Willy’s Wonderland (2021) | Filmkritik

Ein namenloser Asphalt-Cowboy (Nicolas Cage) gerät in der amerikanischen Pampa mit seinem Wagen in eine Straßensperre. Mit zerfetzten Reifen und ohne das nötige Bargeld kommt er dort – irgendwo im Nirgendwo – nicht weit.

Eine Nacht als Hausmeister

Der einzige Ausweg: er muss die Reparaturkosten für sein Auto im örtlichen Kinderspieleparadies Willy’s Wonderland abarbeiten. Der Eigentümer verspricht: Eine Nacht als Hausmeister im Willy’s und seine Schulden sind beglichen. So simpel, so zwielichtig.

© Splendid Film/WVG

Denn, was der einsame Wolf nur ahnen kann: Das selbsterklärte Wunderland verbirgt ein dunkles Geheimnis. Und wer sich zu lange dort aufhält, bekommt die Bosheit von den Kuscheltierpuppen Willy, dem Wiesel und seinen diabolischen Freunden am eigenen Leib zu spüren.

Für diese Handlung, die – wie man so schön sagt – auf einen Bierdeckel passt, konnten Regisseur Kevin Lewis (The Third Nail, Dark Heart) und seine Crew Nicolas Cage für die Rolle des namenlosen Protagonisten gewinnen. Nach seiner Glanzkarriere in den 90er-Jahren hatte Cage 2009 so viele Millionen an Steuerschulden angehäuft, dass er bekanntlich in der Folge eine Zeit lang jedes Drehbuch – egal von welcher Qualität – annahm, das man ihm vorsetzte.

Der König des Overactings

Damit entwickelte er sich zum Posterboy des B-Movie-Home-Entertainment-Marktes. In den letzten Jahren fiel er allerdings wieder durch einige starke Rollen in kreativen Projekten auf, nicht zuletzt in Mandy (2018) oder jüngst in Pig (2021). Im Falle von Willy’s Wonderland ist Cage eindeutig der Unique-Selling-Point des gesamten Filmes.

Als Fan seines unkonventionellen, anarchischen Schauspiels kann man diesen Auftritt nur genießen. Der König des Overactings spielt in dieser vollkommen wortlosen Performance einen Kerl, der sich von niemandem beeindrucken lässt, auch nicht von einer Horde satanisch besessener Kuscheltiere.

© Splendid Film/WVG

Wir erleben Cage dabei, wie er grimmig dreinblickt, wie er in stoischer Ruhe Stunde um Stunde den fiktiven lilafarbigen Energy-Drink Punch herunterstürzt, wie er sich eine Schnittwunde mit Panzerband zuklebt, wie er mehrere Türen eintritt, wie er Pömpel und Besen zu Waffen umfunktioniert und damit schreiend auf riesige Animatronic-Plüschfiguren eindrischt.

Cage entzündet ein Spaßfeuerwerk

Und dann wäre da noch diese eine Szene, wo Cage an einem Flipper steht und eine ansteckend bescheuerte Tanzshow improvisiert.

Für solche Momente schauen Fans Cage gerne zu, denn auch aus einem noch dünnen Drehbuch kann dieser Mann nur mit seiner Miene und seiner physischen Präsenz ein Spaßfeuerwerk zaubern.

© Splendid Film/WVG

Genauso ist es auch bei Willy’s Wonderland. Der Film hat außer Cage wenig zu bieten, was wirklich funktioniert. Das Ganze ist als Beitrag zum Trash-Kino konzipiert und kann auch durchaus phasenweise mit einem hyperstilisierten Schnittgewitter oder coolen One-Linern wie „Er ist hier nicht mit ihnen eingesperrt, sondern sie sind hier mit ihm eingesperrt“ auftrumpfen.

B-Movie-Flair aber kein Kultfilm

Doch leider sind selbst nur 88 Minuten Laufzeit für das simple Konzept noch zu lang geraten. Der Horror-Trash-Komödie fehlt es vielfach an echtem Witz und echtem Horror. Nichts ist wirklich gruselig, nichts ist wirklich brutal, sondern immer, wenn die Plüschmonster ausgeschaltet werden, sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer nur Öl und Grütze spritzen. Wirklicher Splatter-Spaß kommt dabei nicht auf.

Es wurde zwar alles dafür getan, dass der Film mit seiner abgerockten Retro-Kulisse nur so vor Coolness sprüht, aber obwohl das auf ganzer Linie gelingt, reicht es nur für eine innovative Merchandise-Kampagne und noch längst nicht für einen Kultfilm. Dafür ist das Drehbuch mit seinen uninteressanten Subplots und Nebenfiguren, die dem genialen Nicolas Cage Screentime wegnehmen, doch zu gewöhnlich geraten und bietet von allem Verrückten zu wenig.

Willy’s Wonderland ist damit ein stylisches Genrestück mit einer großen Portion B-Movie-Flair und taugt damit genau für einen Zweck: zum lustig lockeren Genuss, zusammen mit guten Freunden bei Bier und Nachos. 10 Minuten weniger Laufzeit und dafür noch mehr B-Movie-Atmosphäre sowie eine Handvoll echter Gruselmomente hätten den Spaßfaktor allerdings noch empfindlich steigern können.

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