The Iron Claw (2023) | Filmkritik

The Iron Claw

Fritz Von Erich (Holt McCallany) verdient als Wrestlingkämpfer sein Geld. Mit dem Sport möchte er seiner jungen Familie den Weg zum Erfolg ebnen.

Söhne. Brüder. Champions.

Über die Jahre führt der inzwischen mehrfache Familienvater seine Kinder ans Wrestling heran, ungeachtet ihres Willens. Kevin Von Erich (Zac Efron) gilt ebenso wie sein Bruder David (Harris Dickinson) als aufstrebendes Talent. Das Ziel ist laut Vater Fritz die Schwergewichtsweltmeisterschaft des Verbands NWA, die er einst verpasste.

Allerdings scheint der sportliche Ehrgeiz seine Grenzen zu haben, denn durch den enormen Leistungsdruck und die Verpflichtung Wrestlingstar zu werden, gibt es Probleme in der Von Erich Familie, die tiefer gehen als zuerst gedacht.

© LEONINE


Endlich ist es wieder soweit: Kurz vor Weihnachten und damit passend für die Award-Season erscheint mit The Iron Claw ein wunderbares Sport-Drama, das in vielen Bereichen überzeugt. So einen Film hat das Jahr 2023 dringend benötigt. Und ganz im Stile von gebrochenen Figuren und Familiendynastien gibt es im neuesten Werk von Sean Durkin jede Menge Highlights.

Das einmalige Leben der vier Von Erich-Brüder

Der Regisseur brachte in der Vergangenheit Filme wie Martha Marcy May Marlene (2011) oder The Nest – Alles zu haben ist nie genug (2020) heraus. Mit The Iron Claw ist dem kanadisch-amerikanischen Filmregisseur ein großer Wurf gelungen. Das 132-minütige Drama überzeugt als wunderbares Gesamtpaket.

Angefangen beim Drehbuch, das Durkin auch selbst verfasst hat. Die Eröffnungsszene zeigt Vater Fritz in den 1970ern beim Wrestling, der eine Motivationsrede an seine Kinder und Frau richtet, endlich Wohlstand zu genießen und sich in dem Kampfsport einen Namen zu machen. Damit ist die Stoßrichtung des Films direkt klar. Auch die Idee, diesen Einschub in schwarz-weiß zu drehen, gelingt.

© LEONINE

Im Anschluss ist Muskelpaket Kevin Von Erich (Zac Efron) die Hauptfigur. Hier ist zu erwähnen, was rein körperlich aus dem einstigen Teenie-Star Efron geworden ist. Mit Bergen an Muskeln und einem komplett aufgepumpten Körper hat sich der Amerikaner eine ordentliche Masse antrainiert. Das ist beeindruckend und sehr passend für den Film.

Die hart umkämpfte Welt des professionellen Wrestlings

Kevin ist der zweitälteste Sohn der Familie, sein großer Bruder starb als kleines Kind. Somit war er fortan derjenige, der vorangehen muss. Im Wrestling steht ihm auch sein Bruder David (Harris Dickinson) zur Seite. Das Ziel ist – wie der Vater es immer formulierte – der Schwergewichts-WM-Titel. Die erste Hälfte des Films dreht sich um diesen sportlichen Antrieb. Leistungsdruck, Erwartungen des Vaters und das Erwachsenwerden spielen hier eine Rolle. Die Familie hält zusammen für den Erfolg lautet die Message.

Als Sohn Kerry Von Erich (Jeremy Allen White) aufgrund des US-Boykotts der Olympischen Spiele von Moskau 1980 vom Sportinternat zurück nach Hause kommt, steigt auch er ins Wrestling-Business ein. Im Dreierverbund bestreiten die Von Erichs fortan Kämpfe.

© LEONINE

Vater Fritz ist als harter, auf sportlichen Erfolg fokussierter Elternteil, der Antrieb der Kinder. Allerdings verliert sich dieser auch zu sehr darin. Auch die Mutter Doris (Maura Tierney) lässt ihren Mann gewähren, ohne sich gegen diesen Druck anzustemmen. Sie gibt die harte Mutter, die ihre Emotionen stets versteckt.

Tragödien und Triumphe

So kippt das Geschehen in Hälfte zwei und entwickelt sich zu einem Drama. Dieser Umschwung kommt etwas abrupt und unglaubwürdig daher, obwohl sich die Ereignisse tatsächlich so dramatisch ereigneten bei den Von Erichs. Ob Regisseur Durkin dies so wollte bleibt offen.

Wie aus dem Nichts fühlt es sich an, ohne weiter auf den Inhalt einzugehen. Die Power aus der ersten Filmhälfte geht etwas verloren, alles läuft in ruhigerem Tempo ab. Auch die Erzählstruktur erscheint nicht mehr so griffig, viele Handlungsstränge verlaufen im letzten Drittel auf zu einem erwartbaren Ende. Doch diese Kritikpunkte trügen den Gesamteindruck nur leicht.

© LEONINE

Die Wrestling-Szenen sind sehr gelungen, der schmale Grat zwischen Show und Echtheit wird deutlich. Auch die Härte in den vermeintlichen Show-Szenen kommt gut rüber. Es ist beeindruckend Sprünge vom Ringseil mit einer sehr nahen und glaubwürdigen Kameraarbeit zu verfolgen. Die eingefangenen Bilder von Mátyás Erdély erzielen eine gute Wirkung. Auch das Familienleben der Von Erichs wird realistisch gezeigt, hier setzt Durkin auf zeitgemäße Bilder.

Ein Kampfsport-Drama à la Million Dollar Baby

Der Cast des Films The Iron Claw ist super. Holt McCallany, der in der Fincher-Serie Mindhunters schon ablieferte, zeigt wieder sein schauspielerisches Vermögen als sturer Vater. Er bleibt seiner Linie treu und ist der Antrieb der Familie – mit seinen guten und schlechten Seiten. Vor allem die Ignoranz und emotionale Kühle übertragt der Darsteller gut.

Jeremy Allen White (The Bear) spielt seine Rolle sehr aktiv und glaubwürdig. Zwar wirkt er gegen Ende des Films etwas zu aufgedreht, doch bereitete diese Auslegung seiner Figur auch einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Zac Efrons Schauspiel ist geprägt durch die physische Präsenz und in einigen Szenen sehr abwechslungsreich und tiefgründig, in anderen Sequenzen steht ihm die Masse jedoch eher im Weg. Doch liefert der US-Amerikaner insgesamt dank einer sympathischen Herangehensweise eine gute Vorstellung ab.

Mit The Iron Claw gelingt Durkin eine beeindruckende Mischung aus klassischen Kampfsport-Dramen wie The Fighter oder Rocky sowie The Wrestler und Million Dollar Baby. Am ehesten lässt sich der Streifen mit letzterem vergleichen. Allerdings setzt Durkin neue Akzente, dank einer Verknüpfung von Familie, Wrestling, Drama und Unterhaltung. Ein Must-See für Sport-Dramen-Fans also.

Bewertung

Trailer

Informationen

The Iron Claw | 21. Dezember 2023 (Deutschland) 7.7
Regisseur: Sean DurkinDrehbuchautor: Sean DurkinDarsteller: Zac Efron, Jeremy Allen White, Harris DickinsonHandlung:

Fotos


alle Bilder >>


Bildrechte: LEONINE

Ähnliche Beiträge

Megalopolis (2024) | Filmkritik

Rosemaries Baby (1968) | Filmkritik

The Dating Game Killer (2024) | Filmkritik