Die Hüter des Lichts (2012) | Filmkritik

Die Hüter des Lichts

Die Aufgabe der Hüter ist es, die Träume und Hoffnungen der Kinder zu bewahren. Berufen vom Mann im Mond stellen sich der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann daher nicht nur den Herausforderungen ihrer eigenen Jobs.

Terminlich unpassend, nämlich kurz vor Ostern, muss der Weihnachtsmann eine Krisensitzung einberufen. Denn Pitch Black ist aufgetaucht, der die Welt in seine Dunkelheit tauchen will. Sollte er Erfolg haben und der Glaube der Kinder an die Hüter schwinden, so wäre auch ihre Existenz bedroht und der Herrschaft dieser dunklen Kreatur könnte kein Einhalt mehr geboten werden.

© Paramount Pictures

Doch die Hüter sollen ihren Kampf nicht ohne Unterstützung bestreiten. Ausgerechnet der Eigenbrödler Jack Frost, für dessen Zähne die Zahnfee schon lange schwärmt, wird vom Mann im Mond als neuer Wächter berufen. Doch wie soll dieser Individualist eine Hilfe darstellen? Wie kann er anderen helfen, wenn er sich selbst nicht im Klaren über seine Aufgabe ist?

Die Hüter des Lichts (Originaltitel: Rise of the Guardians) stammt aus der Schmiede der Dreamworks Animation Studios unter dem Vertrieb von Paramount, deren Koorperation schon Drachenzähmen leicht gemacht und Kung Fu Panda entsprangen. Regie führte bei dieser Buchadaption von William Joyce der Regieneuling Peter Ramsay, der damit seinen ersten abendfüllenden Film erschuf. Nennenswert ist zudem die Personalie Guillermo del Toro, der als ausführender Produzent.

In den Rollen hört man im Original Schauspielgrößen wie Hugh Jackmann, Alec Baldwin, Isla Fisher, Jude Law und Chris Pine. Die deutsche Synchronfassung setzt zwar auch auf bekannte Stimmen, verzichtete aber zum Glück auf talentfreie Dschungelcamp-Prominenz. Einzig Matze Knop als Osterhase fällt durch seinen Schwerpunkt im Bereich Comedy aus dem Rahmen, aber nicht negativ auf. Alle anderen Stimmen wurden von Schauspielern oder bekannten Synchronsprechern übernommen.

© Paramount Pictures

Optisch ist dieser Film absolut grandios gelungen. Die Animation der Figuren wirkt zwar kindgerecht, punktet aber in erster Linie durch ihren feinen Realismus. In diesen Genuss kommt man vor allem in HD Qualität. Die Leuchtkraft der speziellen Fähigkeiten der Wächter, das Sandmännchen vorneweg, und die feine Nuancierung mit Farbreflexen, machen den Film zu einem absoluten Augenschmaus. Abgerundet wird das durch eine absolut makellose und daher fast unbeachtete Darstellung und Architektur der „normalen“ Welt, die sich durch ihre Perfektion schon wieder so weit zurücknimmt, dass der Zauber der Magie darin prächtig erblüht.

Die Interpretation der Hauptcharaktere, die man an und für sich schon kennt, ist erfrischend anders. Der Weihnachtsmann mit russischer Anlehnung und tättowierten Unterarmen ist da nur der Gipfel des Eisberges. Egal, wie man sie bisher gesehen hat, so wurden die Heldengestalten einer jeden Kindheit noch nicht auf die Leinwand gebracht.

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Allerdings eröffnet sich mit der Auswahl dieser Charaktere zumindest auf dem deutschen Markt schon dezente Schwierigkeiten. Während Weihnachtsmann, Osterhase, Zahnfee und Sandmann allgemein bekannt sind, sieht das bei Jack Frost und dem Bösewicht Pitch schon wieder anders aus. Eine Personifikation des Winters gibt es hierzulande nicht wirklich, die bekannte Figur Väterchen Frost ist in diesem Fall eher dem filmischen Weihnachtsmann zuzuordnen.

Ebenso verhält es sich mit Pitch Black, der in der Übersetzung auch der „schwarze Mann“ genannt wird. Im englischen als Boogeyman bezeichnet, kennt ihn dort jedes Kind. Die korrekte Übersetzung wäre „Butzemann“, dessen Tradition sich hier aber mittlerweile so gut wie verloren hat, da selbst das Kinderlied einen eher humoristischen Beigeschmack besitzt. Ob man seinen Kindern eine bisher unbekannte Schreckensfigur anbieten möchte, das sollte man im Einzelfall entscheiden.

Wirklich niedlich und für einige köstliche Momente sorgend, sind die eher stummen Sidekicks. Die kolibriartigen Helferchen der Zahnfee, die stark an die Minions aus dem Animationsfilm Ich einfach unverbesserlich erinnernden Elfen des Weihnachtsmannes, die gestressten Yetis oder die Eierfiguren des Osterhasen ergänzen das Ensemble optimal.

Abzug gibt es bei diesem Film für die Länge. Die recht ruhige Erzählweise ist zwar eine angenehme Idee, aber bei knapp 97 Minuten nicht dauerhaft durch die Optik des Films auszugleichen. Daher kann es sein, dass eine rein passive Rezeption des Filmes nicht einfach ist und durch aktive Aufmerksamkeit und Willen ergänzt werden muss. Deutlich wurde das im Kino durch die zum Ende hin immer unruhiger und lauter werdenden Kinder.

Abschließend ist zu sagen, dass Die Hüter des Lichts ein gelungener Familienfilm ist, dessen Alterfreigabe (6) man unbedingt beachten sollte. Sofern die Kinder den teilweise etwas derben Humor nicht regional oder familiär bedingt kennen, könnten Figuren wie der Weihnachtsmann oder der Osterhase doch etwas bedrohlich wirken.

Regie: Peter Ramsey
Drehbuch: David Lindsay-Abaire
Musik: Alexandre Desplat
Stimmen: Chris Pine, Hugh Jackman, Alec Baldwin, Isla Fisher, Jude Law
Deutsche Stimmen: Florian David Fitz, Matze Knop, Klaus-Dieter Klebsch, Hannah Herzsprung, Tommy Morgenstern

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Bildrechte: Paramount Pictures

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