Lügen macht erfinderisch (2009) | Filmkritik

Lügen macht erfinderisch

Der Film spielt in einer alternativen Realität, in der es keine Lügen gibt und jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt nur die absolute Wahrheit spricht. Dabei zählt es nicht, ob der Gesprächspartner durch die Worte verletzt oder gedemütigt wird. Jeder sagt genau das, was er gerade denkt. So etwas wie Fiktion, Phantasie, Spekulation oder gar Religion existiert nicht und nur reale Ereignisse werden wiedergegeben.

In dieser Welt lebt Mark Bellison (Ricky Gervais), welcher als erfolgloser Schriftsteller mit dem 13. Jahrhundert über eine „sehr langweilige“-Ära berichten muss. Eines Abends geht er auf ein Blind-Date mit Anna McDoogles (Jennifer Garner). Unverblümt sagt sie Mark direkt, dass sie sich, wegen seines Aussehens und seiner erfolglosen finanziellen Situation, nicht zu ihm hingezogen fühlt. Nach dem romantischen Abendessen gesteht sie jedoch, dass die Zeit besser als erwartet verlief. Trotzdem möchte sie Mark nicht wiedersehen. Am nächsten Tag wird Mark aus seinem Job gefeuert und kann seinem Vermieter die monatliche Miete von 800 Dollar nicht bezahlen. Niedergeschlagen geht er zur Bank um sein Konto zu schließen und seine letzten 300 Dollar abzuheben. Als er dort ankommt unterrichtet ihn eine Bankfrau, dass die Computer zur Zeit ausgefallen sind und fragt ihn wie viel Geld er auf seinem Konto hat. Genau in diesem Augenblick überkommt Mark ein Geistesblitz. Er erzählt die erste Lüge der Welt und behauptet, dass er auf seinem Konto 800 Dollar hätte.

© Universal Pictures

Ohne Probleme wird ihm das Geld ausgehändigt. Nach diesem Ereignis testet Mark seine neu erworbene Fähigkeit und schreibt ein fiktives Drehbuch, wobei die Welt im 13. Jahrhundert einer Invasion von Außerirdischen standhalten musste und am Ende die Erinnerungen aller Menschen gelöscht wurden. Das Übel nimmt jedoch erst seinen Lauf, als Marks Mutter im Sterben liegt und er ihr von einem Paradies erzählt, welches alle Menschen nach ihrem Tod erwartet. Scharenweise pilgern die Menschen zu Mark und wollen von ihm hören, was der „Mann im Himmel“ alles für ihre Zeit nach dem Leben vorgesehen hat. Gefangen zwischen seinen eigenen Lügen versucht Mark auch weiterhin Anna zu überzeugen, dass seine inneren Werte ihn zu einem guten Ehemann und Vater machen.

Was im Trailer noch wie eine potenzielle Komödie über die Erfindung der Lüge wirkt, entwickelt sich über weite Strecken des Films ganz anders als erwartet. Nach einem schwachen Start mit viel trockenem Humor, welcher von Längen durchzogen ist und eigentlich nur durch die vielen Gaststars wie Jason Bateman als Arzt, Edward Norten als Polizist und Philip Seymour Hoffman als Barkeeper interessant wird, hat der Film sein Ideenpulver schnell verschossen. Sobald Ricky Gervais (The Office) dann schließlich das Lügen erfindet, kommt es zu einigen witzigen Einfällen, welche jedoch schnell wieder starke Züge einer romantischen Komödie annehmen und am Ende vollkommen verschwinden.

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Betrachtet man das Werk von Ricky Gervais, welcher ebenfalls zusammen mit Matthew Robinson Regie führte, jedoch etwas genauer, merkt man, dass sich hinter dem britischen Humor eine Botschaft versteckt, welche die Menschen überzeugen soll, die inneren Werte mehr zu schätzen. Da fragt man sich aber warum der Charakter des Mark, welcher ehrlich und gefühlvoll ist, den kompletten Film über mit der „Jagd“ nach der hübschen Anna verbringt, welche eigentlich außer ihrem Aussehen nicht viel zu bieten hat. Diese fragwürdige Liebesgeschichte ist bei weitem nicht der einzige Fehler, welche die Lügenwelt mit sich bringt und in vielen Szenen wird einem nicht ganz klar, wie dies eben Geschehene überhaupt passiert ist.

Auf der anderen Seite hat Lügen macht erfinderisch (Originaltitel: The Invention of Lying) aber auch einige Stärken, welche neben der Religionskritik und originellen Idee überzeugen. Zum ersten ist da Ricky Gervais, welcher seine verschiedenen Gefühlsmomente zwischen Freude und Trauer ohne weiteres meistert, ein passender Soundtrack, der so manche Stelle stimmungsvoll unterstreicht und die vielen Anspielungen, wie beispielsweise die Coca-Cola und Pepsi-Werbungen oder das Altersheim, welches für „alte Menschen die bald sterben“ ist.

Im Großen und Ganzen wirkt der Film trotzdem wie eine Idee, welcher eine Story aufgezwungen wurde, um sie verwirklichen zu können. Es ist zu offensichtlich was passiert und ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es keine lustigeren oder spannenderen Filme als Lügen macht erfinderischgibt.

Regie:  Ricky Gervais, Matthew Robinson
Drehbuch: Ricky Gervais, Matthew Robinson
Musik: Tim Atack
Darsteller: Ricky Gervais, Jennifer Garner, Jonah Hill, Louis C.K., Christopher Guest, Rob Lowe, Tina Fey

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Bildrechte: Universal Pictures

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