilme gedreht und relativ wenig Erfahrung. Trotz guter Vorzeichen schafft es Alvarez jedoch leider viel zu selten, dass Evil Dead-Remake aus dem Einheitsbrei der modernen 08/15-Horrorfilme zu heben und versinkt in der tumben Masse der mittelmäßigen Horrorfilme.

Im Gegensatz zum Original wurde der Handlungsverlauf leicht abgeändert, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Fünf Freunde machen sich auf den Weg zu einer einsamen Hütte im Wald, um abzuschalten und sich vom stressigen Großstadtleben zu erholen.

Dies ist jedoch nur ein Scheingrund, versuchen sie doch, die drogenabhängige Mia (Jane Levy) mit einem kalten Entzug clean zu bekommen. Als die Gruppe im Keller ein altes Buch findet und beginnt, daraus vorzulesen, beschwören sie etwas Böses, in Folge dessen sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen.

Einen Klassiker an die neue Zeit anzupassen ist eine große Herausforderung. Wirkt das Original mittlerweile unfreiwillig komisch und wie ein B-Movie, sollte das Remake auf den neuesten Stand der Zeit gebracht werden und genauso schocken wie einst der Vorgänger in den 80’er Jahren. Raimi, Campbell und Alvarez war bei der 17 Mio. Dollar teuren Produktion vor allem Authentizität und der Verzicht auf übermäßig viele, unnötige digitale Effekte wichtig, sprich: Gute alte Handarbeit bei den Splattereffekten und viel Filmblut. Wobei damit auch schon der größte Pluspunkt von Evil Dead angerissen wird: Die unvergleichliche Härte und Kompromisslosigkeit.

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Zwar wurden durch den bereits schockierenden Trailer schon eine Vielzahl von Gewaltszenen gezeigt – vor allem die Cuttermesserszene bleibt dabei im Gedächtnis -, dennoch kann der Film weiterhin allerhand ungesehene Spitzen in Szene setzen, wobei sich einem unweigerlich die Fragen aufdrängen, wieso das Original immer noch beschlagnahmt und das vielfach blutigere Remake mit einer FSK-18-Freigabe versehen worden ist.

Wird man vom Gorefaktor noch unterhalten, beschleicht einen ansonsten in weiten Teilen des Films das Gefühl, viele Elemente bereits gesehen zu haben. Kein Wunder, wurde die Handlung mit der einsamen Hütte im Wald im vergangenen Jahr mit The Cabin In The Woods doch gnadenlos durch den Kakao gezogen. Umso schwerer ist es für Evil Dead daher, überraschend und innovativ zu wirken. Im Großen und Ganzen wurde das Original zwar in die aktuelle Zeit gehoben, verliert mit der Hochglanzoptik jedoch einen maßgeblichen Teil seines Charmes und auch seiner Daseinsberechtigung, gibt es doch bereits unzählige, vor allem schlechte, Remakes. Letztlich ist die hohe Gewaltpräsenz der einzige Faktor, durch den sich Evil Dead von anderen Produktionen abheben kann.

Trotz aller Kritik gehört Evil Dead zu den besseren Remakes, das aufgrund seiner kompromisslosen Härte zu überzeugen vermag. Zwischen den Metzeleien schafft es der Film jedoch nicht sich aus dem 08/15-Einheitsbrei anderer Genrefilme abzusetzen. Letztlich ist es wohl einzig und allein der Name, der die meisten Zuschauer ins Kino locken wird – schade irgendwie.

Regie: Fede Alvarez
Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues, Diablo Cody
Musik: Roque Baños
Schauspieler: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore

Handlung:

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1 Kommentar(e)

Markus Grunwald 9. Juni 2013 - 21:11
Hab den Film heute auch im Kino gesehen und kann mich noch nicht ganz entscheiden, ob er an vielen Stellen nun gewollt trashig war oder nicht. Tipp: Nach dem Abspann gibt es noch eine kleine (sehr kleine) Szene zu bewundern!
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