The Sadness (2021) | Filmkritik

Die Ruhe vor dem Sturm genießen Kat (Regina Lei) und Jim (Berant Zhu) in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Das Paar kuschelt sich im Bett nochmal gemütlich an. Beide sprechen über ihre gemeinsame Zukunft.

Der kontroverseste Horrorfilm des Jahres

Dann trennen sie sich, weil sie zur Arbeit müssen. Und als Jim in einem Restaurant etwas zu essen bestellt, herrscht plötzlich die blanke Panik. Denn das Alvin-Virus ist ausgebrochen!

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So schlägt ein junger und infizierter Mann um sich und misshandelt andere Besucher. Dem Koch zieht er die Fritteuse über den Kopf. Jim flieht aus dem Laden und rennt zu seinem Motorroller. Dabei wird er von anderen Zombies angefeindet, die grinsend hinter ihm herrennen.

Augen zu und durch! Es wird blutig!

Seine Freundin Kat erlebt den Ausbruch des Virus in der U-Bahn. Blutspritzer, abgebissene Finger und die pure Gewalt herrschen dort. Doch sie entkommt.

Das Paar scheint der stetig anwachsenden Zahl an Zombies unterlegen zu sein. Denn das Virus breitet sich in der Hauptstadt rasend schnell aus. Und als Nebeneffekt werden die Infizierten sexuell erregt und erfreuen sich daran, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.

Lediglich eine Träne verrät, dass sich ein Mensch gerade mit dem Virus infiziert hat und sich kurz vor dem Übergang in den Zombie-Modus befindet. Kat und Jim scheinen in einer ausweglosen Situation zu sein, der sie wohl kaum gewachsen sind.

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The Sadness ist mit Sicherheit einer der brutalsten Zombie-Filme aller Zeiten. Deshalb ist es wohl auch kein Wunder, dass das Erstlingswerk des Kanadiers Rob Jabbaz gleich zweimal durch die FSK-Wertung gefallen ist.

Neue Maßstäbe der Brutalität

Es ist wirklich erstaunlich, dass nach den vielen Jahren Splatter-, Gore- und Horrorfilmen überhaupt noch etwas schocken kann. Doch The Sadness schafft es.

Denn der Film setzt auf noch mehr Gewalt und einen noch höheren Ekel-Faktor. So erfreuen sich die Zombies, wenn sie ihr Opfer noch etwas foltern können. Außerdem vergehen sie sich an einigen Opfern.

Diese beiden Drehbuch-Entscheidungen sorgen für noch mehr Absurditäten und einen Hauch Anarchie. Einige Sequenzen sind auch für den hartgesottenen Filmgucker nur schwer zu ertragen.

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So hält die Kamera (fast) immer voll drauf. Die Folterszenen, in denen unschuldige Menschen von den Zombies zerlegt werden, sind abstoßend. Es gibt eine äußerst ekelerregende und zutiefst menschenfeindliche Szene in The Sadness, die einem glatt das Gefühl gibt, gerade mit dabei gewesen zu sein.

Ein schwindelerregendes Gorefest

Einer der Zombies massakriert und misshandelt eine junge Frau dermaßen, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. In einer anderen Szene spricht der taiwanesische Staatschef im Fernsehen. Und neben ihm bricht das Virus aus.

Die Härte und die Tragik werden stellenweise gut dargestellt. Solche Folter-Schock-Szenen tauchen häufig in dem Film auf. Es ist eine gewisse Beiläufigkeit, durch die der Zombie-Film sich von seinen anderen Genre-Vertretern absetzt. So gibt es selbst zwischen den Schockern immer wieder Gewaltszenen, die überraschend auftreten.

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Die hier gezeigte Brutalität ist einzigartig. Nicht nur, weil sie streckenweise so dermaßen unter die Gürtellinie geht, sondern auch, weil es konsequent ist. Denn gerade in so einer Zombie-Apokalypse ist alles möglich. Der Fantasie sind sprichwörtlich keine Grenzen gesetzt.

Kino abseits des Mainstreams

An dieser Stelle schwächeln so einige andere Weltuntergangs-Filme, denn dann gibt es zu oft klischeehafte Figuren und hirnlose Zombies. Doch in The Sadness wird neu gemischt. Es gibt keine Tabus mehr. Die Standards unserer Sehgewohnheiten werden mit Füßen getreten.

Für den normalen Filmgucker ist dies jedenfalls nichts. Regisseur Jabbaz verzichtet auf einen langsamen Start und lässt die Zombies schon nach etwas mehr als zehn Minuten von der Leine. Das sorgt für ein sehr hohes ​Tempo. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, sich in einer schier ausweglosen Situation zu befinden. Das schaffen nicht viele Virus-Filme in diesem Tempo.

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Deshalb ist The Sadness besser als viele Vertreter seines Genres. Auch die Ausstattung ist gelungen. Das apokalyptische Taipeh wirkt glaubwürdig. Die Darsteller geben allesamt ihr Bestes. Hauptdarstellerin Regina spielt ihre Rolle gut, ebenso wie ihr Film-Partner Berant Zhu.

Eine neue Art des Zombiefilms

Leider sind einige der Nebenrollen nicht mehr so präsent, was aber auch nicht weiter ins Gewicht fällt. Denn einige Figuren sind auch schnell wieder weg. Leichte Schwächen hat hingegen das Drehbuch, welches ebenfalls Regisseur Jabbaz übernommen hat. Obwohl er die für einen Zombie-Film benötigte Härte auch in seinem Skript verankert, gibt es vor allem im letzten Drittel wenige Überraschungen.

Das Schicksal der Hauptfiguren und auch das Ende der Geschichte können nicht mit einem Schocker enden, was The Sadness noch mehr Impact verliehen hätte. Doch das trügt den Gesamteindruck nur wenig.

Denn das Erstlingswerk von Jabbaz gehört insgesamt zu den besseren Zombie-Filmen, weil er das Spiel sinnvoll weitererzählt und durch rohe Gewaltspitzen aneckt.

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